Die Sieben-Tage-Inzidenz im Kreis Dillingen hat am Montag einen neuen Höchststand erreicht. Sie liegt bei 720,4. Es gibt insgesamt 1326 aktive Fälle, so viele wie noch nie. Doch die Möglichkeiten, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, waren massiv eingeschränkt. Am Montag konnte man sich höchstens bei einem Hausarzt oder einer Hausärztin impfen lassen. Das Impfzentrum am Kaufland, das in den vergangenen Wochen ebenso überrannt wurde wie die anderen Impfangebote im Landkreis und zuletzt nur noch am Samstag geöffnet war, ist inzwischen ganz geschlossen. Das mobile Impfzentrum, in dieser Woche ist es in der Sebastian-Kneipp-Halle in Dillingen, öffnet erst am Dienstag wieder. Das Wertinger Impfzentrum ist nur samstags auf. Für beides muss man sich anmelden.
Doch wer sich beim Bayerischen Impfzentrum im Internet (impfzentren.bayern/citizen/) registriert und angemeldet hat, erlebte am Montagmorgen eine böse Überraschung: Der nächste Impftermin in einem mobilen Zentrum war frei am 16. Dezember, um 16.45 Uhr, dann wieder in der Kneipp-Halle in Dillingen. Noch später wurde ein Termin in Wertingen frei: am 29. Januar um 12.15 Uhr – also erst im nächsten Jahr.
Teilweise stehen Impfwillige im Kreis Dillingen umsonst an
Viele sehen den Fehler beim Dillinger Landratsamt. Doch Anfang Oktober hatte der Freistaat den Schwerpunkt des staatlichen Impfangebots auf vulnerable Gruppen wie in den Alten- und Pflegeheimen gelegt. Beim ergänzenden staatlichen Impfangebot, das durch das Impfzentrum abgedeckt werden soll, ging der Freistaat von einem Bedarf von 100 bis 150 Impfungen pro Tag bei einer Fünf-Tage-Woche bezogen auf 100.000 Einwohner aus. Entsprechend diesen „zwingenden staatlichen Vorgaben“ waren die Kapazitäten des Impfzentrums Wertingen reduziert worden. Seit 1. November finden Impfungen in Wertingen deswegen nur noch samstags statt (im Rotkreuz-Haus, Pestalozzistraße 5, gegenüber der Dreifachturnhalle) statt. Doch parallel dazu stieg die Zahl der Impfwilligen sprunghaft an. Manche standen dann in Buttenwiesen etwa oder im Kaufland ganz umsonst an, so groß war der Ansturm. Und die Hausärztinnen und -ärzte kommen selbst mit dem Impfen nicht mehr nach. Zwar gibt es genügend Vakzine. Laut Apothekensprecher Dr. Matthias Schneider sind die Mittel von Biontech/Pfizer, Johnson und Johnson sowie Moderna in ausreichender Form beim Großhandel bestellbar. Dort bestellen die Mediziner ihren Bedarf. Doch parallel zum Corona-Impfen müssen sie auch all ihren anderen Patienten und Patientinnen helfen. Das Dillinger Landratsamt hat bemerkt, dass viele Ärzte aufgrund ihrer erschöpften Kapazitäten die Menschen auf das Impfzentrum verweisen.
Dort wird sich nun einiges ändern: Wie das Dillinger Landratsamt jetzt am Montag mitteilte, darf die Kapazität des Impfzentrums nun auf bis zu 400 Impfungen/100.000 Einwohner/Fünf-Tage-Woche angehoben werden. Als das am Donnerstag verkündet wurde, habe man direkt mit dem Unternehmen Ecolog, das die Impfzentren betreibt, Kontakt aufgenommen. Nun werden die Impfteams aufgestockt. Von bislang vier auf fünf, ab 22. November auf sechs und spätestens ab 6. Dezember auf acht. Bis 2. Dezember werden auch die Auffrischungsimpfungen in Alten- und Behinderteneinrichtungen abgeschlossen sein, teilte das Landratsamt mit.
