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Landkreis Dillingen: Der Muttertag im Kreis Dillingen steht unter besonderen Vorzeichen

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Der Muttertag im Kreis Dillingen steht unter besonderen Vorzeichen

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    Waltraud Maier aus dem Dillinger Heilig-Geist-Stift freut sich auf den Muttertag und darüber, dass sie in der Spitalkirche mit ihrer Tochter sprechen kann.
    Waltraud Maier aus dem Dillinger Heilig-Geist-Stift freut sich auf den Muttertag und darüber, dass sie in der Spitalkirche mit ihrer Tochter sprechen kann. Foto: Berthold Veh

    Erst vor wenigen Tagen gab es einen Blumenstrauß für Josefa Nietsche. Ihre Tochter Angelika hat ihn ihr geschenkt. Nicht persönlich, sondern über die Mitarbeiter des privaten Pflege- und Seniorenheims Lipp in Höchstädt wurden ihr die Pflanzen zugestellt. Besuche der lieben Verwandten sind in der Corona-Krise nicht erlaubt. Zwar hat Ministerpräsident Söder Lockerungen zugelassen, aber die Höchstädter Einrichtung geht weiter vorsichtig damit um.

    Muttertag: Das erwarten Seniorinnen aus dem Kreis Dillingen

    Josefa Nietsche lebt seit neun Jahren im Seniorenheim und „ich vermisse nichts“, sagt sie am Telefon. Die 90-Jährige hat fünf Kinder, ist schon Oma und Uroma. „Ich habe Zwillinge. Drei Mädla und zwei Buben“, erzählt sie. An „normalen“ Muttertagen wären die lieben Kinder auf jeden Fall ins Heim gekommen. Dieses Mal nicht. Aber das, so sagt es die rüstige Seniorin immer wieder, „ist halt so und macht doch nichts“. Denn für sie sei jeder Tag ein Wunder – auch schon vor Corona. „Bei mir ist alles alltäglich. Auch der Muttertag ist ein ganz normaler Tag. Wenn man so alt ist, braucht man nichts mehr“, sagt die Bewohnerin.

    Ihr reiche es, wenn sie ein gutes Buch zu lesen habe. Vor allem Romane. Aktuell liest sie „Der Jäger“ von Julia Leigh. Neben guten Romanen sind es aber auch Blumen, die ihr Freude bereiten. Vielleicht gibt es an Muttertag ein frisches Sträußchen. Sie zitiert einen Romanautor: „Solange du eine Mutter hast, kannst du sie mit Blumen beglücken. Hast du sie nicht mehr, kannst du ihr Grab damit schmücken.“ Die Höchstädterin macht eine kleine Pause am Telefon, atmet tief durch und sagt dann aus vollem Herzen: „Ich bin glücklich.“ Auch am Muttertag.

    Manchmal im stillen Kämmerlein geweint

    Waltraud Maier lebt im Dillinger Heilig-Geist-Stift. Zu den Höhepunkten des Daseins zählt es für sie, dass Tochter Ingeborg sie mindestens alle zwei Wochen einmal besucht. Doch dann kam Corona – und damit das Besuchsverbot, gleichsam ein eiserner Vorhang. „Einmal hat mir meine Tochter vom Tor aus hereingewinkt“, erzählt die Weisingerin. Das sei sehr traurig gewesen. „Manchmal habe ich in den vergangenen Wochen schon im stillen Kämmerlein geweint“, gesteht Waltraud Maier. Denn das Telefonieren mit Tochter Ingeborg, ihrem Schwiegersohn, den beiden Enkeln und ihren drei Urenkeln könne einen Besuch einfach nicht ersetzen.

    Umso mehr freut sich die Weisingerin, die im Sudetenland geboren wurde und lange Jahre in München lebte, auf den Muttertag. „Da warte ich schon, dass meine Tochter kommt.“ Das Heilig-Geist-Stift habe jetzt eine Besuchsmöglichkeit in der Spitalkirche geschaffen. „Ich finde das ganz toll“, sagt die 85-Jährige. Da könne man alles besprechen und sich wie zu Hause fühlen. „Na ja, das Gitter ist dazwischen, aber das merkt man gar nicht, man hört alles und sieht sich“, freut sich Waltraud Maier.

    "Ich war sehr einsam"

    Ruth Schröder stammt ursprünglich aus der ehemaligen DDR. 1998 ist sie nach Gundelfingen gezogen, mittlerweile lebt die 89-Jährige im dortigen Haus der Senioren. Die vergangenen Wochen seien für sie nicht schön gewesen. „Ich war sehr einsam“, sagt die Seniorin am Telefon. Wegen der Besuchsverbote konnte sie ihre Kinder und Enkel nicht sehen. Einzig das Telefon blieb noch, um in Kontakt zu bleiben. So griff Schröder zuletzt regelmäßig zum Hörer, um ihre Familie wenigstens zu hören. „Das war mir sehr wichtig“, sagt sie. Um sich zu beschäftigen, habe sie in den vergangenen Wochen sehr viel „Mensch ärgere dich nicht“ mit einer anderen Seniorin gespielt. Ein Ersatz für den persönlichen Kontakt mit Kindern und Enkeln sei dies aber nicht, betont Schröder.

    Jetzt, pünktlich zum Muttertag, kann sie wohl wieder besucht werden. Tochter und Enkel wollen die Lockerungen der Besuchsregeln nutzen und am Sonntag in Gundelfingen vorbeischauen, sagt Schröder. Sofern es möglich sein wird, will sie zusammen mit Tochter und Enkeln an Muttertag mal wieder nach draußen gehen, auf den Friedhof, in den Schnellepark, die aufgegangenen Blumen bewundern, den Kindern beim Spielen zuschauen, mit der Familie plaudern. „Ich freue mich sehr“, sagt Schröder.

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