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Landkreis Dillingen: Elterntaxis werden auch im Landkreis Dillingen immer mehr

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Elterntaxis werden auch im Landkreis Dillingen immer mehr

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    Das sogenannte Elterntaxi ist ein Phänomen, das in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie noch mehr – auch bei uns im Landkreis Dillingen. Dabei, so die Experten, sollen Kindern ihren Schulweg kennen und lernen.
    Das sogenannte Elterntaxi ist ein Phänomen, das in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie noch mehr – auch bei uns im Landkreis Dillingen. Dabei, so die Experten, sollen Kindern ihren Schulweg kennen und lernen. Foto: Alexander Kaya (Symbol)

    Schnell noch die Brotzeit einstecken, Jacke anziehen und ab ins Auto. An der Schule kurz parken, Tür auf, Kind raus und weiterfahren. Entweder nach Hause oder in die Arbeit. Diese oder ähnliche Situationen können täglich am frühen Morgen vor den Schulen im Landkreis Dillingen beobachtet werden. Das sogenannte Elterntaxi, sprich Mama und Papa bringen ihr Kind mit dem Auto in die Schule, ist längst kein seltenes Phänomen mehr. Im Gegenteil, wie Katharina von Rönn, Polizeisprecherin in Dillingen, weiß. Seit vielen Jahren sei das Thema Elterntaxi präsent. Aber: „Sicherlich ist es aktuell so, dass viele Eltern ihre Kinder in die Schule bringen, weil sie nicht wollen, dass die Kleinen aufgrund der Corona-Pandemie in überfüllten Bussen sitzen. Das kann man verstehen, aber das Chaos vor den Schulen ist perfekt“, sagt die Beamtin.

    Nicht genügend Kindersitze im Auto

    Sie erklärt, dass Elterntaxis auch von Schulen nicht gern gesehen sind, vor allem aus Sicherheitsgründen. „Es wird teils auf Gehwegen, direkt vor der Schule oder an der Bushaltestelle geparkt. Kinder laufen zwischen den Autos durch oder steigen links in den laufenden Verkehr aus. Das birgt Gefahren“, sagt Katharina von Rönn. Hinzu komme, dass Eltern oft nicht nur ihr eigenes Kind, sondern das des Nachbarn auch noch mit dabei haben, aber nicht genügend Kindersitze im Auto sind. Die Länge der Autofahrt sei dabei keine Ausrede.

    Unabhängig von Corona sei diese Problematik schon längst nicht nur in Großstädten, sondern auch bei uns in der ländlichen Gegend aufgekommen. Sei es, weil Eltern überbesorgt sind oder der Schulweg auf dem Weg zur Arbeit liege. „Das ist dann einfach praktisch und das Kind kann länger schlafen.“ Aber, und das betont die Polizeisprecherin immer wieder deutlich, der Schulweg sei für Kinder elementar wichtig. Es sei wichtig, dass die Mädchen und Buben die Erfahrung machen, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten müssen. Sie sollen Ampeln beachten und gegebenenfalls Gefahrenstellen selbst erkennen, so die Expertin. Und weiter: „Zudem stärkt der Weg in die Schule das Gemeinschaftsgefühl unter den Kindern, sie schnappen schon frische Luft und haben sich vor dem Unterricht ein wenig bewegt.“

    Es kommt oft zu Gefährdungen für die Kinder

    Glücklicherweise gebe es im Landkreis Dillingen bisher wenig Schulwegunfälle aufgrund von Elterntaxis oder ähnlichen Verkehrssituationen. „Meistens sind Tretroller oder Fahrräder beteiligt. Aber es kommt oft genug zu Gefährdungen aufgrund von parkenden Autos rund um die Schulen“, so von Rönn weiter. Dann müsse gezielt auf die Eltern zugegangen und Kontakt aufgenommen werden. Dass das früh am Morgen zusätzlich Stress verursacht, „verwundert dann auch nicht“. Deshalb rät die Polizeibeamtin auch, dass Eltern, wenn sie das Auto nehmen, genug Zeit einplanen. Denn grundsätzlich ist ein Elterntaxi natürlich nicht verboten. Aber: Es müssen die Verkehrsregeln beachtet werden. Dazu zählt beispielsweise, dass Parken in zweiter Reihe verboten ist, die Kinder brauchen alle die richtigen Sitzunterlagen im Auto und die Bushaltestellen müssen freigehalten werden.