In dieser und den darauffolgenden Wochen werden zwei Impfteams in der Sebastian-Kneipp-Halle in Dillingen tätig sein. Drei Impfteams sind bei immobilen Personen und in Heimen wie im Heilig-Geist-Stift Dillingen, beim Betreuten Wohnen und im Krankenhaus unterwegs.
Wo man sich diese Woche im Landkreis Dillingen impfen lassen kann
Ab Dienstag, 23. November, sind folgende Einsätze geplant: Zwei Impfteams sind in Bergheim im Einsatz, zwei weitere in der Dillinger Sebastian-Kneipp-Halle und zwei bei immobilen Personen und in Heimen. Die Impfkapazitäten werden erweitert und Impftermine in BayIMCO eingestellt, sobald dies möglich ist, hieß es am Montag. Impfung ohne Anmeldung soll aufgrund der Erfahrung der vergangenen zwei Wochen nicht mehr möglich sein.
Alle vom Impfzentrum in diesem Jahr schon einmal geimpften immobilen Personen werden von der Impfbasisstation (Standort im Umkleidebereich der Dreifachturnhalle Wertingen) angerufen und auf Wunsch zu einer Booster-Impfung aufgesucht. Die Aktion läuft schon einige Wochen.
Im Dillinger Gesundheitsamt versuche man derweil, alle gemeldeten Fälle zu kontaktieren. Wegen der Menge sei man teils zwei Tage in Verzug, obwohl die Teams sieben Tage die Woche arbeiten. Im schlimmsten Fall könnten sich die Fallzahlen innerhalb der kommenden zwei Wochen nochmals verdoppeln, so schnell aber könnte das Team, dass sich um die Kontaktverfolgung kümmert, nicht aufgestockt werden. Daher werden nun vor allem Haushaltsangehörige und Personen mit Kontakt zu gefährdeten Menschen angerufen. Personen, die nicht diesen Gruppen angehören, werden nicht mehr vom Gesundheitsamt kontaktiert. Stattdessen können sie durch die infizierten Personen selbst informiert werden.
PCR-Tests können noch durchgeführt werden
Mit den steigenden Fallzahlen werden auch die Termine für PCR-Tests im Testzentrum in der Dillinger Weberstraße knapper. Aber alle vom Gesundheitsamt angeordneten Testungen von Kontaktpersonen sowie zur Entlassung aus der Quarantäne und zur Freitestung können dort laut Pressemitteilung durchgeführt werden. Bürgerinnen und Bürger mit Krankheitssymptomen müssen auf die Versorgung durch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte verwiesen werden.
Immerhin, wer keine Symptome hat, kann sich seit Samstag wieder kostenlos testen lassen. Überrannt worden ist das Dillinger Testzentrum am Hallenbad bei der Mittelschule deswegen noch nicht – doch das Interesse stieg merklich an. Die Teststation betreibt der Apotheker Dr. Schneider zusammen mit den Donau-Stadtwerken Dillingen-Lauingen und der Stadt Dillingen. Wie wichtig das Testen ist, zeigte sich bereits am späten Montagvormittag: Da gab es schon zwei positive Testergebnisse. Auch Dr. Schneider, obwohl geimpft, testet sich täglich. Und halte die AHA-Regeln weiter ein. „Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Doch ein Test ist besser als nichts.“ Aber eben auch kein Freifahrtschein.
Im vergangenen Jahr war kaum jemand erkältet gewesen. Das lag an den strengen Kontaktbeschränkungen. Doch heuer hat die Erkältungswelle den Landkreis laut Dr. Schneider voll erwischt. Seit sechs Wochen schon. Aber kann nicht hinter jedem Schnupfen das Coronavirus stecken? „Die meisten, die erkältet sind und die ich darauf anspreche, ob sie sich auf Covid-19 testen lassen wollen, sagen, sie haben schon einen Schnelltest gemacht“, erzählt der Apotheker. Spätestens, wenn zum Schnupfen noch ein Husten oder leichtes Fieber kommt, sollte man direkt im Dillinger Gesundheitsamt einen Termin für einen PCR-Test ausmachen.