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Landkreis Dillingen: Betrugsprozess gegen Banker: „Ich hätte dem alles anvertraut“

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Betrugsprozess gegen Banker: „Ich hätte dem alles anvertraut“

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    Ein ehemaliger Bankangestellter aus Lauingen muss sich wegen Betrugs vor dem Augsburger Landgericht verantworten.
    Ein ehemaliger Bankangestellter aus Lauingen muss sich wegen Betrugs vor dem Augsburger Landgericht verantworten. Foto: Jakob Stadler

    Zahlen fliegen durch den Gerichtssaal: 800 hier, 5000 dort, an anderer Stelle 30.000. Es handelt sich um Geldbeträge, die ein Ex-Banker aus Lauingen seinen Kunden abgenommen haben soll. Insgesamt handelt es sich wohl um einen hohen sechsstelligen Betrag. Die meisten Taten gab der 40-jährige Angeklagte zu Beginn des Prozesses wegen Betrugs, Urkundenfälschung und veruntreuender Unterschlagung zu – aber eben nicht alle. Und genau die beschäftigen das Augsburger Landgericht nun schon seit zwei Wochen.

    Das Geflecht aus Umbuchungen und Bargeldabhebungen, das der ehemalige Kundenberater über sechs Jahre hinweg aufgebaut hat, ist für Außenstehende undurchsichtig. Insgesamt 114 Fälle werden ihm zur Last gelegt. Einige davon, es geht konkret um zwei Betroffene, streitet der 40-Jährige nach wie vor ab. Im ersten Fall geht es um einen Raumausstatter aus Lauingen, der um sehr viel Geld gebracht worden sein soll. Der Angeklagte und er haben sich wohl geschäftlich kennengelernt, doch es entwickelte sich schnell eine Freundschaft, in der man auch Weihnachten gemeinsam gefeiert hat. Als der Banker 2018 festgenommen wurde, habe der Zeuge, der am ersten Verhandlungstag mit einem Aktenkoffer und einer Plastiktüte voller Unterlagen erscheint, es nicht fassen können. Der 70-Jährige bot der Familie des Bankers sogar Hilfe für die Kaution an. Die Freundschaft nahm jedoch ein abruptes Ende, als die Wahrheit ans Licht kam. „Ich war unsagbar traurig, dass das dann so eingetreten ist“, sagt er. „Ich hätte dem alles anvertraut.“

    Lauinger Banker soll fremdes Konto wie Umschlagplatz für Umbuchungen verwendet haben

    Der 70-Jährige, der wohl mehrmals pro Woche in die Bank kam, über zahlreiche Konten verfügt, Aktiengeschäfte im großen Stil betreibt und von dem der Angeklagte behauptete, dass er sein Geld teilweise auf dubiose Weise verdiene (Auslandskonten, Schwarzarbeit), spricht vor Gericht von einer halben Million Euro, die von seinen Konten auf andere hin- und hergebucht wurden. „Das glaubt man nicht, was da alles passiert ist.“ Auch Bankmitarbeiter berichten, dass die Konten des Mannes so etwas wie der Umschlagplatz für die kriminellen Aktionen des Bankers waren.

    Der 70-Jährige betont vor Gericht, er sei um seine Altersvorsorge gebracht worden. „Die Reserve ist weg“, sagt er hörbar verzweifelt. Der Angeklagte wiederum schaut während der knapp vierstündigen Zeugenaussage immer wieder zu Boden, schüttelt den Kopf.

    Das Gericht versucht, gleich mehrere Fragen zu klären: Wie hoch ist der Schaden bei dem 70-Jährigen? Was hat es mit dessen Schweizer Bankkonto auf sich? Hat er die vielen Bargeldabbuchungen von 5000, 6000, mal 8000 Euro selbst getätigt oder war es der Angeklagte? Aussagekräftige Antworten finden die Richter allerdings kaum. Der 70-Jährige sagt etwa: „Ich habe solche Summen nicht abgebucht.“ Auf die einzelnen Tage der Bargeldabhebungen angesprochen, die teils 2013 waren, kann er sich aber nicht festlegen, ob er nicht doch selbst das Geld abgehoben hat. Wie viel Geld insgesamt fehlt, kann er nicht darstellen – auch, weil er damals wohl teilweise selbst nicht sicher wusste, wie viel Geld er hatte. Von der Bank erhielt der 70-Jährige eine Entschädigung von 80.000 Euro – seiner Meinung nach zu wenig.

    Auch gegen den Vater des Lauinger Bankers wurde bereits ermittelt

    Auch bei einem anderen vermeintlich Geschädigten war nicht eindeutig feststellbar, ob ein Schaden entstanden ist und wie hoch dieser ist. Auf Anregung der Richter wird am zweiten Verhandlungstag schließlich die Anklage abgeändert: Es geht jetzt nur noch um Betrug, die Vorwürfe der Urkundenfälschung und der veruntreuenden Unterschlagung werden fallengelassen, weil sie für das Urteil nicht erheblich ins Gewicht fallen. Auch einige der vorgeworfenen Fälle sind nicht mehr Bestandteil der Verhandlung.

    Am zweiten Prozesstag werden auch mehr Details über den Angeklagten bekannt: Laut Zeugenaussage eines Polizisten war er schon einmal Teil von Ermittlungen wegen Betrugs, als er noch bei einer anderen Bank gearbeitet hat und gegen den dortigen Chef Vorwürfe erhoben worden waren. Damals soll der Vater des 40-Jährigen bei der Baufirma angerufen haben, die den Stein ins Rollen brachte, und damit gedroht haben, dass sie keinen Auftrag mehr im Landkreis erhalten werde. Er soll auch gefragt haben, ob die Firma wisse, mit wem sie sich da anlegt. Gegen den einst prominenten Vater wurden 2017 ebenfalls Ermittlungen eingeleitet. Die Ermittlungen gegen den jetzt Angeklagten wurden damals eingestellt.

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