    Über allem, so Katharina von Rönn, stehe die Sicherheit der Kinder. Deshalb bietet die Polizei Dillingen seit vielen Jahren auch schon spezielle Übungseinheiten an: Schulbustraining mit den Erstklässlern, Fahrradführerschein mit den Viertklässlern, und nach den Sommerferien sind Beamte speziell bei Grundschulen oder anderen neuralgischen Punkten im Landkreis Dillingen präsent. „Wir wollen damit auch signalisieren, dass wir auf die Kinder aufpassen.“

    Christiane Grandé, Rektorin der Grundschule in Wertingen, bestätigt auf Nachfrage, dass Elterntaxis in den vergangenen Jahren zugenommen haben, und aufgrund der aktuellen Situation noch verstärkter. „Auch wenn sich unsere Kinder an die Maskenpflicht im Bus halten, so sind die Eltern doch sehr verunsichert“, sagt die Schulleiterin. Sie sei froh, dass sich unabhängig davon die Verkehrssituation in der Fèrestraße, der Adresse der Grundschule, verbessert habe – sie sei mittlerweile eine Spielstraße, es muss sehr langsam gefahren werden. „Das hat sich ganz gut entwickelt“, sagt Grandé. Zudem würden die Eltern, die mit den Autos ihre Kinder bringen, mittlerweile hinten an der Wertinger Stadthalle parken und von dort wieder wegfahren.

    Auf dem Weg in die Arbeit ist es praktisch

    Trotzdem, betont die Rektorin, hätten Elterntaxis auch vor Ausbruch der Pandemie zugenommen. „Es ist entweder praktisch, um gleich in die Arbeit weiterzufahren, oder Eltern haben aufgrund der erhöhten Verkehrslage Angst, sie alleine gehen zu lassen. Die Autos nehmen immer mehr zu“, sagt die Wertinger Schulleiterin, betont aber gleichzeitig: „Aber die Eltern müssen ihren Kindern auch etwas zutrauen. Das ist ganz wichtig.“

    An den Elternabenden werde deshalb immer kommuniziert, wie wichtig der Schulweg zu Fuß sei. Zudem gebe es unter anderem Lotsen, die zusätzlich für Sicherheit sorgen. In den ersten zwei Schulwochen werden die kleinen Buben und Mädchen von ihren Lehrern belehrt, sie gehen auch gemeinsam die Wege ab. „Auf dem Schulweg passiert sehr viel, was wichtig für die Kinder ist. Da entstehen soziale Kontakte, es findet ein Austausch statt, und Probleme in der Schule werden besprochen“, sagt Christiane Grandé. Das sei ganz wichtig für die Entwicklung der Schüler. Die Strukturen für einen sicheren Schulweg seien da – schon vor Corona.

    Das bestätigt auch Ingrid Wais, Rektorin der Grundschule in Wittislingen. Sie sagt, dass gerade zu Schulanfang das Thema Verkehrssicherheit einen großen Raum im Unterricht einnehme. Zudem gebe es Schulbustraining und Co. für die Buben und Mädchen. Dennoch habe auch ihre Schule Probleme mit Mamis und Papis, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. „Teilweise wird auf dem Zebrastreifen direkt vor der Schule angehalten, sodass andere Kinder ihn nicht überqueren können. Hinzu kommt, dass bei uns in der Nähe auch der Kindergarten ist“, erklärt Wais weiter.

    Eltern sind verunsichert und haben Angst

    Dabei gibt es in Wittislingen ganz nah der Schule einen großen Parkplatz, der genau dafür genutzt werden sollte. Wird er aber nicht – oder zumindest nicht von allen Eltern. Deshalb hat die Rektorin vor kurzem auch Kontakt zur Polizei aufgenommen und um Kontrollen gebeten. „Vielleicht wirkt das mehr“, sagt sie. Wie berichtet, hat sich auch der Wittislinger Gemeinderat bei seiner Sitzung vergangene Woche mit dem Thema Elterntaxi und der Park-Problematik beschäftigt.

    Natürlich kommuniziere man zusätzlich mit den Eltern. Denn auch für Rektorin Ingrid Wais ist der Schulweg ein wichtiges Thema. Sie sagt, dass die Kinder so am Morgen schon Bewegung hätten und dabei selbstsicherer und selbstständiger würden. Sie denkt, dass manche Eltern zu besorgt sind. „Das hat auch etwas mit dem Vertrauen ins Kind zu tun.“

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