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Landkreis Dillingen: Corona-Verdacht betrifft nicht nur Südtirolreisende

Landkreis Dillingen

Corona-Verdacht betrifft nicht nur Südtirolreisende

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    An den Flughäfen, im Bild Frankfurt/Main, sind viele Flüge gestrichen worden. Der Coronavirus wirkt sich aber nicht nur dort aus, sondern auch im Kreis Dillingen. Auch hier gibt es Konsequenzen.
    An den Flughäfen, im Bild Frankfurt/Main, sind viele Flüge gestrichen worden. Der Coronavirus wirkt sich aber nicht nur dort aus, sondern auch im Kreis Dillingen. Auch hier gibt es Konsequenzen. Foto: Silas Stein/dpa/Symbolbild

    Nein, ihre gute Laune hat die Leiterin des Dillinger Gesundheitsamtes, Dr. Uta-Maria Kastner, noch nicht verloren, auch wenn sie seit Ausbruch des Coronavirus` nahezu ununterbrochen ans Telefon geht. Am Montag haben vor allem Südtirol-Reisende bei ihr angerufen. 80 Prozent der Anrufer empfiehlt sie, keinen Corona-Test machen zu lassen. Sie hätten keine Symptome und somit auch keine Veranlassung dazu. Alle anderen sollen ihren Hausarzt anrufen oder ein Testzentrum ansteuern, etwa in Heidenheim oder Augsburg. Im Landkreis Dillingen ist so etwas bislang nicht vorhanden, zumal es dort auch bislang keinen bestätigten Coronafall gibt. Woran das liegt? „Vielleicht haben die Menschen wenig Kontakte nach außen“, vermutet Dr. Kastner und lacht.

    Gesundheitsamt Dillingen: Gibt es einen Coronafall?

    Wie viele Verdachtsfälle es im Landkreis gegeben hat, weiß sie nicht. Dem Gesundheitsamt werden nur bestätigte Fälle mitgeteilt. Ab dem ersten Coronafall würden diverse Maßnahmen, empfohlen vom Robert-Koch-Institut, greifen und ein Bürgertelefon eingerichtet. Wer sich Sorgen macht, kann das Landesamt für Gesundheit, Telefon 09131 6808-5101, anrufen, wer krank ist die 116117 (ärztlicher Bereitschaftsdienst). Ansonsten empfiehlt die Leiterin des Gesundheitsamtes, unnötige Veranstaltungen zu meiden. „Eine Reise würde ich dann nicht unternehmen, wenn ich in einer Gruppe unterwegs bin, älter bin und unter einer Vorerkrankung leide.“

    Auch manche Arbeitgeber melden sich im Gesundheitsamt und fragen, ob und wann ihre Mitarbeiter zuhause bleiben sollen. Doch die Firmen haben nicht nur Sorgen um ihre Mitarbeiter: Bei der Firma Nosta in Höchstädt sind mehrere Abteilungen in Kurzarbeit, bestätigt Geschäftsführer Gregor Ludley. Dazu habe sich das Unternehmen aber bereits im vergangenen Jahr nach der konjunkturellen Eintrübung entschlossen. „Das Umfeld war schon vor dem Coronavirus nicht auf Wachstum getrimmt“, erläutert der Vorsitzende der Dillinger IHK-Regionalversammlung. Ludley vermutet, dass Corona auf die Wirtschaft durchschlagen werde. „Die Tatsache, dass derzeit der Hauptkunde China wegfällt, wird irgendwann bei uns ankommen.“ Das Ganze sei eine Kettenreaktion. Nosta liefere seine Präzisionsteile an Kunden, die derzeit ihre Waren nicht in China absetzen können.

    Firmen Nosta in Höchstädt und Ziegler in Giengen

    In seinem Unternehmen hat Ludley wegen des Coronavirus einige Vorkehrungen getroffen und sich dafür entschieden, keine Besuchergruppen mehr zu empfangen, um das Risiko einer Infektion zu minimieren (wir berichteten). Die Firma verzichtet außerdem auf Geschäftsreisen. Einen Mitarbeiter, der international unterwegs war, hat der Geschäftsführer gebeten, von zu Hause aus zu arbeiten.

