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Landkreis Dillingen: Die Corona-Angst greift im Landkreis Dillingen um sich

Landkreis Dillingen

Die Corona-Angst greift im Landkreis Dillingen um sich

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    Desinfektionsmittel sind derzeit vielerorts ausverkauft. Viele Menschen decken sich damit ein, um eine Infektion mit dem Coronavirus zu vermeiden.
    Desinfektionsmittel sind derzeit vielerorts ausverkauft. Viele Menschen decken sich damit ein, um eine Infektion mit dem Coronavirus zu vermeiden. Foto: dpa (Symbol)

    Im Landkreis Dillingen wird die Sorge vor dem Coronavirus immer größer. Nachdem es bereits in den Nachbarregionen Augsburg, Heidenheim oder dem Alb-Donau-Kreis bestätigte Infektionen gab, ist die Lungenkrankheit nun auch im Kreis Dillingen angekommen.

    Mann, der in der Region arbeitet, mit Corona infiziert

    Werner Halank aus Bonstetten, der als Rechtsanwalt in Höchstädt und Wertingen arbeitet, hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Das hat das Augsburger Landratsamt am Freitag mitgeteilt (lesen Sie hier mehr dazu).

    Im Alltag ist die Sorge vor einer Ausbreitung der Krankheit mittlerweile deutlich spürbar. Seit vergangener Woche habe sich das Einkaufsverhalten der Menschen verändert, berichtet Bruno Helmschrott, Inhaber des gleichnamigen Supermarktes in Holzheim. Die Nachfrage nach bestimmen Produkten sei spürbar gestiegen. Betroffen seien zum Beispiel Mehl, Zucker, Konserven, Öl, Wasser oder Klopapier. Helmschrott betont aber, dass er trotz des zum Teil sprunghaft angestiegenen Absatzes keine leeren Regale hat, da er vieles nachbestellen könne. „Wir können die Nachfrage bedienen“, sagt der Unternehmer, der keine Sorgen hat, dass sich daran etwas ändern wird. Einzig Desinfektionsmittel seien teilweise nicht mehr lieferbar.

    „Corona macht die Bevölkerung völlig irre"

    Eine Frau aus Lauingen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, habe die Erfahrung gemacht, dass sogar Babynahrung ausverkauft sei. Sie hätte in Drogerie- und Supermärkten in Dillingen und Lauingen Schwierigkeiten gehabt, Milchpulver für ihre fünf Monate alte Tochter zu bekommen. Die Frau hat den Eindruck: „Corona macht die Bevölkerung völlig irre – zumindest einen Teil davon.“ Beim V-Markt in Lauingen heißt es, dass man die Lage relativ entspannt sehe und genügend Artikel nachbestellen könne – zum Beispiel Babynahrung.

    Auch in der Wirtschaft reagiert man auf die Ausbreitung des Coronavirus. Die Firma Nosta aus Höchstädt hat sich dafür entschieden, keine Besuchergruppen mehr zu empfangen, um das Risiko einer Infektion zu minimieren. Außerdem wolle man auf Geschäftsreisen verzichten und den Kontakt mit Kunden verstärkt über Telefon und Videokonferenzen aufnehmen, teilt Geschäftsführer Gregor Ludley mit. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme sei die Einrichtung einer „Hygienebarriere“, also einer Plexiglasscheibe am Empfang, um die dortigen Mitarbeiter vor Viren zu schützen, die Besucher mitbringen könnten.

    Veranstaltungen werden abgesagt

    Wegen des Coronavirus werden in der Region nun auch diverse Veranstaltungen abgesagt. Im Gundelfinger Bleichestadel wollte Bürgermeisterin Miriam Gruß zum Weltfrauentag einen Empfang organisieren. Frauen aus allen Stadtteilen sollten sich gemütlich zusammensetzen und austauschen. Gruß hätte dazu 100 bis 120 Frauen erwartet. Doch die Bürgermeisterin hat den Termin am Samstag abgesagt. „Man will vorsichtig sein“, sagt sie im Hinblick auf die aktuelle Situation. Der Termin solle eventuell später nachgeholt werden. Auch andere Veranstaltungen sind betroffen. Der Kinderkleiderbasar am Samstag in Lauingen wird ebenso abgesagt wie der Montessori-Kinderflohmarkt in Wertingen am Sonntag.

    Weiterhin stattfinden wird die WIR in Dillingen. Organisator Josef Albert Schmid kritisiert die aus seiner Sicht unverhältnismäßige Reaktion auf das Coronavirus. Er spricht von einer „Hysterie“ und von „purem Aktionismus“. Sein Eindruck: „Die Leute haben Lust auf Panik.“ Für das Abschlusswochenende der Messe gibt Schmid das Motto aus: „Wir bleiben besonnen.“ Schmid beruft sich auf die Einschätzung eines Chefarztes aus Schwabing, wonach Corona nicht gefährlicher sei als Influenza. Nichtsdestotrotz bleiben aus Sorge vor dem Virus offenbar einige Menschen der Messe fern. Schmid bestätigt einen Rückgang der Besucherzahlen im Vergleich zu 2018. Wie hoch der Verlust ausfällt, könne er noch nicht genau beziffern.

    Zum einen besorgt, zum anderen belustigt

    Aus Angst vor dem Virus blieben wohl auch einige Grippepatienten eher daheim im Bett, erklärt Agnes Brinkmann. Die Hausärztin aus Wertingen erlebt ihre Patienten derzeit als zwiegespalten. Zum einen seien diese besorgt, aber gleichzeitig würden sich viele über die Hysterie rund um das Coronavirus lustig machen. Als ängstlich erlebt sie viele Grippepatienten. Diese hätten ähnliche Symptome wie Corona-Erkrankte. Während Grippepatienten die Praxis aufsuchen können, gelten für Corona-Verdachtsfälle andere Regeln. Derzeit dürfen Personen, die persönlichen Kontakt mit einem Infizierten hatten oder in einem Risikogebiet waren, gar nicht hinein. Diese Fälle meldet Brinkmann dem Gesundheitsamt, während die Betroffenen den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung unter der Telefonnummer 116117 anrufen müssen. Die Mutter von Agnes Brinkmann, die ebenfalls als Ärztin in der Praxis arbeitet, erklärt aber auch, dass das Coronavirus schon länger bekannt sei und dass es sich jetzt wohl um eine besondere Form davon handle.

    In der Kinderarzt-Gemeinschaftspraxis in Wertingen ist die Stimmung unter den Eltern „normal“, wie Dr. Wolfram Berweck erklärt. Dagegen macht den Ärzten die große Zahl von Influenza-Fällen zu schaffen. Corona ist da derzeit für Dr. Berweck nicht das große Problem, da Kinder anscheinend das neue Virus auch besser abwehren können als Erwachsene. (mit elhö)

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