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Landkreis Dillingen: Belastet Corona das Budget der Kliniken im Landkreis Dillingen?

Landkreis Dillingen

Belastet Corona das Budget der Kliniken im Landkreis Dillingen?

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    Das Defizit der beiden Kreiskrankenhäuser Dillingen und Wertingen war schon vor der Corona-Pandemie hoch: Fast sechs Millionen Euro betrug es 2019. Die Frage ist, wie sich die Finanzen jetzt entwickeln, wo sich aufgrund der Pandemie alles verändert hat.
    Das Defizit der beiden Kreiskrankenhäuser Dillingen und Wertingen war schon vor der Corona-Pandemie hoch: Fast sechs Millionen Euro betrug es 2019. Die Frage ist, wie sich die Finanzen jetzt entwickeln, wo sich aufgrund der Pandemie alles verändert hat. Foto: Ralf Lienert/Symbolbild

    Eben hatte Uli-Gerd Prillinger den Wirtschaftsplan für 2020 im Krankenhausausschuss vorgestellt. Er endete mit den Worten: „Ich erwarte nicht, dass es wieder 5,7 Millionen Euro werden.“ So hoch ist das Defizit der beiden Kreiskrankenhäuser 2019 ausgefallen (wir berichteten). Dabei entfielen auf das Wertinger Krankenhaus 1,8 Millionen Euro und auf das Dillinger fast vier Millionen Euro.

    Kapazitäten im Krankenhaus freimachen

    Kreisrat Franz Bürger erkundigte sich daraufhin: „Aber eine Garantie dafür geben Sie nicht?“ Niemand weiß, so antwortete der Geschäftsführer der beiden Kreiskrankenhäuser, was im Herbst passiert. Ob wieder mehr Menschen an Covid-19 erkranken. In dem Fall müssen die Krankenhäuser sofort wieder Kapazitäten für die Erkrankten freimachen. „Nein, eine Garantie kann ich nicht abgeben.“ „Schade“, meinte Bürger. Niemand weiß, was passiert, ergänzte Landrat Leo Schrell. Dennoch hatte der Krankenhausausschuss am Montag über den Wirtschaftsplan 2020 beraten. „Den brauchen wir, um arbeiten zu können“, erklärte Schrell.

    Eingangs hatte Prillinger bei diesem Punkt erklärt, dass der Ende April verabschiedete „vorläufige Wirtschaftsplan“ nur noch einen Rahmen darstelle. Durch Corona stimme fast nichts mehr. Ende April war man von folgenden Zahlen ausgegangen:

    Dillingen, Summe der Erlöse: rund 40,5 Millionen Euro, Summe der Aufwendungen: 43,7 Millionen Euro. Erwarteter Fehlbetrag: 3,2 Millionen Euro.

    Wertingen, Summe der Erlöse: 32,6 Millionen Euro, Summe der Aufwendungen: 33,3 Millionen Euro. Erwarteter Fehlbetrag: 751858 Euro. „Doch diese Zahlen werden sich ganz anders darstellen“, befürchtete Prillinger.

    Von Januar bis Mai dieses Jahres stellen sich die Zahlen bislang so dar:

    In Dillingen hatte man für diesen Zeitraum mit Erlösen in Höhe von rund 15,8 Millionen Euro gerechnet. Stand jetzt sind es 14 Millionen Euro (minus 1,7 Millionen Euro). Die Sachkosten betragen statt 5,5 Millionen Euro bislang 4,9 Millionen Euro (minus 637212 Euro). Die Personalkosten sind von 11,8 laut Plan auf zwölf Millionen Euro gestiegen (plus 216345 Euro). Die Abweichung zum erwarteten Fehlbetrag beläuft sich auf 118391 Euro.

    Geplante Operationen finden in Wertingen jetzt wieder statt

    In Wertingenwurden statt 12,7 Millionen Euro nur 10,5 Millionen Euro erlöst (minus 2,2 Millionen Euro). Die Sachkosten belaufen sich auf bislang 3,1 Millionen Euro statt wie geplant 3,7 Millionen Euro (minus 550320 Euro), die Personalkosten betragen 8,8 Millionen Euro statt wie geplant 8,9 Millionen Euro (minus 99640 Euro). Die Abweichung beträgt rund eine halbe Million Euro.

