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Landkreis Dillingen: Holzhäusle bauen wird immer teurer

Landkreis Dillingen

Holzhäusle bauen wird immer teurer

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    Holz ist gefragt, nicht nur beim Bau von Dachstühlen.
    Holz ist gefragt, nicht nur beim Bau von Dachstühlen. Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    Wohin mit dem Holz? Das war in den vergangenen Jahren eine häufig gestellte Frage in der Holzbranche. Stürme und Borkenkäferschäden hatten eine große Menge Holz auf den Markt gespült und die Preise gedrückt. Das hat sich geändert. Inzwischen geht der Holzpreis durch die Decke. Corona ist hierbei aber nur ein Teil des Problems.

    Die Preise für Schnittholz haben sich seit Januar verdoppelt

    Christoph Denzel, einer der beiden Geschäftsführer des Wertinger Großhändlers Holz Denzel stellt die aktuelle Lage so dar: „Wir haben seit Januar eine Verdopplung der Preise für Schnittholz. Wenn das alles so weitergeht, sehe ich große Probleme.“ Mit „das“ meint Denzel die aktuelle Situation auf dem Weltmarkt. „Stellen Sie sich vor, Sie wollen ein Haus bauen und der Handwerker muss das nötige Holz dafür erst einmal ersteigern“, sagt Denzel. Das könne durchaus bald passieren, denn der Baustoff sei allerorts knapp. So knapp, dass ein großer deutscher Spanplattenhersteller schon beschlossen habe, keine Platten mehr an Baumärkte abzugeben, sondern das rare Gut für industrielle Zwecke zurückzuhalten. Gründe dafür gibt es viele, nur Lösungen sind momentan kaum in Sicht. Doch der Reihe nach.

    Schon im vergangenen Jahr zogen die Holzpreise im vierten Quartal an, so heißt es im Holzmarktbericht des Bayerischen Landesamtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Das Schadholz war da schon vom Markt, neues wurde aber in heimischen Wäldern kaum mehr geschlagen. Hinzu kam eine hohe Nachfrage auf dem Weltmarkt. Der Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks etwa schreibt nun in einer Pressemitteilung, dass gerade in den USA die Nachfrage zugenommen hat, weil dort pandemiebedingt die Schnittholzproduktion zurückgegangen ist. „Ein Problem ist auch, dass ein Schiffscontainer früher 1500 Dollar gekostet hat, jetzt im Moment kostet er zwischen 6000 und 8000, wenn nicht gar 12.000 Dollar“, sagt Denzel. Gleichzeitig sei die Nachfrage nach Holz überall extrem gestiegen und dies treibe natürlich auch die Preise. „Wenn das so weitergeht, sehe ich große Schwierigkeiten, nicht nur in der Bau-, sondern auch in der Verpackungsindustrie“, warnt der Unternehmer.

    Vor allem Kunden werden die Preissteigerung beim Holz bemerken

    Denn auch dort wird Holz gebraucht und nicht nur das ist im Moment Mangelware.Nicht alles, was normalerweise zuverlässig per Schiff aus China oder aus den USA kommt, wird auch pünktlich geliefert. Der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks etwa beklagt eine massive Preissteigerung von bis zu 40 Prozent bei Dämmstoffen, die mit speziellen Chemikalien behandelt werden müssen. Doch auch diese sind momentan schwer zu bekommen.

    Alessandro Sabella ist Zimmerermeister mit eigenem Betrieb in Lauingen. Er baut Holzhäuser und Dachstühle und bietet auch Spenglerarbeiten an. Auch er bemerkt den Preisanstieg beim Bauholz, der sich seit letztem Sommer auswirkt. „Der leidtragende ist der Kunde“, sagt der 21-Jährige. „Begeistert sind sie nicht, aber ein Haus bauen wollen sie natürlich trotzdem.“

