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Landkreis Dillingen: Ein Atommüll-Endlager im Landkreis Dillingen?

Landkreis Dillingen

Ein Atommüll-Endlager im Landkreis Dillingen?

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    Stefan Studt (rechts), Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesgesellschaft für Endlagerung BGE, und Steffen Kanitz, Mitglied der Geschäftsführung der BGE, zeigen eine Landkarte am Rande der Präsentation des Zwischenberichts mit Teilgebieten für die Endlagersuche.
    Stefan Studt (rechts), Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesgesellschaft für Endlagerung BGE, und Steffen Kanitz, Mitglied der Geschäftsführung der BGE, zeigen eine Landkarte am Rande der Präsentation des Zwischenberichts mit Teilgebieten für die Endlagersuche. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Der Landkreis Neu-Ulm und auch Teile der Kreise Günzburg und Dillingen kommen als Standorte für ein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll in Frage. Der Zwischenbericht, den die Bundesgesellschaft für Endlagerung am Montag veröffentlicht hat, ist ein Schritt auf der Suche nach einem Atommüll-Endlager in Deutschland.

    Atommüll-Endlager im Landkreis Dillingen für Landrat Schrell keine Option

    Auch im Landkreis Dillingen sorgt der neue Anlauf für eine Endlager-Suche für Diskussionen. Nach Erkenntnissen der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) weisen in Deutschland 90 Gebiete geeignete geologische Voraussetzungen für ein Atommüll-Endlager auf. Landrat Leo Schrell (FW) zeigt sich auf Anfrage unserer Zeitung zuversichtlich, dass der Landkreis Dillingen am Ende kein Endlager-Standort wird.

    „Da es an anderen Orten in Deutschland wesentlich mächtigere Gesteinsformationen als in unserem Landkreis Dillingen gibt, gehe ich davon aus, dass unsere Gebiete im Verlauf der weiteren Untersuchungen aus der Liste der in Frage kommenden Standorte gestrichen werden“, sagt Schrell gegenüber unserer Zeitung. Und er nennt ein weiteres Argument. „Dies gilt umso mehr, als in unserer Region die größten Trinkwasservorkommen Bayerns vorhanden sind“, wie der Landrat erläutert. In deren unmittelbarer Nähe ein atomares Endlager zu bauen, „ist nach meiner Überzeugung nicht möglich“, argumentiert Schrell.

    Endlager in Deutschland laut IPPNW alternativlos

    Die Ulmer Ärzteinitiative begleitet Entscheidungen rund um die Atomenergie seit Jahren kritisch, sie ist eine Regionalgruppe der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW). Eine andere Lösung als einen Endlager-Standort in Deutschland gebe es nicht, heißt es seitens der Gruppe: „Wir und unsere Nachkommen haben diese Altlasten des Atomzeitalters zu tragen.“

    Thomas Wolf von der Mahnwache Gundremmingen hat kein hundertprozentiges Vertrauen in die Suche, aber es müsse nun einmal ein geeigneter Ort gefunden werden, „und wenn er bei uns in der Nähe ist, muss das Endlager hierher“, sagt Wolf. Das Wichtigste sei, den Atommüll sicher unterzubringen. Er sei zumindest der Überzeugung, dass dies nun verantwortungsvoll und wissenschaftlich untersucht werde, „eine Wende um 180 Grad im Vergleich zu Gorleben“. Da habe man gedacht, man wähle das „Zonenrandgebiet“ aus und dann sei Ruhe, doch wirkliche Untersuchungen habe es nicht gegeben. Jetzt werde detailliert geprüft, welche Region geeignet ist. Das sei richtig, wenngleich jede Vor- und Nachteile habe.

    Problematisch aber findet Wolf, dass die Bürger nun unter Zugzwang gesetzt würden. Erste Ergebnisse seien vorgestellt worden, bis zur ersten Fachkonferenz könne man sich aber gar nicht einarbeiten oder externen Sachverstand holen – der dann ja auch finanziert werden müsse. Die Mahnwache werde sich hier nicht einbringen, er als Anhänger der Anti-Atomkraft-Bewegung versuche aber, am Ball zu bleiben. Nichtsdestotrotz lobt Wolf die Formate der Bürgerbeteiligung an sich.

