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Landkreis Dillingen: Der Fahrrad-Boom im Landkreis Dillingen

Landkreis Dillingen

Der Fahrrad-Boom im Landkreis Dillingen

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    Der Landkreis Dillingen ist bekannt und beliebt für seine tollen und vielseitigen Radwege – erst recht im Sommer 2020. Denn aufgrund der Corona-Pandemie haben viele Menschen ihre geplanten Reisen abgesagt und sich dafür ein neues Rad zugelegt. Die Geschäfte im Landkreis brummen.
    Der Landkreis Dillingen ist bekannt und beliebt für seine tollen und vielseitigen Radwege – erst recht im Sommer 2020. Denn aufgrund der Corona-Pandemie haben viele Menschen ihre geplanten Reisen abgesagt und sich dafür ein neues Rad zugelegt. Die Geschäfte im Landkreis brummen. Foto: Karl Aumiller/Archiv

    Schwenningens ehemaliger Bürgermeister Reinhold Schilling und seine Frau gehen gerne auf Reisen. Doch seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist dies kaum bis gar nicht möglich. Macht nichts. Sie haben sich E-Bikes gekauft und sind seither täglich auf den Radwegen im Landkreis Dillingen unterwegs.

    Auch Jörg Fröhlich, Leiter der Lauinger Elisabethenstiftung, hat den lange geplanten Auslandsaufenthalt mit seiner Frau abgesagt. Und jetzt? „Haben wir uns richtig gute E-Bikes gekauft“, sagt er und lacht.

    Ein Gundelfinger Händler spricht von einem Hype

    Schilling und Fröhlich sind nur zwei prominente Beispiele im Landkreis Dillingen, die im Corona-Sommer statt für Urlaub Geld für Fahrräder ausgegeben haben. Ihnen tun es unzählige andere Pärchen, sportliche Frührentner oder junge Mütter gleich – und zwar rekordverdächtig.

    Anton Hausmann, Senior-Chef bei Fahrradwelt Hausmann in Gundelfingen, bestätigt diesen Trend in diesem Jahr nicht nur, er betont deutlich: „Die Nachfrage und der Verkauf von E-Bikes sind extrem. So etwas habe ich in 64 Berufsjahren noch nie erlebt. So einen Hype gab es noch nie.“

    Das Jubiläum in Gundelfingen - ein Glücksfall trotz Corona

    Viele seiner Kunden hätten eigentlich eine schöne Reise geplant, mussten diese aber bis auf Weiteres absagen. Hinzu komme, dass der Gedanke, sich ein E-Bike zu kaufen, schon länger gehegt wurde. „Dabei spielt die Altersklasse keine Rolle. Es geht los bei jungen Müttern, die ihre zwei Kinder mit dem Radhänger ziehen wollen“, so Hausmann weiter. Zudem liege das E-Bike mittlerweile als Familien- und auch Sportrad im Trend.

    Im Schnitt geben die Kunden zwischen 2500 und 3100 Euro für ein Rad aus. „Als wir Anfang des Jahres unseren Laden wegen Corona schließen mussten, hatten wir wirklich große Bedenken, wie es weitergehen soll. Aber es hat sich alles zum Guten für uns gewendet“, sagt Anton Hausmann.

    Zumal das Gundelfinger Traditionsgeschäft in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum hat und dafür schon lange vor Ausbruch der Pandemie die Lager vollgestellt hat. Im Nachhinein ein glücklicher Zufall. „Wir haben im Vergleich zu anderen Händlern noch viele Räder vorrätig, aber auch nicht mehr längst alles“, so der Geschäftsführer.

    Hausmann spricht von „sehr hohen Steigerungsraten“ in den vergangenen Wochen, und: „Wie für viele andere Einzelhändler hat es auch für uns nicht gut ausgeschaut. Aber es gibt Branchen, die von Corona profitieren und Glück haben. Da gehören wir dazu.“

    Dillinger Händler bestätigt: "Es boomt querbeet."

