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Landkreis Dillingen: Der Impfstart gegen Corona ist im Landkreis Dillingen verschoben

Landkreis Dillingen

Der Impfstart gegen Corona ist im Landkreis Dillingen verschoben

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    Die Impfstart gegen das Coronavirus musste im Landkreis Dillingen verschoben werden.
    Die Impfstart gegen das Coronavirus musste im Landkreis Dillingen verschoben werden. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

    Seit 6 Uhr ist Stefan Hintermayr am Sonntagmorgen auf den Beinen. Nach der Fahrt von Diedorf nach Höchstädt trifft der Leiter des AWO-Seniorenheims zusammen mit Pflegedienstleiterin Patricia Rieger letzte Vorbereitungen für die Impfstart gegen das Coronavirus. Für den gesamten Landkreis Dillingen sind am ersten Tag 100 Impfdosen vorgesehen. 50 Menschen sollen im Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt in Höchstädt geimpft werden, danach 50 Senioren im Heilig-Geist-Stift in Dillingen.

    "Wir erwarten davon alles"

    Die Hoffnung auf den Corona-Impfstoff ist groß. „Wir erwarten davon alles“, sagt Hintermayr. Die Impfung sei alternativlos. Dies sieht auch Pflegedienstleiterin Rieger so. „Wir hoffen, dass durch die Impfung ein normaler Alltag in unser Seniorenheim zurückkehrt“, sagt die Höchstädterin.

    Im AWO-Seniorenzentrum in Höchstädt (Foto) und im Heilig-Geist-Stift in Dillingen war am Sonntag alles für den Impfstart gegen das Coronavirus vorbereitet. Pflegedienstleiterin Patricia Rieger, AWO-Fachberaterin Claudia Zieschank und Heimleiter Stefan Hintermayr (von links) erhoffen sich durch die Impfung eine Rückkehr zur Normalität.
    Im AWO-Seniorenzentrum in Höchstädt (Foto) und im Heilig-Geist-Stift in Dillingen war am Sonntag alles für den Impfstart gegen das Coronavirus vorbereitet. Pflegedienstleiterin Patricia Rieger, AWO-Fachberaterin Claudia Zieschank und Heimleiter Stefan Hintermayr (von links) erhoffen sich durch die Impfung eine Rückkehr zur Normalität. Foto: Marcus Merk

    Die Arbeitsbelastung sei durch die Sicherheitsvorkehrungen fast untragbar, erklärt Hintermayr. Die Besuchszeiten für Angehörige sind auf eine Stunde begrenzt, eine Viertelstunde davon frisst bereits der Corona-Test auf. Auf der Isolierstation des AWO-Seniorenheims ist alles für die ersten Impfungen vorbereitet. Es gibt einen Raum für den Pieks, und drei Zimmer für die Nachsorge bei den Geimpften. Auch AWO-Fachberaterin Claudia Zieschank ist aus Augsburg gekommen, um den Ablauf der ersten Impfungen zu sehen. Die Arbeiterwohlfahrt betreibt in Schwaben etwa 80 Einrichtungen, davon 26 Seniorenheime. In Höchstädt ist die Pandemie bisher glimpflich abgegangen. Weder Mitarbeiter noch Patienten seien bisher infiziert worden. „Wir haben sehr viel gegen die Ausbreitung von Corona getan“, sagt Heimleiter Hintermayr. „Aber wir hatten auch Glück, dass wir das Coronavirus bisher nicht im Heim hatten“, weiß der Einrichtungsleiter. Er habe sofort die Hand gehoben, als es darum ging, in welchen Seniorenheimen im Landkreis zuerst geimpft werden sollte. Über die Feiertage war Hintermayr damit beschäftigt, Einverständniserklärungen einzusammeln. Es hätten sich ein wenig mehr als 50 Senioren für die Impfung gemeldet, also in etwa so viele, wie am ersten Tag Impfdosen zur Verfügung stehen.

    Das mobile Impfteam rückt doch nicht in Höchstädt an

    Es ist kurz vor 9 Uhr, als Hintermayrs Euphorie gedämpft wird. Der Heimleiter erhält einen Anruf vom Dillinger Landratsamt, dass das mobile Impfteam an diesem Sonntagvormittag doch nicht im Seniorenheim in Höchstädt anrücken wird. Der sichtlich enttäuscht wirkende Landrat Leo Schrell erklärt bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Impfzentrum in Wertingen, warum er sich zusammen mit dem Augsburger Landrat Martin dazu entschlossen hat, den Impfstart am Sonntag im Landkreis Dillingen abzusagen.

    In Kühlboxen wurde der Corona-Impfstoff von München in die Region geliefert. Weil es Hinweise gibt, dass die Kühlkette nicht eingehalten wurde, hat Landrat Leo Schrell den am Sonntag geplanten Impfstart im Landkreis Dillingen gestoppt.
    In Kühlboxen wurde der Corona-Impfstoff von München in die Region geliefert. Weil es Hinweise gibt, dass die Kühlkette nicht eingehalten wurde, hat Landrat Leo Schrell den am Sonntag geplanten Impfstart im Landkreis Dillingen gestoppt. Foto: Marcus Merk

    Wurde die Kühlkette nicht durchgängig eingehalten?

    Er habe am Samstagabend gegen 21 Uhr erste Hinweise erhalten, dass die Kühlkette beim Corona-Impfstoff nicht durchgängig habe eingehalten werden können. Der Impfstoff, der bei Temperaturen von minus 70 bis minus 80 Grad gelagert wird, sei von einem Münchner Klinikum nach Dasing transportiert und von dort in Schwaben verteilt worden. Während des Transports müsse der Impfstoff eine Temperatur zwischen zwei und acht Grad haben. Jede Kühlbox habe einen Datenlogger, erläutert Schrell. Und bei zwei Kühlboxen, die Impfdosen in den Landkreisen Dillingen und Augsburg betreffen, habe es Abweichungen gegeben.

    Schrell: Die letzte Sicherheit fehlte

    Schrell informiert, er habe Rücksprache mit dem Gesundheitsministerium gehalten und den Hinweis bekommen, dass alles in Ordnung sein dürfte. „Aber das war mir zuviel Konjunktiv“, sagt Schrell. Die letzte Sicherheit, dass die Kühlkette durchgängig eingehalten wurde, habe gefehlt. „Ich habe mit Landrat Martin Sailer entschieden, die Impfung heute nicht zu starten“, teilt Schrell unserer Redaktion mit.

    Es werde jetzt am Sonntag versucht, zu klären, ob die Kühlkette eingehalten wurde. Diese geschehe durch die Überprüfung der Datenlogger und der Transportwege. „Wenn die Restzweifel ausgeräumt werden können, wird am Montag geimpft“, informiert Schrell. „Andernfalls werden die gelieferten 100 Impfdosen für den Landkreis Dillingen entsorgt“, erklärt der Landrat. Dann müsse auf die Lieferung von neuem Impfstoff gewartet werden.

    Die medizinische Leiterin des Wertinger Impfzentrums, Lisa Huber, hält den Stopp des Impfstarts für absolut richtig. Und der Leiter des Dillinger Heilig-Geist-Stifts, Siegfried Huber, sagt ebenfalls, er trage Schrells Entscheidung mit. Die Verschiebung sei zwar bedauerlich, aber richtig. „Die Sicherheit muss Vorrang haben, und ich würde unseren Bewohnern auch kein zusätzliches Risiko zumuten“, sagt Huber. Am Sonntagnachmittag könnten er und die an der Organisation der Impfung beteiligten Mitarbeiter die Weihnachtsfeiertage nachholen.

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