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Landkreis Dillingen: "Entwicklungsland": IHK kritisiert digitalen Ausbau im Landkreis Dillingen

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"Entwicklungsland": IHK kritisiert digitalen Ausbau im Landkreis Dillingen

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    Vertreter der Dillinger IHK-Regionalversammlung kritisieren den langsamen Ausbau der digitalen Infrastruktur in der Region.
    Vertreter der Dillinger IHK-Regionalversammlung kritisieren den langsamen Ausbau der digitalen Infrastruktur in der Region. Foto: Carsten Rehder, dpa (Symbol)

    Die Stimmung bei diesem Pressegespräch mit den Vertretern der Dillinger IHK-Regionalversammlung ist ein Mix aus Euphorie und Sorge. Für die Heiterkeit sorgt dabei vor allem eine Entwicklung: Erst vor wenigen Tagen hat die Industrie- und Handelskammer ihr Acht-Millionen-Projekt in Dillingen gestartet. In der Nähe des Bahnhofs entsteht das Haus der Wirtschaft Nordschwaben, für das IHK-Vizepräsident Walter Berchtenbreiter fünf Jahre lang gekämpft hat (lesen Sie hier weitere Hintergründe).

    Vollbeschäftigung im Landkreis Dillingen

    Sie kritisierten beim IHK-Pressegespräch im Lauinger Bildungszentrum der Bayerischen Verwaltungsschule deutlich die rückständige digitale Infrastruktur in Deutschland und im Landkreis Dillingen: IHK-Vizepräsident Walter Berchtenbreiter (links) und Regionalvorsitzender Gregor Ludley. Auch im BVS-Bildungszentrum funktionierte das Telefonieren mit dem Handy nur am Fenster.
    Sie kritisierten beim IHK-Pressegespräch im Lauinger Bildungszentrum der Bayerischen Verwaltungsschule deutlich die rückständige digitale Infrastruktur in Deutschland und im Landkreis Dillingen: IHK-Vizepräsident Walter Berchtenbreiter (links) und Regionalvorsitzender Gregor Ludley. Auch im BVS-Bildungszentrum funktionierte das Telefonieren mit dem Handy nur am Fenster. Foto: Berthold Veh

    In dieser Außenstelle der IHK-Akademie Schwaben soll bereits ab dem September 2020 die gesamte berufliche Fortbildung im kaufmännischen und gewerblich-technischen Bereich angeboten werden. „Wir bündeln hier und im TCW in Nördlingen die Weiterbildungskompetenz in Nordschwaben“, sagt Berchtenbreiter. Und weil die Dillinger IHK-Regionalgeschäftsstelle ebenfalls ins Haus der Wirtschaft einzieht, dürfte die Pressekonferenz in den Räumen des BVS-Bildungszentrums in Lauingen vermutlich eine der letzten gewesen sein. Denn dort wird die IHK ihr Büro nach dem Umzug auflösen.

    Die im Herbst neu gewählte IHK-Regionalversammlung hat sich für die nächsten Jahre ein straffes Arbeitsprogramm verordnet. Fachkräftesicherung, Internationalisierung, Digitalisierung, Energie und Mobilität, so lauten die Schlagworte. Der neu gewählte Dillinger IHK-Regionalvorsitzende Gregor Ludley sagt, dass der Fachkräftemangel der größte Hemmschuh für die weitere Entwicklung sei. „Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Schwaben und damit auch im Landkreis Dillingen kann offene Stellen nicht besetzen“, erläutert der Geschäftsführer der Höchstädter Firma Nosta. Eine Arbeitslosenquote von 1,9 Prozent im Landkreis bedeute Vollbeschäftigung. Die Firmen hätten ein großes Interesse, Asylsuchende zu beschäftigen, „sofern es die Rechtslage zulässt“. Es sei ein Unsinn, Flüchtlinge abzuschieben, wenn sie einen Arbeitsvertrag haben. Die Kammer setze mit ihrem Programm „Lehre macht Karriere“ auf die Aus- und Weiterbildung.

