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Landkreis Dillingen: Bauern in der Region sind sauer auf Julia Klöckner

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Bauern in der Region sind sauer auf Julia Klöckner

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    Sie fordern faire Wettbewerbsbedingungen und kritisieren das EU-Freihandelsabkommen mit Südamerika: BBV-Kreisvorsitzender Klaus Beyrer, Kreisbäuerin Annett Jung und BBV-Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer.
    Sie fordern faire Wettbewerbsbedingungen und kritisieren das EU-Freihandelsabkommen mit Südamerika: BBV-Kreisvorsitzender Klaus Beyrer, Kreisbäuerin Annett Jung und BBV-Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer. Foto: Berthold Veh

    Damit hat Klaus Beyrer nicht gerechnet. Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV) hat vor einigen Wochen bei Landwirten in der ganzen Bundesrepublik Bekanntheit erlangt. Auslöser war das Agrarpaket der Bundesregierung. „Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagt der Aislinger Landwirt. Und weil sich beim ihm, wie bei vielen aktiven Bauern, Frust aufgebaut habe, machte der Kreisobmann seinem Ärger Luft und forderte den Rücktritt der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Denn die CDU-Politikerin habe in diesem Agrarpaket einfach das von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) geforderte Aktionsprogramm Insektenschutz übernommen, das den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stark einschränke. Weil die Zeitschrift Top Agrar Beyrers Rücktrittsforderung überregional verbreitete, kam der Aislinger bei Berufskollegen in ganz Deutschland zu Ehren. „Mein Mail-Postfach lief voll“, sagt Beyrer. Die Zustimmung sei groß gewesen.

    Das Grummeln an der Basis ist gewaltig

    Weil das Grummeln an der Bauern-Basis gewaltig war, habe der nordschwäbische CSU-Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange ein Gespräch zwischen Klöckner und BBV-Vertretern aus den Landkreisen Dillingen und Donau-Ries eingefädelt. Noch im Dezember tauschten sich dabei auch Klaus Beyrer, Kreisbäuerin Annett Jung und BBV-Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer in Berlin mit der CDU-Politikerin aus. Ganz im Reinen sind die Bauernvertreter aber mit der Ministerin immer noch nicht. Klöckner sei als politischer Mensch „sehr angenehm“ gewesen, sagt Bayer. Fachlich werde die Ministerin aber falsch beraten.

    Rote Gebiete: Kritik an Messstelle bei Wortelstetten

    Beyrer, Bayer und Jung haben ein Problem mit der geplanten Verschärfung der Düngeverordnung. In Roten Gebieten (mehr als 50 Milligramm Nitrat pro Liter im Grundwasser) darf nur noch 20 Prozent „unter dem Bedarf“ gedüngt werden, erklärt Beyrer. Der BBV-Kreisverband kritisiert nicht nur die Verschärfung, sondern das Messsystem und fordert eine Zertifizierung. Im Landkreis Dillingen gebe es nur zwei Messstellen – bei Roggden und bei Wortelstetten (Höhensackgrabenquelle). Und die Messstelle bei Wortelstetten, die einen Wert von mehr als 50 Milligramm ermittelt habe, liege im Wald, dort werde gar keine Landwirtschaft betrieben. In der Folge seien aber 15000 Hektar Landwirtschaftsfläche im Zusamtal und im nördlichen Kreis Augsburg zum Roten Gebiet erklärt worden. „Mit der Konsequenz, dass wir dort keinen Qualitätsweizen mehr produzieren können“, erklärt Jung. Auch die Sommerzwischenfrucht, die als Winterbegrünung dient, dürfe in Roten Gebieten nicht mehr gedüngt werden. Dabei nehme sie ja gerade Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und bleibe als Düngung im Boden. Im Übrigen seien 97 Prozent der bayerischen Trinkwasserversorgungen in Ordnung.

    Beim Tierwohllabel fehle etwas

    Das neue Tierwohllabel, das die Herkunft tierischer Produkte kennzeichnet, hält der Bauernverband im Prinzip für gut. Bisher gibt es die Kategorien 1 bis 4 (Stallhaltung bis Premium). „Aber man muss auch erkennen können, woher das Fleisch kommt“, sagt Bayer. Er fordert zusätzlich die Kategorien 0 (Herkunft aus anderen Ländern Europas) und -1 (Herkunft aus anderen Teilen der Welt). Klöckner sage aber, dass das den Wettbewerb verzerre.

    Der Kreisobmann hat einen Neujahrswunsch

    Kreisobmann Beyrer fordert bei dem „Neujahrsgespräch“ mit unserer Zeitung wiederum einen fairen Wettbewerb. In Südamerika, mit dem die EU ein Freihandelsabkommen geschlossen habe, gebe es kein Tierwohllabel. Dort würden Pflanzenschutzmittel verwendet, die bei uns seit Jahrzehnten verboten seien. Bauern in Deutschland, so Beyrer, müssten für die höheren Produktionskosten, die durch die Anforderungen der Gesellschaft entstehen, einen Ausgleich bekommen – entweder über die Umsatzsteuer oder eine Umlage auf Nahrungsmittel. Ansonsten werde es den bäuerlichen Betrieb bald nicht mehr geben, sondern nur noch große Agrarfabriken. Im Landkreis Dillingen existieren derzeit noch 1176 Höfe, davon rund 60 Prozent im Nebenerwerb. Nächste Woche werden Jung, Beyrer und Bayer einen neuen Anlauf bei Julia Klöckner unternehmen. Sie treffen die Ministerin auf der Grünen Woche in Berlin.

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