Es hatte sich angedeutet, nun ist es offiziell: Ministerpräsident Markus Söder hat am Freitag Ausgangsbeschränkungen für ganz Bayern verkündet. Damit soll die Ausbreitung des Coronavirus’ eingedämmt werden. Eine Maßnahme, die auch im Landkreis Dillingen erhebliche Auswirkungen haben wird.
Corona: Polizei in Nordschwaben hatte 99 Einsätze
Die Zahlen der nordschwäbischen Polizei zeigen, dass die zuvor ergriffenen Maßnahmen offensichtlich nicht ausgereicht haben. So hat die Polizei nach eigenen Angaben zwischen Donnerstag, 6 Uhr, und Freitag, insgesamt 99 Einsätze gehabt, weil Menschen gegen die Allgemeinverfügung verstießen. Hauptsächlich handelte es sich hierbei um Fälle, bei denen sich Personengruppen trotz des Veranstaltungsverbots zum Feiern oder Zusammensitzen im Freien aufhielten und den gebotenen Abstand zueinander nicht einhielten. Daneben waren allerdings auch Verstöße im Zusammenhang mit Gewerbeuntersagungen zu beanstanden. Örtliche Schwerpunkte waren dabei nicht auszumachen. Die genannten Einsätze waren über gesamt Nordschwaben verteilt.
Landkreis Dillingen: Sicherheitswacht unterstützt Polizei
Nach der am Freitag erlassenen Ausgangsbeschränkung ist die Polizei laut Pressemitteilung dazu angehalten, die Einhaltung der Ausgangsbeschränkung zu kontrollieren. Angetroffene beziehungsweise kontrollierte Personen müssen dabei triftige Gründe für ihren Aufenthaltsgrund im Freien glaubhaft machen. Zur Aufrechterhaltung der Sicherheit im Landkreis Dillingen wird die Polizei unter anderem von der Sicherheitswacht unterstützt. „Wir werden verstärkt präsent sein“, sagt Polizeioberkommissar Benjamin Dannemann von der Dillinger Polizeiinspektion. Man werde aufgrund der Ausgangsbeschränkung der neuen Situation gerecht werden. „Wir sind gut aufgestellt.“ Dannemann hofft, dass noch mehr Menschen einsichtig sind und zuhause bleiben.
Ausgangsbeschränkungen: „Bedauerlich, aber leider notwendig“
Dillingens Landrat Leo Schrell hält die Maßnahme zwar für „bedauerlich, aber leider notwendig“. Die Ausbreitung des Coronavirus’ und der bestmögliche Schutz der gesundheitlich angeschlagenen und alten Menschen würden vernünftigerweise die massiven Einschränkungen erfordern. Die Kreiskliniken in Dillingen und Wertingen würden sich derzeit auf eine entsprechende intensivmedizinische Betreuung von Patienten vorbereiten, indem die planbaren Eingriffe bereits vor einigen Tagen abgesagt wurden (wir berichteten). Dadurch konnten zeitnah zusätzliche Bettenkapazitäten für die Betreuung schwerst kranker Menschen geschaffen werden. Der Landrat bittet „alle Menschen im Landkreis sehr herzlich und dringend, sich auch aus Gründen der Solidarität strikt an die Anordnungen zu halten“. Durch vielfältige Maßnahmen und die Einbeziehung der Führungsgruppe Katastrophenschutz habe man dafür Sorge getragen, „dass wir die Gesundheitsverwaltung jederzeit personell, logistisch und mit Know-how wirksam unterstützen können“.
Auch Friseure müssen schließen
Neben den Ausgangsbeschränkungen hat Söder verkündet, dass außer den Läden, die bislang bereits schließen mussten, nun auch Baumärkte und Friseure keine Kunden mehr empfangen dürfen. „Wir haben uns mental bereits darauf eingestellt“, sagt Sylvia Stapfer, Inhaberin des Friseursalons „Studio Haircut“ in Dillingen und Vorsitzende der Dillinger Wirtschaftsvereinigung. „Aber jetzt, wo es soweit ist, ist es trotzdem ein Schock.“ Am Freitag habe man die letzten Kunden noch bedient. Dann gehe es darum, alle ausstehenden Termin abzusagen. Wie viele andere Betriebe stehen nun auch Friseure vor einer ungewissen Zukunft – ohne Einnahmen. „Ein paar Wochen kann man das überstehen“, sagt Stapfer. Dann könnte es für einige existenzbedrohend werden, je nachdem, wie viele Rücklagen man noch besitzt. Einziger Lichtblick seien die angekündigten Fördergelder der Politik. „Wir hoffen, dass auch kleine Betriebe wie wir etwas davon haben“, sagt Stapfer.
Einige haben sich mit Haarfärbemitteln eingedeckt
Schlecht geht es auch Helmut Dunkl, dem Besitzer von Friseursalons in Wertingen und Dillingen. Immerhin sind seine Läden so etwas wie Kinder für ihn. Seine 30 Mitarbeiter wird er nun nach Hause schicken müssen. Sie werden ihr Gehalt über die Kurzarbeiterregelung erhalten, so Dunkl. Der 54-Jährige erklärt, dass es schon in den vergangenen Tagen deutlich weniger Kundschaft gegeben habe. Außerdem seien einige Frauen auf ihn zugekommen und hätten sich mit Haarfärbemitteln eingedeckt. Übrigens: Viele Menschen unterstützen die neuen Ausgangsbeschränkungen offenbar. Zumindest gab es in einer kurzfristigen, nicht repräsentativen Umfrage unserer Redaktion auf Facebook eine klare Mehrheit von Nutzern, die den Schritt der Landesregierung als „unbedingt notwendig“ bezeichnen. (mit pm)
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