    Der Ausfall in Wertingen ist höher, weil dort vor allem geplante Operationen stattfinden, die sehr gut bezahlt sind. Doch diese sogenannten elektiven Operationen fanden fast drei Monate lang nicht statt. Wertingen war davon mehr betroffen als das Dillinger Haus, das nicht so spezialisiert ist, erklärte Prillinger. Doch die Beträge gelten alle nur vorläufig. „Bislang sind wir absolut noch im Rahmen des Wirtschaftsplanes“, erklärte Prillinger.

    Nicht nur geplante Einnahmen brachen weg. Auch die Abrechnung wie bislang für erbrachte Leistungen – die in der Regel im Vorjahr ausgemacht werden – könne so nicht mehr stattfinden. Eine reguläre Leistungserbringung war während des Lockdowns gar nicht möglich. Nun wurden auf Bundesebene Ausgleichszahlungen pro freigehaltenem Bett pro Tag festgelegt. 560 Euro bekommt Wertingen, 460 Euro Dillingen. Außerdem haben beide Häuser Schutzschirmzahlungen erhalten: Dillingen 1,7 Millionen Euro, weitere 595840 Euro sind abgerechnet, Wertingen 1,2 Millionen Euro, weitere 453600 Euro sind abgerechnet. Parallel dazu steigen die Materialaufwandskosten. 50 Euro pro Fall zahlen die Krankenkassen dafür. Der Mehraufwand für Covid-Patienten wird seitens der Regierung mit 70 Euro bezuschusst. Für Tests gab es bis Mitte Juni 63 Euro, seitdem 52,50 Euro. „Mit diesen Regelungen“, meinte Prillinger, „kann ein großer Teil der entstandenen Mehrkosten für Material und Laborkosten aufgefangen werden.“

    Auch das Pflegebudget ändert sich. Personal, das am Bett des Patienten arbeite, werde künftig besser bezahlt. Dann werde pro Patient, Schweregrad und Liegetage abgerechnet. Die Kosten dafür müssen am Ende des Wirtschaftsjahres nachgewiesen und von einem Wirtschaftsprüfer bestätigt werden. Bezahlt werden laut Prillinger nur entstandene, aber auch nur wirtschaftliche Kosten. Dillingen werde demnach 7,2 Millionen Euro Pflegepersonalbudget fordern, Wertingen 5,5 Millionen Euro.

    Vielleicht steigt das Budget in Wertingen und Dillingen

    Sollte alles klappen, könnte das laut Geschäftsführer eine deutliche Budgeterhöhung bedeuten. Im Fall von Wertingen von 25,1 Millionen Euro (2019) auf knapp 27 Millionen Euro, und in Dillingen von 31,4 Millionen Euro auf 33 Millionen Euro. Das wären insgesamt für beide Häuser 3,6 Millionen Euro mehr.

    Prillinger informierte den Ausschuss auch über eine neue Verordnung, nach der die Kliniken zur Einhaltung einer Pflegepersonaluntergrenze verpflichtet sind. In Dillingen wurde die gesamte Chirurgie, in Wertingen die gesamte Innere Medizin erfasst. Je nachdem, wie viele Patienten im Haus zu betreuen sind, muss entsprechendes (Mindest-)Pflegepersonal im Haus sein. Dienstpläne müssten im Voraus erstellt werden – das Patientenaufkommen sei aber nur schlecht steuerbar. Um dem gerecht zu werden, wird nun mehr Pflegepersonal in Reserve gehalten, was zu höheren Kosten und zu mehr Überstunden führt. Außerdem wurde eine Dienstvereinbarung getroffen. Fällt ein Mitarbeiter kurzfristig aus und ein anderer springt ein, obwohl er frei hat, bekommt er dafür eine Anerkennung. „Wäre unser Personal nicht so flexibel, wäre das alles gar nicht möglich“, betonte Prillinger.

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