Die Zahl der Corona-Infizierten ist wieder gestiegen. Eine Nachricht, die bei so manchem Beunruhigung auslöst. Bei manchem auch Existenzangst. Dann nämlich, wenn ein zweiter Lockdown droht. „Für uns persönlich wäre das der endgültige Lockdown“, sagt Saim Ünsal. Er unterstützt seine Freundin Sara Grodzinska, die das Havana in Dillingen betreibt.
Landkreis Dillingen: Barbetreiber haben am Lockdown zu knabbern
Monatelang hatte die Kneipe, wie vieles andere, coronabedingt geschlossen. Der Club-Bereich des Havana kann nach wie vor nicht öffnen, Veranstaltungen finden nicht statt. Man versuche, den Bereich zumindest für private Geburtstagsfeiern zu vermieten. Noch wird das nicht wirklich angenommen, sagt Ünsal. Zumindest der Barbetrieb läuft dagegen wieder. Mit Auflagen und weniger Sitzplätzen, dazu ist die Theke gesperrt. Nach schleppendem Start sei man mittlerweile bei etwa 80 Prozent des normalen Umsatzes. Der August lief sogar besser als erwartet, sagt Ünsal. „Vielleicht, weil viele Leute nicht in den Urlaub fahren.“ Trotzdem hat die Kneipe immer noch an dem monatelangen Lockdown zu knabbern. Schließlich komme nun kein Gast, der die Getränke, die er unter normalen Umständen in den vergangenen Wochen gezahlt hätte, nachbestellt. So haben sich Schulden angehäuft, sagt Ünsal. Seine Sorge, neben einem zweiten Lockdown: Dass im Frühjahr alle Schuldner auf einmal ihr Geld wollen. „Wir brauchen einen guten Winter“, sagt er.
Nach wie vor komplett geschlossen haben Diskotheken – auch das Evergreens in Lauingen. „Wir können derzeit überhaupt nichts machen“, sagt Maria Felber, die die Örtlichkeit an die eigenen Töchter verpachtet. Angesichts der steigenden Fallzahlen sei es wahrscheinlich, dass sie in diesem Jahr nicht mehr wiedereröffnen können, sagt Felber. „Wir werden die allerletzten sein.“ Die Situation sei frustrierend und finanziell belastend. Derzeit könne man lediglich abwarten – und regelmäßig nach dem Rechten in der Disco sehen. An Party ist dort derzeit nicht zu denken, stattdessen nur an putzen und abstauben. Mehr könne man momentan nicht tun, so Felber. Sie hat jedoch Verständnis für die Auflagen. „Wir müssen die Krankheit nicht herausfordern“, sagt sie. Lieber handele man jetzt vernünftig, und mache nachher wieder normal weiter – wann auch immer dies sein wird.
Mittlerweile ist die Hilfe aufgebraucht
Mit Sorge blickt man auch im Lauinger Bierbrunnen auf die viel zitierte zweite Welle. „Wir haben gerade einen Weg gefunden, um das Ganze zu überstehen“, sagt René Hofelich, der die Kneipe zusammen mit Dominic Offinger erst zum Jahresanfang übernommen hatte. Während der zwölfwöchigen Zwangsschließung habe man Hilfsgelder erhalten. Diese hätten „gerade so“ zum Überleben gereicht, sagen die beiden. Mittlerweile ist die Hilfe aufgebraucht. Um Gäste anzulocken, haben die Betreiber eine Terrasse mit Überdachung aufgebaut. Während im Inneren der Bar meist wenig los ist, läuft das Geschäft auf der neuen Terrasse gut. „Ohne die Plätze draußen würde es uns wohl nicht mehr geben“, sagt Hofelich. Man arbeite an einem Konzept, um im Inneren wieder Karaokesingen zu ermöglichen. Schließlich gehe es auch um die Geselligkeit, betonen die Betreiber.
Sollte es zu einem erneuten Lockdown kommen, werde die Lage sehr ernst. „Eine Woche könnte man noch irgendwie hinbekommen. Nochmals sechs Wochen wären unmöglich“, betont Hofelich. Die momentane Situation und die unsicheren Aussichten seien nicht leicht. „Wir kämpfen weiter“, sagt Offinger. Man sei stolz auf das Stammpublikum, das man habe. Die Betreiber hoffen darauf, dass der Fasching – ein großes Thema in der Region – stattfinden kann, in welcher Form auch immer. „Das würde uns sehr helfen.“ Kritik üben sie an den Behörden, die weder Infos noch Perspektiven bieten würden.
Es läuft null auf null hinaus
Auch Mehmet Celik, der Geschäftsinhaber der P2 Cocktail & Shishabar in Wertingen, hat auf die Krise reagiert und den Betrieb auf die Terrasse verlegt. Celik sagt: „Wir haben den Vorteil, dass wir nach draußen ausweichen konnten. Mittlerweile wird das gut angenommen.“ Nun hofft er, dass es keine zweite Welle geben wird. Derzeit laufe es bei ihm finanziell gesehen gerade null auf null hinaus. Er würde sich zwar mehr Einnahmen wünschen, aber angesichts der Umstände sei er zufrieden. Celik ist vorsichtig. Bei ihm hätte es schon Anfragen für kleine Feiern oder Hochzeiten gegeben. Doch die habe er abgelehnt, da er kein Hotspot für Corona-Infektionen werden will.
Mittlerweile denkt Celik über eine weitere Neuerung nach. Er will wochentags einen Lieferservice aufziehen. Momentan tüftelt er noch an der Logistik. Trotz seiner Probleme denkt er auch an die Betreiber von Discos und Clubs. „Die haben es noch schwerer, da sie hohe Fixkosten haben“, erklärt er und hofft, dass diese noch einige Zeit durchhalten können.
„Wir verdienen derzeit nichts“
Weil es keine reine Schankwirtschaft ist und Speisen angeboten werden, hat der „Spitzbua“ in Gundelfingen seit einigen Wochen wieder geöffnet. „Die Hilfen haben gereicht, um während des Lockdowns über die Runden zu kommen“, sagt Pächter Edgar Kelnberger. Jetzt laufe der Betrieb eher schleppend. Nicht einmal die Festkosten seien gedeckt. „Wir verdienen derzeit nichts“, betont Kelnberger. Aus Sorge vor dem Virus verzichte man auf Dart- oder Karaokeveranstaltungen. Um Abstände zu wahren, musste die Zahl der Plätze um etwa die Hälfte reduziert werden. Und auch die Theke ist gesperrt – gerade dort wird in der Regel Umsatz generiert. Wie blickt Kelnberger in die Zukunft? „Wir hoffen, dass wir zumindest unsere Festkosten decken können“, sagt er. „Und klar sorge ich mich vor einem zweiten Lockdown.“
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