    Edgar Brachem, Inhaber von Top-Bike Brachem in Dillingen und Donauwörth, bestätigt dies: „Stimmt. Es boomt querbeet. Seit wir nach dem Lockdown das Geschäft wiedereröffnet haben, läuft es bei uns Vollgas. Der Laden ist voll.“ So voll, dass Brachem eher das Problem hat, dass er keine Ware geliefert bekommt.

    Die Lieferanten, so schildert er es, sind komplett ausverkauft. Und der Fahrradprofi glaubt, dass es auch nächstes Jahr Schwierigkeiten geben könnte. „Gewöhnlich ist die Lieferquote bei 95 Prozent. Das erreichen wir momentan nie. Wir hatten schon einen Kunden, der sogar vier Monate auf sein Rad warten musste“, so Brachem weiter.

    Was der Trend mit der Mund-Nasenmasken zu tun hat, eine Theorie aus Dillingen

    Er hat auch eine Theorie, warum der Fahrradboom so extrem in diesem Sommer ist. Einerseits, weil die Menschen eben nicht den großen Urlaub antreten wollen oder können. „Und, weil die Großstädter plötzlich das Fahrrad entdeckt haben“, meint Brachem. Er denkt, dass viele keine Lust haben, wegen weniger Kilometer in der Straßenbahn eine Mundschutzmaske aufzuziehen und sich deshalb für die Freiluft-Variante mit dem Drahtesel entscheiden. Dabei sei es fast egal, ob E-Bike oder normales Rad.

    In seinen Läden in Dillingen und Donauwörth werde das ganze Sortiment seit Wochen gut nachgefragt und verkauft. Die Order für 2021 sei schon gemacht worden. „Wir sind das gutbürgerliche Fahrradgeschäft. Bei uns gibt es Räder ab 400 Euro. Vielen reicht das. Warum auch nicht?“ Auch die Kundenstruktur sei nicht genau festzulegen, es sei ähnlich wie im Supermarkt – querbeet. „So eine Saison hatte ich noch nie und dabei mache ich das nicht am Geld fest. Wir machen ab nächste Woche Urlaub und das ist höchste Zeit.“

    Auch in Wertingen ist die Freude groß

    Karin Baur und ihr Mann vom gleichnamigen Radsportgeschäft in Wertingen haben diese Woche wieder geöffnet, sie hatten erst Urlaub –und auch der sei mehr als nötig gewesen. Die Chefin bestätigt ebenfalls, dass nach der Wiedereröffnung nach der Ausgangssperre der Laden voll war und noch immer ist.

    Sie sagt: „Viele suchen jetzt die Alternative im eigenen Ländle. E-Bikes sind schon lange attraktiv, aber auch alle anderen Rädern werden verkauft.“ Sie spricht auch von einer Steigerung in den vergangenen Wochen, die sie unter anderem auch auf das Modell „JobRad“ zurückführt. Arbeitnehmer dürfen sich dabei ihr ganz persönliches Rad aussuchen, der Arbeitgeber übernimmt dann die Leasingraten.

    Was die Wertinger Händler besonders glücklich macht

    Bei Radsport Baur in Wertingen gibt es deshalb aktuell eher das Problem, dass die Händler nicht mehr genug oder nicht die gewünschte Ware nachliefern können. Manche Modelle, egal ob mit elektrischem Antrieb oder ohne, gibt es schlicht nicht mehr. „Vieles war früh ausverkauft. Der Andrang war wirklich enorm“, sagt Karin Baur. Zwar gebe es im Frühjahr und im Sommer jährlich eine Steigerung, das sei normal. So hoch wie in diesem Jahr sei es aber doch ungewöhnlich. Aber: „Wir hatten im Lockdown natürlich auch komplett zu. Das muss erst reingeholt werden.“ Da sei es von Vorteil, dass sie im Wertinger Geschäft ein kleines Team seien.

    Was für die Baurs in den vergangenen Wochen aber besonders schön war: „Die Leute sind total happy, wenn sie sich ein Fahrrad gekauft haben. Wir haben viele, die sagen, es sei die beste Anschaffung, die sie je gemacht haben. Da geht es einfach um ein Stück Lebensqualität.“ Erst recht während der Corona-Pandemie.

    Und wo geht's hin mit dem Fahrrad? Hier unsere Ausflugsstipps in der Region:

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