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Landkreis Dillingen: Die Wut der Unternehmer im Kreis Dillingen wächst

Landkreis Dillingen

Die Wut der Unternehmer im Kreis Dillingen wächst

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    Die Lage vieler Branchen und Unternehmen verschärft sich. Auch in Nordschwaben. Die Angst der Wirtschaft ist groß. Geht in manchem Geschäft dann für immer das Licht aus?
    Die Lage vieler Branchen und Unternehmen verschärft sich. Auch in Nordschwaben. Die Angst der Wirtschaft ist groß. Geht in manchem Geschäft dann für immer das Licht aus? Foto: Ralf Lienert (Symbol)

    Die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage zeigt: Die Wirtschaft steht vor einem weiteren Krisenjahr – auch im Landkreis Dillingen. „Der erneute Lockdown hat die wirtschaftliche Erholung im Herbst 2020 abgewürgt.

    Viele Unternehmen stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt IHK-Regionalversammlungsvorsitzender Gregor Ludley. „Die Akzeptanz für das Krisenmanagement der Politik sinkt. Die Wut wächst in den stark betroffenen Branchen. Die Wirtschaftshilfen müssen jetzt schnell und unbürokratisch fließen, die Antragsstellung ist viel zu kompliziert“, kommentiert IHK-Vizepräsident Walter Berchtenbreiter die Situation. Die Wirtschaft steht laut der IHK-Umfrage vor einer konjunkturellen Zerreißprobe: Während sich die Industrie und die Bauwirtschaft robust zeigen, werden Reise- und Gastgewerbe sowie Einzelhandel abgehängt.

    Was die Dillinger IHK-Vertreter fordern

    Die Last der Corona-Krise wird auf der Wirtschaft, auf einzelnen Branchen und Unternehmen abgeladen – mit verheerenden Folgen. Die IHK-Vertreter fordern daher in ihrer Pressemitteilung ein differenziertes Vorgehen. „Seit elf Monaten lautet die Antwort der Politik auf diese Ausnahmesituation: Lockdown. Das ist zu kurz gesprungen. Ich sehe keine richtige Lernkurve im staatlichen Krisenmanagement. Wir brauchen neue Konzepte, um Gesundheitsschutz und Wirtschaft in Einklang zu bringen. Dabei sollten vor allem die digitalen Potenziale besser ausgeschöpft werden und die erfolgreichen Konzepte aus asiatischen Ländern genauer untersucht und als Grundlage für neue Konzepte herangezogen werden“, erläutert Ludley.

    Manche Betriebe im Kreis Dillingen sind in ihrer Existenz bedroht

    Zum Jahresbeginn ist der IHK-Konjunkturindex deutlich gesunken. Der Index gibt an, wie die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage und Erwartungen beurteilen. Nach dem Fall des Indizes im Frühjahr 2020 auf 84 Punkte war er im Herbst wieder auf 109 Punkte gestiegen. Nun der erneute Rückgang auf 100 Punkte.

    „Viele Unternehmen stecken nun seit mehr als drei Monaten im Lockdown fest. Die Auswirkungen werden wir noch lange spüren“, wird IHK-Regionalgeschäftsführerin Bettina Kräußlich in der Mitteilung zitiert. Auffällig ist die Polarisierung zwischen den Unternehmen nach Wirtschaftszweig. „Jeweils ein gutes Drittel der Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage gut oder befriedigend, beim Rest läuft es schlecht.“ Die Situation beobachten die Banken genau, wie der Vorstandssprecher der VR-Bank Donau-Mindel, Alexander Jall. Er sagt: „Die Lage wird zunehmend ernst. Die Finanzlage zahlreicher Unternehmen ist angespannt und bedroht manchen Betrieb sogar in seiner Existenz.“

    In welchen Branchen die Lage - auch im Kreis Dillingen - dramatisch ist

    Dramatisch ist die Lage in den Branchen, die besonders von Betriebsschließungen betroffen sind: im Reise- und Gastgewerbe sowie im Einzelhandel. 93 Prozent aller Tourismusbetriebe sprechen von einer schlechten Geschäftslage. 95 Prozent mussten bereits 2020 einen Umsatzrückgang verkraften. „Für den Tourismus und die Freizeitwirtschaft im Landkreis war 2020 mit Ausnahme einiger Sommermonate ein katastrophales Jahr und genau so hat 2021 begonnen. Oftmals geht es um die Existenz. Die Wirtschaftshilfen allein reichen oft nicht aus, um die drohende Insolvenzwelle zu verhindern. Jede Verlängerung des Lockdowns verschärft die Situation weiter. Daher ist es unverzichtbar, dass die Politik jetzt schnell auch für unsere Branche eine konkrete Öffnungsperspektive formuliert und durch vertretbare Richtlinien eine dauerhafte Öffnung von Hotellerie und Gastronomie ermöglicht“, fordert die Inhaberin des Hotel-Gasthof „Sonne“ aus Gundelfingen, Gudrun Hander.

    Ein Gundelfinger Unternehmer findet deutliche Worte

    Differenzierter ist die Lage im Einzelhandel. Hier gibt es auch Unternehmen, die bislang gut durch die Krise gekommen sind. (Click & Collect: Wie läuft es im Landkreis Dillingen?). Ein Viertel der Händler steigerte sogar den Umsatz, aber 50 Prozent mussten teils massive Verluste verkraften. Während der Online- oder Lebensmittelhandel oftmals gute oder sehr gute Geschäfte verzeichnet, ist das Geschäft beispielsweise im stationären Handel mit Saisonware komplett eingebrochen. Wolfgang Seeßle, Inhaber Sport und Mode in Gundelfingen, findet deutliche Worte: „Das Wasser steht vielen Händlern bis zum Hals. Die Winterkollektion liegt noch im Lager und konnte nicht abverkauft werden, die Lieferung der Frühjahrsware steht vor der Tür und muss im Februar bezahlt werden. Die Überbrückungshilfe III für hohe Umsatzeinbrüche seit November 2020 kann erst seit letzter Woche beantragt werden. Wenn jetzt nicht schnell die Wirtschaftshilfen ankommen, werden viele Händler den Lockdown nicht überleben. Das wird dramatische Auswirkungen auf die Innenstadt haben und tiefe Spuren hinterlassen.“

    Motor der konjunkturellen Entwicklung ist derzeit die Industrie. Im ersten Lockdown hatte die Branche unter dem Zusammenbruch der internationalen Lieferketten gelitten. Jetzt profitiert Bayerisch-Schwaben von der Exportorientierung seiner Produktionsunternehmen. Die Nachfrage besonders aus China zieht stark an. Dagegen schwächeln die europäischen Märkte weiter, woran sich nach Einschätzung der befragten Unternehmen in den kommenden Monaten wenig ändern wird.

    Die Unternehmen im Landkreis Dillingen kritisieren zudem, dass längst überfällige Themen vernachlässigt werden. Reinhold Fisel, Geschäftsführer der Firma Fisel, nennt einige Punkte. „Der versprochene Bürokratieabbau, Steuerentlastungen, aber auch die Energiewende werden nicht mit der notwendigen politischen Aufmerksamkeit verfolgt. Gerade das sind aber für den Mittelstand als tragende Säule der Wirtschaft wichtige Themen“. (pm)

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