Mittlerweile gibt es den ersten bestätigten Fall von Covid-19 im Landkreis Dillingen (lesen Sie hier mehr dazu). Die beiden Kreiskrankenhäuser planen bereits seit Wochen für diesen Ernstfall. „Ich denke, jeder hat erkannt, dass sich die medizinische Infrastruktur vorbereiten muss“, sagt Gerd-Uli Prillinger, Geschäftsführer der beiden Krankenhäuser in Wertingen und Dillingen. Alles, was planbar und medizinisch vertretbar ist, sei längst verschoben; etwa Hüft- und Knie-Operationen, HNO-Behandlungen oder bestimmte Untersuchungsleistungen.
Landkreis Dillingen: Kreiskliniken bereiten sich auf Coronavirus vor
Nur notwendige medizinische Eingriffe, wie etwa bei Blutungen, einem entzündeten Blinddarm oder einem kritischen Leistenbruch, werden durchgeführt. Alles, was Intensivkapazitäten bindet, etwa die Operation eines älteren Patienten mit verschiedenen Vorerkrankungen, wurde ebenfalls verschoben. „Wir müssen unser medizinisches Personal vor möglichen Ansteckungen schützen. Wir wissen ja nicht, ob ein Patient vielleicht schon am Coronavirus erkrankt ist“, erklärt Prillinger die Maßnahmen. „Deswegen riegeln wir uns Haus ab.“
Wie berichtet, hatten sowohl der Freistaat als auch der Landkreis Dillingen ein Betretungsverbot für die beiden Krankenhäuser erlassen. Auch die Ordensfrauen, die regelmäßig vorbeikamen, wurden nun gebeten, im Schwesternwohnheim zu bleiben. Darüber hinaus wurden in den Einrichtungen sämtliche Fortbildungen und Sitzungen abgesagt. „Aber natürlich wird die letzte Krankensalbung immer möglich sein. Ein Abschied muss gehen und kann auch länger dauern als eine Stunde“, sagte Prillinger. Doch ohne telefonische Anmeldung erreichen Besucher derzeit nichts. 19 Patienten befanden sich zuletzt in Isolierzimmern, zwölf davon waren auf den Coronavirus getestet worden. Doch das Ergebnis dauert, weil die Labore laut Prillinger am Anschlag arbeiten. Die übrigen isolierten Patienten litten an der Influenza oder dem Norovirus. „Wir hätten in Dillingen nur drei Isolierzimmer, jetzt mussten wir eben Kapazitäten schaffen.“
Notaufnahme in Dillingen wird regelrecht geflutet
Ein großes Problem sind neue Patienten. Weil der ärztliche Bereitschaftsdienst unter Telefon 116117 oft überlastet ist und auch die Hausarztpraxen voll sind, werde die Notaufnahme in Dillingen derzeit regelrecht „geflutet“, sagt Prillinger. Mit Mundschutz und hinter Plexiglasscheiben versuchen sich die Mitarbeiter vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. Viele Patienten seien verunsichert. Dabei sei die wichtigste Botschaft: „Bleiben Sie daheim.“ Dazu kommen die Versorgungsengpässe. Nicht nur Schutzmasken sind rar, auch Beatmungsgeräte. Zwei hatte Dillingen vor Monaten bestellt – jetzt sollen sie im Sommer kommen. Dabei wären sie im Ernstfall besonders wichtig.
Am Wertinger Krankenhaus sind bereits zusätzliche Beatmungsplätze und eine Isoliereinheit eingerichtet worden. Laut Betriebsdirektorin Barbara Jahn-Hofmann werden die Mitarbeiter, die derzeit nicht operieren, nach Hause geschickt, um sich zu schonen und fit zu bleiben für den Ernstfall. Parallel dazu werde medizinisches Personal geschult. So können Anästhesisten nun auch als Intensivpfleger arbeiten. Grippepatienten befinden sich derzeit nicht im Wertinger Krankenhaus, aber sechs Patienten, die auch noch auf einen Corona-Befund warten.
Die Corona-Welle rollt
Prillinger befürchtet ein konkretes Szenario: Die Urlauber sind heimgekehrt, hatten keine Symptome, aber Covid-19. Nach und nach schauen sie jetzt bei ihren Eltern und Großeltern vorbei. „Wenn die dann angesteckt werden – das werden unsere Patienten sein. Die Welle rollt zeitverzögert, aber sie rollt.“
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