    Der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Forum – Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik“, Raimund Kamm, will sich gegenüber unserer Zeitung nicht äußern. Denn er sei bei unserer Berichterstattung über die Pro-Atomkraft-Demo des Vereins Nuklearia in Gundremmingen in ein falsches Licht gerückt und die Hintergründe der Veranstalter seien nicht recherchiert worden, außerdem sei die Berichterstattung zum Atomkraftwerk einseitig. Er bekomme genug andere Anfragen.

    90 Gegenden sind in Deutschland für das Atommüll-Endlager geeignet

    Im 444 Seiten dicken Bericht, der jetzt präsentiert wurde, finden sich 90 geologisch geeignete Gegenden, die für ein Endlager prinzipiell geeignet sind. Etwas mehr als die Hälfte Deutschlands ist markiert: Die Karte zeigt Regionen mit Ton-, Salz- und Kristallinschichten im Boden sowie ohne Vulkane und Bergwerke. In weiteren Verfahrensschritten werden nach und nach Teilgebiete ausgeschlossen. Im Jahr 2031 soll die Entscheidung gefallen sein, im Jahr 2050 soll das Endlager in Betrieb gehen.

    Die Tonschicht im Boden der Schwäbischen Alb sowie ihrer Randgebiete ist bis zu 300 Meter dick, die Basis dieser Schicht liegt zwischen 400 und 1500 Metern unter der Oberfläche. Der Zwischenbericht kommt zum Ergebnis, dass die Region eine „günstige geologische Gesamtsituation für die sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle“ bietet. In einzelnen Punkten sehen die Experten aber Schwierigkeiten: Die „gebirgsmechanischen Eigenschaften“ werden mit „nicht günstig“ bewertet. Bei den Kriterien, die für Tonschichten als besonders ausschlaggebend gelten, werden die Voraussetzungen dagegen als „günstig“ oder „bedingt günstig“ eingestuft. Besonders im Norden des Teilgebiets sehen die Experten Risiken durch zerklüftetes Gestein. Im Süden ist das dem Bericht zufolge dagegen nicht zu erwarten. Außerdem ist das Gebiet dort ausreichend groß, die Tonschicht liegt besonders tief unter der Erde und sie ist besonders dick. Das Teilgebiet beginnt bei Aalen im Norden, bei Bad Schussenried im Süden und bei Bad Urach im Westen. Die Ostgrenze verläuft knapp westlich von Nördlingen, Dilllingen, Burgau, Ichenhausen, Roggenburg, Illertissen und Altenstadt.

    Schichten aus Ton und Kristallin sind für ein Endlager "günstig"

    Neben den Tonschichten ist auch kristallines Gestein im Boden aus Sicht der Fachleute geeignet, um Atommüll für eine Million Jahre sicher zu verwahren. Das entsprechende Teilgebiet, das auch durch den Kreis Neu-Ulm verläuft, ist unwesentlich größer als die hier gelegene Tonschicht-Region: Es verläuft einmal quer durch Baden-Württemberg und Bayern und umfasst dabei auch den Nordteil des Landkreises Neu-Ulm bis Vöhringen und Weißenhorn, den Nordteil des Landkreises Günzburg bis Ichenhausen und Jettingen-Scheppach sowie nahezu den gesamten Alb-Donau-Kreis - nur der Streifen entlang der Iller ab Illerrieden nach Süden gehört nicht zum Teilgebiet.

    Je nach Region ist die Kristallinschicht unter der Erde zwischen 200 und 1200 Metern dick und ihre Oberfläche liegt 300 bis 1300 Meter unter der Erde. Auch hier kommt der Zwischenbericht zum Ergebnis, dass im Teilgebiet eine „günstige geologische Gesamtsituation für die sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle“ zu erwarten ist. Die für Kristallingestein besonders bedeutenden Kriterien werden als „günstig“ oder „bedingt günstig“ eingeschätzt“.

    Nur das „Rückhaltevermögen“ wird als „nicht günstig“ beurteilt. Die Experten weisen zwar darauf hin, dass das Gestein an manchen Orten zerklüftet sei. Das Gebiet, das von Baden bis in die Oberpfalz reicht, sei aber ausreichend groß, um einen sicheren Bereich für ein Atommüll-Endlager finden zu können.

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