    Sorgen macht die konjunkturelle Entwicklung

    Sorge macht Ludley und Berchtenbreiter die konjunkturelle Entwicklung. Er wolle nichts herbeireden, sagt der IHK-Regionalvorsitzende. Im produzierenden Gewerbe werde der Auftragseingang aber „schleppender“. Ludley sagt: „Die Konjunktur trübt sich ein.“ Die schwäbische Wirtschaft habe eine hohe Exportquote von 45 Prozent. Und da seien die gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen – vom schwächelnden chinesischen Markt über die unkalkulierbare Entwicklung in den USA bis zum Brexit – „verheerend“.

    Vor Ort sehen die Wirtschaftsvertreter einigen Handlungsbedarf – gerade bei der digitalen Infrastruktur. Wenn man Flüchtlinge frage, was ihnen bei uns gefällt, bekomme man, wie eine überregionale Studie ergeben habe, viele positive Antworten. Es gebe meist nur eine Klage, sagt Berchtenbreiter: Dass das Netz bei uns langsam sei. Dies treffe sowohl fürs Breitbandnetz als auch für den Mobilfunk zu. „Bei der digitalen Infrastruktur sind wir Entwicklungsland“, klagt Berchtenbreiter. Und als er in diesem Moment auf dem Handy angerufen wird, untermauert dies die These des Reitzner-Firmenchefs, denn Berchtenbreiter muss im Raum des Lauinger Bildungszentrums ans Fenster gehen, um dort telefonieren zu können. Ein Phänomen, das viele Menschen im Landkreis kennen. Wer sich etwa zwischen Wertingen und Höchstädt, im Kesseltal bei Oberliezheim oder zwischen Holzheim und Ellerbach aufhält, kann an vielen Stellen auf dem Handy nicht erreicht werden.

    Viele Kommunen sind vom schnellen Internet weit entfernt

    Und das sind nur einige Beispiele. Viele Kommunen im Landkreis sind auch von einem schnellen Internet immer noch weit entfernt. Die beiden IHK-Sprecher halten die Versorgung mit einer ausreichenden digitalen Infrastruktur „für eine elementare Aufgabe des Staates“. Und die Politik habe diese Entwicklung verschlafen. Ludley sagt, dass dies jetzt schon Arbeitsplätze koste. In seiner Firma in Höchstädt beispielsweise nutze er derzeit noch eine 10-Mbit-Standleitung. Er habe zuletzt eine neue Software bestellen wollen, die aber mit dem jetzigen Netz nicht zum Laufen gebracht werden könne. „Als IHK fordern wir überall Geschwindigkeiten von 1000 Mbit“, sagt Ludley. Berchtenbreiter kann da nur schmunzeln, denn bei ihm in Dillingen haben die Stadtwerke Glasfaserkabel gelegt. Und er hätte diese Geschwindigkeiten zur Verfügung.

    Eine endlose Geschichte ist für Berchtenbreiter auch die Verbesserung der Verkehrs-Anschlüsse an die Autobahnen. Der Landkreis Dillingen habe hier mit dem Standort-Nachteil zu kämpfen, nicht an einer Autobahn zu liegen. Mit der neuen Bundesstraße in Dillingen sei die Situation etwas besser geworden. „Insgesamt ist die B16 aber immer noch eine Katastrophe“, sagt der IHK-Vizepräsident. Er fordert, dass die neue Bundesstraße in Höchstädt nach mehr als 30 Jahren endlich durchgesetzt werden müsse. „Wir sind hier für eine Nordumgehung“, betont Berchtenbreiter. Eine Bahntrasse würde die Stadt durchschneiden. Nach der Debatte ums Wasserschutzgebiet rücke die nun im Raum stehende Nordumgehung näher an Höchstädt heran. „Dies ist nahezu die Trasse des Bürgerentscheids. Wir befinden uns im Jahr 1996“, sagt Berchtenbreiter und fordert, hier endlich etwas voranzubringen.

    Ebenso unzureichend sei im Übrigen die Anbindung der Region an die B2 bei Meitingen. „Hier fehlt der Masterplan“, kritisiert der IHK-Vizepräsident. Der Landkreis Dillingen sei vom Raum Augsburg abgeschnitten.

    Lesen Sie dazu auch:

    Startschuss für das Haus der Wirtschaft

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