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Landkreis Dillingen: Dillinger Behördenchefin: „Im Gesundheitsamt gab es keine Osterruhe“

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Dillinger Behördenchefin: „Im Gesundheitsamt gab es keine Osterruhe“

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    Schüler müssen ab Montag in der Schule Corona-Schnelltests machen.
    Schüler müssen ab Montag in der Schule Corona-Schnelltests machen. Foto: scg, dpa (Symbolbild)

    Wir erleben immer wieder, dass über Feiertage die Corona-Zahlen stark sinken, wohl weil weniger getestet werden kann. Wie wurde das über Ostern im Landkreis Dillingen gehandhabt?

    Uta-Maria Kastner: Im Gesundheitsamt gab es keine Osterruhe. Wir waren über die Feiertage durchgehend mit mindestens zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besetzt, um alle neuen Fälle, Kontaktpersonen und Meldungen von Einreisenden genauso zu bearbeiten wie an den Werktagen. Es stimmt, dass weniger getestet wird, weil die Hausarztpraxen über die Feiertage geschlossen sind und nur Notfälle behandelt werden. Diese Kranken werden in dieser Woche nach Ostern getestet. Dadurch kommt es zu Nacherfassungen von positiven Fällen in dieser Woche. Gleichzeitig nimmt aber auch das Infektionsgeschehen allgemein zu.

    Dem Gesundheitsamt werden nur positive Fälle gemeldet, ohne die Anzahl der negativen Tests ist es schwer, einzuschätzen, wie die Inzidenzzahlen zu interpretieren sind. Sind sie niedrig, wird dann nur wenig getestet? Wie hat sich die Einrichtung der Schnelltestzentren auf die Corona-Situation ausgewirkt?

    Kastner: Wir erhalten positive Meldungen vom Labor, von den Ärzten und Krankenhäusern und Verdachtsmeldungen von den Schnelltestzentren. Im Testzentrum des Landkreises wird aus der Gesamtzahl der Getesteten regelmäßig eine „Positiv-Rate“ berechnet. Diese betrug über die Ostertage vom 1. bis 7. April von 680 durchgeführten Tests 5,9 Prozent und in der Vorwoche (vergleichbar mit den Wochen zuvor) von 1428 Tests 2,2 Prozent.

    Dr. Uta-Maria Kastner leitet das Dillinger Gesundheitsamt.
    Dr. Uta-Maria Kastner leitet das Dillinger Gesundheitsamt. Foto: Marcus Merk

    Diese Zahlen widerlegen, dass mehr Tests mehr positive Fälle generieren. Von den Schnelltestzentren erhalten wir bisher nur vereinzelte Verdachtsmeldungen, die erst in die Inzidenz einberechnet werden, wenn die PCR-Testung auch positiv war. Die Inzidenz steigt mit zunehmender Zirkulation der Viren in der Bevölkerung. Das Testen hilft, angesteckte Personen frühzeitig zu erkennen (positive Testergebnisse) und gibt zum größeren Teil ein Stück Sicherheit beim Besuch von Verwandten oder beim Schulbesuch (negative Testergebnisse).

    Der Gang zum Testzentrum als neue Wochenroutine?

    Jeder darf sich einmal die Woche testen lassen. Empfehlen Sie den Bürgern, diese Möglichkeit wahrzunehmen, auch wenn sie gerade nicht morgen die Oma besuchen wollen?

    Kastner: Wir weisen alle Bürger immer wieder auf diese Möglichkeit hin. Wir haben ein Interesse daran, dass möglichst viel getestet wird, um unerkannte Infektionen frühzeitig zu entdecken. Jede unerkannte Infektion führt zu vielen neuen Infektionen, die sich zwei Wochen später umso mehr auf die Inzidenz auswirken.

    In den Schulen sollen nun nach den Osterferien Selbsttests als „Eintrittskarte“ zum Präsenzunterricht nötig sein. Es ist auch möglich, die Kinder statt in der Schule in Testzentren testen zu lassen. Sind die Zentren auf die möglichen zusätzlichen Tests vorbereitet?

    Kastner: Im Landkreis gibt es in den verschiedenen Kommunen inzwischen sehr viele Schnelltestzentren, die ihre Testkapazitäten bereits angepasst haben und sich auch zukünftig an den weiteren Bedarf anpassen werden. Das Testzentrum des Landkreises in der Dillinger Weberstraße 14 bietet für diesen Zweck keine zusätzlichen Schnelltestkapazitäten. Hier werden überwiegend Kontaktpersonen getestet. PCR-Testungen werden ebenfalls angeboten und können zusätzlich, auch ohne Symptome, in den Haus- und Kinderarztpraxen gemacht werden.

    Können Corona-Kontakte noch nachverfolgt werden?

    Das Landratsamt hat mitgeteilt, dass inzwischen in etwa 75 Prozent der positiv Getesteten im Landkreis die britische Virusmutation B.1.1.7 in sich tragen. Was bedeutet diese Einwicklung für die Menschen im Landkreis?

    Kastner: Die britische Variante B.1.1.7 ist nicht nur infektiöser, sie ist auch gefährlicher. Sie ist inzwischen auch die vorherrschende Variante im Landkreis. Es bedeutet, dass die Kontaktbeschränkungen und die AHA+L-Regeln strikt eingehalten werden müssen. Wegen der größeren Relevanz der Aerosole bei der Übertragung kommt dem Lüften eine noch größere Bedeutung zu.

    Es heißt häufig, dass die Gesundheitsämter bei den derzeitigen Inzidenzwerten nicht mehr hinterherkommen, die Kontakte nachzuverfolgen. Welche Rolle spielen die Corona-Apps, Ihre Arbeit zu erleichtern?

    Kastner: Die Corona-Apps helfen den positiv Getesteten und den Betreibern, die zum Führen von Kontaktlisten verpflichtet sind, bei der Nennung der Kontaktpersonen an das Gesundheitsamt. Dazu kann bereits jeder im Landkreis Dillingen die Luca-App nutzen. Dem Gesundheitsamt hilft es, wenn möglichst wenige Kontakte entstehen.

    Wird denn überhaupt noch nachverfolgt oder ist es ein Kampf gegen Windmühlen, den Sie mit Ihren Mitarbeitern gar nicht gewinnen können?

    Kastner: Wir verfolgen jeden uns gemeldeten Kontakt innerhalb von ein bis zwei Tagen nach. Es fällt aber auf, dass wir die Ansteckungsquelle nicht mehr immer ermitteln können, weil sich die Infektionsrisiken inzwischen zunehmend diffus in der Bevölkerung verteilen.

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