Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Dillingen: Eine Resolution soll gegen den Ärztemangel im Landkreis Dillingen helfen

Landkreis Dillingen

Eine Resolution soll gegen den Ärztemangel im Landkreis Dillingen helfen

    • |
    Schon jetzt fehlen im Landkreis Dillingen Hausärzte und Hausärztinnen. Mit einer Resolution wollen die Gemeinden und Städte nun ein Zeichen setzen.
    Schon jetzt fehlen im Landkreis Dillingen Hausärzte und Hausärztinnen. Mit einer Resolution wollen die Gemeinden und Städte nun ein Zeichen setzen. Foto: Ralf Lienert (Symbol)

    Dem Landkreis Dillingen gehen die Hausärzte aus. Mit dem Tod von Dr. Sigurd Mackenrodt, der in Höchstädt und im Bachtal praktiziert hat, hat sich die Situation zusätzlich verschärft. Für viele Patientinnen und Patienten kann nicht mehr gewährleistet werden, dass sie bei einem Hausarzt oder einer Hausärztin aufgenommen werden. Im westlichen Landkreis wurden seit Beginn der Corona-Impfkampagne drei Standorte geschlossen. Weitere Praxisschließungen sind angekündigt. Um dem Problem abermals entgegenzutreten, haben die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im

    Dem Sprecher der Hausärzte im Landkreis, Dr. Alexander Zaune, zufolge ist die Lage ernst: „Wir erleben das Ärztedefizit jeden Tag. Wir in den Sprechstunden und Sie durch die Bürger“, sagte er bei der Kreisversammlung des Gemeindetags in Richtung der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister.

    Wie viele Hausärzte gibt es im Landkreis Dillingen wirklich?

    Der Landkreis ist bei der hausärztlichen Versorgung auf drei Planungsbereiche aufgeteilt: Lauingen, der alles westlich von

    Das Problem beginnt laut Zaune schon bei den offiziellen Zahlen, die darstellen sollen, wie viele Ärzte es in den Kommunen faktisch gibt. Diese finden sich im Versorgungsatlas des KVB. Offiziell gibt es 14 Hausärzte in Dillingen, in Wahrheit sind es Zaune zufolge nur neun. In Bachhagel sei es nur einer, nicht zwei; in Wittislingen drei, nicht vier; in Lauingen sechs, nicht sieben und in Gundelfingen vier, nicht fünf.

    Die krummen Zahlen hängen auf der einen Seite mit dem Stand des Atlas aus Januar 2021 zusammen – seitdem sind allein zwei der Hausärzte im Kreis gestorben –, auf der anderen Seite werden Zaune zufolge auch Ärzte mitgezählt, die zwar eine Hausarztausbildung haben, aber in Facharztpraxen tätig sind und entsprechend nicht die Aufgaben von Hausärzten übernehmen. Für die Zulassung neuer Hausärzte ist der Zulassungsausschuss Schwaben zuständig.

    Der Landkreis Dillingen stehe bei den Nachwuchsmedizinern vergleichsweise gut da

    Doch es gibt noch ein weiteres Problem. Und das hat mit der hausärztlichen Bedarfsplanung zu tun. Der Gemeinsame Bundesausschusses (GBA) hat festgelegt, dass ein Hausarzt mit Kassensitz 1609 Patientinnen und Patienten versorgen soll. Allerdings spielen Faktoren wie das Alter der Bevölkerung und die Krankheitslast bei dieser Pro-Kopf-Berechnung ebenfalls eine Rolle. Und der Landkreis ist besonders jung und relativ gesund. Heißt im Klartext: In unserer Region soll sich ein Hausarzt um mehr Patientinnen und Patienten kümmern als anderswo. Im Bereich Lauingen sind es 1649. In Dillingen sogar 1748. Zaune kritisiert diese Art der Berechnung. „Das klingt nicht nach sehr viel mehr. Aber wenn man das auf 100.000 Einwohner hochrechnet, kann das bis zu 20 Ärzte mehr oder weniger ausmachen“, sagte er bei der Kreisversammlung.

    Zaune kritisiert die Berechnungsmethoden schon lange und hat damit immer wieder auch in der Politik Gehör gefunden. Verändert hat sich bislang aber nur wenig. Das liege auch daran, dass sich niemand so recht zuständig fühle, an dem System etwas zu ändern. Der Dillinger Hausarzt nennt das ein „Ping-Pong-Spiel der Verantwortlichkeiten“. Er sagt, statt auf die Versorgungsquote zu schauen, solle man lieber die Hausarztdichte im Auge behalten und auf das Alter der Ärzte achten. Im Bereich Dillingen sind laut Landesamt für Gesundheit (LGL) 36 Prozent der Hausärzte über 60, in Lauingen sind es knapp 35 Prozent, in Nördlingen sogar 50. Auch wenn Oliver Legler vom LGL betont, dass der Kreis bei den Nachwuchsmedizinern vergleichsweise gut dastehe (im Bereich Dillingen sind etwa 25 Prozent unter 45, in Lauingen 17) – der Großteil ist doch älter.

    Zaune fordert, dass auch die Zahl der über 70-jährigen Ärztinnen und Ärzte mehr beachtet werden soll. Davon gebe es im Landkreis Dillingen sieben Stück. „Und die arbeiten alle voll. Wahnsinn, finde ich.“ Zaune warb bei den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern für die Resolution, an der er selbst mitgewirkt hat: „Ich bin niemand, der dramatisiert, und ich will keine Unruhe in der Bevölkerung schüren, aber Sie sind als Bürgermeister ja sozusagen die Hausärzte der Politik.“

    Die Resolution dient nicht nur als Signal

    In dieser Resolution, die vom Gemeindetag einstimmig verabschiedet wurde, fordern die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis Dillingen von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, dass die real besetzten Kassensitze im Versorgungsatlas dargestellt werden sollen, außerdem die regionale Verhältniszahl und auch die Hausärzte im Alter über 70. Denn der Bedarfsplan bilde den tatsächlichen Bedarf an Medizinerinnen und Medizinern nicht ab. Die KVB soll laut Resolution die Prüfung einer drohenden Unterversorgung anstoßen. Durch die Hausarztquote, die im Landkreis deutlich vom Soll-Wert abweicht, würde die „faktische hausärztliche Unterversorgung schon planerisch zementiert“. Die aktuell verbliebenen Hausarztpraxen arbeiten demnach schon jetzt an der Belastbarkeitsgrenze.

    Ein weiterer Kritikpunkt in der Resolution befasst sich mit Fördergeldern: Dadurch, dass Nachbarlandkreise, die teils besser oder gleich gut versorgt sind wie Dillingen, bestimmte Fördergelder durch die KVB erhielten, habe der Landkreis einen „nicht hinzunehmenden Wettbewerbsnachteil“.

    Mit der Resolution will der Gemeindetag ein Signal in Richtung der Bürgerinnen und Bürger sowie der Hausärztinnen und Hausärzte senden. Wenn auch nicht „von heute auf morgen“, so sei das Ziel doch, die derzeitige Situation nachhaltig zu verbessern.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden