Das mutierte Coronavirus ist vermutlich im Landkreis Dillingen angekommen. Zu den drei positiven Covid-19-Fällen vom Wochenende kam am Montag ein weiterer hinzu. In allen vier Fällen gibt es ernste Hinweise auf die Mutationsvariante aus Großbritannien (UK B.1.1.7). Das Ergebnis der endgültigen Gensequenzierung erwartet das Dillinger Gesundheitsamt jedoch nicht so bald. „Diese Analyse wird nur ein Mal in der Woche im zuständigen Labor durchgeführt“, erklärt Dr. Uta-Maria Kastner, Leiterin des Dillinger Gesundheitsamtes, am Montag.
Alle Fälle stehen, wie berichtet, in Verbindung zu Reiserückkehrern aus der Slowakei und Moldawien. Auf Reiserückkehrer werde ein verstärktes Augenmerk gelegt. Dr. Kastner betont, dass sich gerade Kontaktpersonen, Reiserückkehrer und Besucher von Pflegeeinrichtungen regelmäßig testen lassen sollten. Aktuell habe das Interesse am Testen eher abgenommen. „Aber, wo es sinnvoll ist, wäre es so wichtig. Auch wenn, wer mehrmals getestet wurde, irgendwann die Lust daran verliert.“
Die Dillinger Medizinerin erklärt den Unterschied zwischen "an" und "in Verbindung mit Corona"
Inzwischen sind im Landkreis Dillingen 93 Personen an oder in Verbindung mit einer Covid-19-Infektion gestorben – doch was ist der Unterschied? Wenn jemand zuerst an einer Coronainfektion erkrankt oder unmittelbar nach einem Infekt stirbt, erklärt die Medizinerin, ist er am Virus gestorben. Auch Corona-Intensivpatienten, die bis zum Schluss beatmet wurden, sterben an Corona. Stehen dagegen andere Vorerkrankungen im Vordergrund, spreche man von „in Verbindung mit“. Oder wenn der Infekt so lange her ist, dass man nicht mehr weiß, ob der Tod direkt oder indirekt damit zusammenhängt.
Wer sich im Kreis Dillingen vor allem am Coronavirus infiziert? Nicht die Senioren
Interessanterweise infizieren sich im Landkreis Dillingen vor allem Menschen im Alter von 15 bis 59 Jahren mit dem Coronavirus (siehe Grafik). Dabei trifft es im Alter zwischen 15 und 34 Jahren mehr Männer, danach mehr Frauen. Bei den Jüngeren bis 14 verteilt sich das Virus nahezu gleich auf die Geschlechter. Im Alter zwischen 60 und 79 Jahren gibt es bislang mehr männliche Todesfälle. Über 80 Jahre sind weit mehr Frauen (52) als Männer (15) am Coronavirus gestorben. Das liegt laut Dr. Kastner daran, dass mehr hochbetagte Frauen in Seniorenheimen leben als Männer. Und gerade in zwei Pflegeheimen im Landkreis, in Bissingen und Wertingen, hatte es einen Corona-Ausbruch gegeben.
Deswegen hatte man Ende vergangenen Jahres in Pflege-, Senioren- und Behinderteneinrichtungen im Kreis Dillingen mit dem Impfen begonnen. Und immer noch liegt der Fokus beim Impfen auf den Menschen, die älter als 80 Jahre sind, betont der Sprecher des Dillinger Landratsamtes, Peter Hurler. „Dabei vergeben wir nur dann Termine, wenn wir aufgrund der Lieferzusagen auch die Gewissheit haben, dass wir für die vereinbarten Impftermine auch ausreichend Impfstoff verfügbar haben.“
Wer wie den Corona-Impfstoff dem Landkreis Dillingen zuteilt
Die Liefermengen werden dem Kreis Dillingen von der Regierung von Schwaben zugeteilt. Derzeit wird der nach Bayern gelieferte Impfstoff noch im Verhältnis der Bevölkerungszahlen zunächst auf die Regierungsbezirke und dann auf die Landkreise und kreisfreien Städte verteilt, sodass der Landkreis Dillingen keinen Einfluss auf die Liefermengen hat.
Die Impfpläne werden orientiert am Lieferzeitpunkt und an der Liefermenge aufgestellt. „Derzeit erhalten wir in der Regel spätestens zum Ende einer Kalenderwoche eine verbindliche Information über Zeitpunkt und Menge des Impfstoffes, der in der darauffolgenden Woche geliefert wird. Aktuell gibt es lediglich einen Ausblick auf avisierte Impfstofflieferungen bis einschließlich der KW8. Darauf basierend lassen sich aber keine verbindlichen Impfpläne erstellen. Deshalb agieren wir kurzfristig bei der Terminvergabe, dafür aber verlässlich“, betont Hurler.
So weit ist man mit den Impfungen im Landkreis Dillingen bislang vorangekommen
Zu den Personen mit höchster Priorität gehören Menschen, die das 80. Lebensjahr vollendet haben, und Menschen, die in stationären Einrichtungen zur Behandlung, Betreuung oder Pflege älterer oder pflegebedürftiger Menschen behandelt, betreut oder gepflegt werden. Oder eben dort tätig sind. Im Landkreis Dillingen sind bis einschließlich Montag 93 Menschen mit oder an Covid-19 gestorben. Davon waren allein 68 Todesfälle aufgrund von Ausbrüchen in Einrichtungen zu beklagen. Deshalb war bewusst mit dem Impfen in Alten- und Pflegeheimen oder Einrichtungen der Behindertenhilfe begonnen worden. In den Alten- und Pflegeheimen im Landkreis haben zwischenzeitlich die impfwilligen Bewohnerinnen und Bewohner sowie das Personal die Erstimpfung erhalten. Im Verlauf der Woche werden in Einrichtungen der Behindertenhilfe noch einige ausstehende Erstimpfungen verabreicht, teilt der Pressesprecher mit.
Wie die Städte und Kommunen im Kreis Dillingen berücksichtigt werden
Nachdem die Einrichtungen insoweit durchgeimpft sind, steht für die in nächster Zeit anstehenden Impfungen die Personengruppe der über 80-jährigen Personen im Vordergrund. Die Personen, die selber noch mobil sind oder sich zum Impfzentrum nach Wertingen fahren lassen können, erhalten für den Besuch im Impfzentrum einen Termin. Diese werden bis auf Weiteres telefonisch vergeben. „Dabei achten wir darauf, dass die Städte und Gemeinden gleichermaßen bei der Terminvergabe berücksichtigt werden“, erklärt Hurler.
Die Impfverordnung des Bundes sieht innerhalb der Gruppe der über 80-jährigen Personen keine weitere Priorisierung vor. Somit sind beispielsweise das Alter oder Vorerkrankungen keine Kriterien für die Terminvergabe. Deshalb blieb bei der Vergabe der Termine in der zurückliegenden Woche das Lebensalter unberücksichtigt. „Künftig werden wir die Termine allerdings den nach Lebensalter ältesten Bürgern in den jeweiligen Kommunen einräumen“, ergänzt Hurler.
Für eine Gruppe der über 80-Jährigen fehlt noch ein Konzept im Kreis Dillingen
Bislang könne man aber Menschen, die älter als 80 Jahre alt sind, eigenständig zu Hause leben und nicht mobil sind, noch keine Termine anbieten. Dazu werde gerade ein Konzept mit dem Betreiber des Impfzentrums in Wertingen, der Firma Ecolog, erarbeitet. Doch zuvor brauche es verlässliche Angaben zur Transportfähigkeit des Impfstoffes. Sobald von den Herstellern dazu belastbare Informationen vorliegen, werden auch an diese Personengruppe Impftermine vergeben.
Hurler erinnert an die Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Dieser hat für Anfang nächster Woche die Änderung der Impfverordnung des Bundes angekündigt. Die Änderung steht im Zusammenhang mit der Zulassung des Impfstoffes von AstraZeneca. „Seriöserweise lässt sich heute nicht abschließend beurteilen, ob dies Auswirkungen auf die Impfpläne des Impfzentrums in den nächsten Wochen hat, zumal dies auch von Zeitpunkt und Menge des gelieferten Impfstoffes abhängt“, sagt Hurler dazu.
So kam die Post von Dillingens Landrat bei den Senioren an
Umso mehr freue sich das Landratsamt über die positiven Rückmeldungen nach den Infobriefen an die Senioren im Landkreis über das Impfen. Man habe laut Hurler aus den Reihen der Betroffenen, der Ärzteschaft im Landkreis, aber auch der Bürgermeister die übereinstimmende Rückmeldung erhalten, dass das Anschreiben verständlich formuliert sowie das Prozedere der Terminvergabe nachvollziehbar geschildert war und sich die Betroffenen ausreichend informiert gefühlt haben.
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