    Ähnlich wie bei der Firma Nosta sind auch bei Ziegler in Giengen derzeit Geschäftsreisen in Risikogebiete untersagt. Auch Besuche und Meetings seien beim Produzenten von Feuerwehrfahrzeugen stark reduziert worden, erklärt Kommunikationsreferentin Vanessa Brandt. Um die Situation im Auge zu behalten, habe man zudem einen Arbeitskreis gegründet, der sich täglich mit den neuesten Entwicklungen beschäftigt. Damit es in der Firmenkantine nicht zu großen Menschenansammlungen kommt, wurden sogar die Essenszeiten angepasst: Unterschiedliche Abteilungen gehen zu unterschiedlichen Uhrzeiten Mittagessen. Mitarbeiter, die zuletzt in Risikogebieten unterwegs waren, seien zudem freigestellt oder im Homeoffice aktiv.

    Corona-Virus: Wie Schüco in Wertingen reagiert

    Am Wertinger Standort des Fenster- und Fassadenherstellers Schüco wurden Mitarbeiter aus Bonstetten angewiesen, im Homeoffice zu arbeiten. In Bonstetten ist das Virus bei einer Person nachgewiesen worden. Man werde flexibel auf neue Situationen reagieren, denn die Gesundheit der Mitarbeiter und Kunden habe höchste Priorität, sagte ein Firmensprecher. Weitergehende Maßnahmen seien zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant.

    Auch bei der Molkerei Gropper in Bissingen sollen Mitarbeiter, die in Risikogebieten waren, zuhause bleiben. Geschäftsführer Heinrich Gropper erklärt, man habe die üblichen Präventivmaßnahmen ergriffen. Dennoch sei er persönlich „von der pragmatischen Sorte“. Das heißt: Flüge seien bislang nicht abgesagt worden, größere Termine schon.

    Gropper sei froh, nur Frischprodukte zu verkaufen. Deshalb sei man von Hamsterkäufen nicht betroffen. Denn die hätten nicht nur positive Auswirkungen: „Auf jeden Peak nach oben folgt ein Peak nach unten“, sagt Gropper. Wer jetzt etwa viel haltbare H-Milch kaufe, brauche sie später, wenn alles vorbei ist, nicht mehr. Die Entwicklungen an der Börse am Montag, als sowohl DAX als auch Dow Jones enorme Einbrüche erlitten, sieht Gropper besorgt. Ob sich das auch auf die Molkerei auswirken wird, könne er nicht einschätzen. „Ich habe keine Glaskugel. Jetzt braucht es Vernunft und Besonnenheit.“

    Dr. Kastner betont, nicht nur Südtirol sei ein Risikogebiet, sondern auch Oberbayern oder Nordrhein-Westfalen. Doch die Schulen im Kreis sind besonders von Italienreisenden betroffen, weiß Schulamtsleiter Wilhelm Martin. 67 Kinder und Jugendliche ohne Symptome seien deswegen derzeit zuhause. Sie müssen mögliche Schulaufgaben später als ihre Freunde nachholen.

    Das sagt Hausarzt Alexander Zaune aus Dillingen zum Corona-Virus

    Manche Hausärzte im Landkreis haben seit einigen Tagen ein „Schleusensystem“ eingerichtet, um Patienten vor dem Eintritt in die Praxis zu filtern. Dr. Alexander Zaune in Dillingen ist einer davon. Für den Ablauf bedeute dies zwar eine deutliche Zeitverzögerung, doch die meisten Patienten hätten dafür Verständnis. „Wir können es im Moment halt auch nicht ändern. Die Praxis ist knallvoll.“ Er folge damit Empfehlungen des Berufsverbandes und der wissenschaftlichen Fachgesellschaft.

    Auch der nächste größere Termin steht schon an: Der Hochschultag am Sailer-Gymnasium am Freitag. Dazu teilte das Landratsamt auf Nachfrage mit: „Stand heute gibt es keinen infektionshygienischen Grund, den Hochschultag am Freitag abzusagen: Die Schüler sind aus dem Landkreis. Hier gibt es bisher keinen bestätigten Fall. Es handelt sich um eine Personenzahl von weit unter tausend potenziell gesunden Personen. Zudem sind Schüler, die aus dem Risikogebiet Südtirol zurückgekehrt sind, nach der Allgemeinverfügung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege bis zu 14 Tage nach Aufenthalt im Risikogebiet vom Unterricht ausgeschlossen.“

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