    Bislang sei die Preissteigerung noch vertretbar, auch wenn es bis zu ein Drittel teurer werden könne als im letzten Jahr, so Sabella. Die Nachfrage sei gleichzeitig extrem hoch, so empfindet es zumindest der Lauinger Unternehmer. „Corona spielt dabei sicher eine große Rolle. Viele sind nicht in den Urlaub gefahren und hatten daher Geld für Renovierung und Hausbau übrig“, vermutet der Zimmerer. Er spürt das Anziehen der Preise aber nicht nur auf dem Holzmarkt. Auch Kupfer sei schwer zu bekommen. „Sonst schreibe ich Angebote, die vier Wochen gültig sind, im Moment geht das aber nur noch für eine Woche.“ Sabella sieht vor allen Dingen ein Problem: Das Holz werde zum Großteil in die USA exportiert, kritisiert er. Während das hiesige Handwerk trotz Corona fast ohne Unterbrechungen weitergearbeitet habe, so sei die Produktion in der Industrie ins Stocken geraten. Daher fehlten auch verarbeitete Materialien wie Dämmstoffe, PU-Schaum und weiteres Zubehör.

    Noch vor drei Jahren war der Holzpreis im Keller

    Für Alexander Gumpp, Geschäftsführer bei Gumpp & Maier, einem großen Holzbauunternehmen aus Binswangen, ist der Schnittholz-Export in die USA nicht die einzige Schwierigkeit. „Wenn wir jetzt die sechs Millionen Festmeter Rundholz dahätten, die wir letztes Jahr nach China verschifft haben, hätten wir gar kein Problem“, sagt der Unternehmer. Die heimischen Quellen würden seiner Ansicht nach genügen, um den hiesigen Bedarf zu decken. Man habe das Schadholz aber zu schnell verkauft, anstatt es auf Nasslager zu legen und eine bessere Marktsituation abzuwarten. Dies sei jedoch nur eine Begründung für die Knappheit. Hinzu käme eine höhere Nachfrage nach klimaschonendem Baumaterial, so Gumpp. Immer mehr Häuslebauer setzen auf diesen umweltfreundlichen Trend.

    Höhere Nachfrage plus weniger Ware gleich höherer Preis. Diese Gleichung gilt auch in der Holzbranche. Hinzu komme die Tendenz, den ohnehin schon knappen Rohstoff zu horten. Gumpp nennt es das „Klopapiersyndrom“, das man vom Anfang der Corona-Krise kenne. Wenn Dinge knapp werden, führt dies zu noch mehr Hamsterkäufen. So auch beim Holz. Aus Gumpps Sicht seien nun vor allen Dingen die Waldbauern gefragt: „Es ist verständlich, dass sie die Lust an ihrem Wald verloren haben“, sagt Gumpp. Noch vor drei Jahren waren die Preise im Keller. Nun sei es jedoch wichtig, dass die Waldbauern mehr Holz schlügen und nicht auf noch höhere Preise warteten. „Das ist wie an der Börse, das ist Psychologie.“

    Christoph Denzel ist als Holzgroßhändler gezwungen, einzukaufen und Vorräte anzulegen. Ohne Ware kein Verkauf, das ist das Geschäftsmodell eines Großhändlers. Er sieht sich in einer schwierigen Lage. Macht er nun seine Lager voll mit teurem Holz, so kann es sein, dass die Preise ebenso schnell fallen, wie sie gestiegen sind. Dann bliebe Denzel nur übrig, das Holz weit unter Einkaufspreis zu verkaufen und auch Zimmerer Alessandro Sabella musste vorsorgen und sein Materiallager wieder reaktivieren. „Wir sind eigentlich von den Lagerprozessen weg, jetzt müssen wir wieder aufstocken.“ Zu unsicher sei die Preisentwicklung.

    „Die Situation ist nicht dramatisch, aber lästig“, resümiert Gumpp. „Was schwierig ist für Betriebe, ist der wirtschaftliche Verlust durch die Preissteigerung.“ Manche Angebote habe man vor sechs Monaten geschrieben, mit Preisen, die nun nicht mehr mit den Materialkosten übereinstimmten. Er ist jedoch zuversichtlich: Wie die Zukunft in der Holzbranche aussieht, wird sich zeigen, sobald die Pandemie die Warenströme wieder wie gewohnt fließen lässt. „Wir bewegen uns einfach in globalisierten Märkten und die haben auch Einfluss auf das regionale Wirtschaften im Landkreis Dillingen“, sagt er.

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