Dass Josef Albert Schmid einmal ernsthaft ins Grübeln geraten würde, das schien noch vor gut einem Jahr ziemlich ausgeschlossen. Denn dies liegt nicht im Naturell des auf Optimismus getrimmten 48-Jährigen, der von Kindesbeinen an den Trubel auf Messen genießt. Der Dillinger ist Ausstellungsmacher, das 15-köpfige Team der Mörslinger Firma Josef Werner Schmid GmbH organisiert jährlich etwa sieben Messen – unter anderem im Zweijahres-Rhythmus auch die WIR in Dillingen.
Die WIR 2020 war die letzte große Veranstaltung im Landkreis
Dies alles hat die Corona-Pandemie unmöglich gemacht. Die WIR 2020, die vom 4. bis 8. März fast 38000 Menschen aufs Festgelände in den Donaupark gelockt hat, war die letzte große Veranstaltung im Landkreis Dillingen vor dem Corona-Lockdown. „Seitdem steht alles still, und ich erlebe zum ersten Mal in meinem Leben einen Moment, in dem sich alles sehr merkwürdig und komisch anfühlt“, sagt Schmid.
Gerade beim Rückblick auf die WIR kämen solche Gefühle hoch. Bereits als Fünfjähriger sei er mit seinen Eltern immer auf Messen dabeigewesen. „Für mich ist da ein wichtiger Teil des Lebens weggebrochen, und jetzt ist da ein Loch“, sagt der 48-Jährige. Im vergangenen Jahr habe er gehofft, wenigstens die verschobene Kontakta in Ansbach im September ausrichten zu können. Aber auch diese Ausstellung wurde abgesagt. „Wir haben fast schon ein ganzes Jahr lang keine Messe gemacht“, stellt Schmid enttäuscht fest. Und so sind die Mitarbeiter des JWS-Messeteams nun alle in Kurzarbeit. „Jetzt hoffen wir, dass wir vom Bazooka-Strahl des Finanzministers oder des Wirtschaftsministers getroffen werden“, sagt Schmid. Bisher habe er gerade mal eine erste Anzahlung bekommen.
Er erhofft die Rückkehr zur Normalität
Viel wichtiger ist für den Ausstellungsmacher aber die Rückkehr der Normalität. Schmid ist täglich im Büro, hält Kontakte zu Politikern, Wirtschaftsvertretern und Ausstellern. Im Grunde könne er derzeit aber gar nicht richtig planen, gesteht der Firmenchef. Dennoch will Josef Albert Schmid heuer zwei Ausstellungen durchziehen – vom 11. bis 13. Juni die Familienmesse im Donauried in Günzburg und vom 29. September bis zum 3. Oktober die Oberland-Ausstellung in Weilheim in Oberbayern. Der Geschäftsführer sagt, er gehe davon aus, dass die Ansteckungsgefahr in belüfteten Zelten geringer sei als etwa in geschlossenen Supermärkten. Er sehe aber auch die Gefahr der Coronavirus-Mutationen.
Schmid stellt sich in dieser Corona-Krise auch grundsätzliche Fragen. „Wie sind die Menschen drauf, wollen sie nach dieser Pandemie noch auf Messen gehen?“ In dieser Hinsicht ist der Dillinger zuversichtlich, dass Ausstellungen auch weiter gefragt sein werden. Die soziale Distanz belaste viele. „Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen dankbar wären, wenn sie sich wieder treffen können – auch auf Messen“, glaubt Schmid.
"Ich freue mich richtig auf die WIR 2022"
Die 2021 geplante Donauries-Ausstellung ist bereits auf das nächste Jahr verschoben. Hinter der WIR 2022 in Dillingen sieht Schmid aber keine Fragezeichen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Pandemie spätestens Ende 2021 besiegt ist“, sagt der Dillinger. Mitte März beginnen in der Regel die Planungen für die Dillinger Wirtschafts-, Informations- und Regionalschau. Da treffe sich der Messebeirat und lege einen Termin und das Thema für die Sonderschau fest, anschließend gehe er auf Aussteller zu. Irgendwann müsse es ja weitergehen, hofft Schmid. „Und wenn die Messebesucher FFP2-Masken tragen müssen.“ Als sich das Gespräch um die nächste Dillinger Messe dreht, heitert sich die Stimmung des Ausstellungsorganisators sichtlich auf. Aus Schmid sprudelt es heraus: „Ich freue mich richtig auf die WIR 2022.“
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