Eine Branche leidet besonders unter der Corona-Pandemie: die Reisebüros. Auch im Landkreis Dillingen ist das spürbar: Manche haben ihre Bürozeiten verkürzt, der Reisetreff Point in Höchstädt und Dillingen ist seit Anfang des Jahres geschlossen. Doch jetzt zu Pfingsten werden die Corona-Maßnahmen etwas gelockert: Mit negativem Corona-Schnelltest ist wieder die Reise an den Gardasee drin.
Schon packen die ersten Reiselustigen im Landkreis Dillingen die Koffer, um über die Feiertage spontan zu verreisen. Und auch die Stimmung in den Tourismus-Büros im Landkreis scheint sich aufzuhellen.
Seit Anfang Mai werden in Dillingen Reisen gebucht
„Ich bin recht zuversichtlich“, sagt Gaby Schwarzer vom Reisebüro Dillingen. Angesichts rückläufiger Inzidenzen und steigender Erst- und Zweitimpfungen sieht sie jetzt einen Silberstreif am Horizont für die Reiseweltmeister aus Deutschland. „Allein schon, was seit Anfang Mai an Buchungen über Pfingsten mit den Schulferien eingegangen ist, stimmt mich optimistisch“, betont Schwarzer.
Kunden favorisieren ihren Worten zufolge die Balearen, dort besonders Mallorca, Griechenland mit seinen Inseln in der Ägäis, Italien – und für den Sommer und Herbst auch Deutschland von der Küste bis zu den Alpen. Aber auch die Eifel und das Elbsandsteingebirge seien beliebte Ziele.
Ein weiterer Grund für Reisebuchungen: das schlechte Wetter
Wegen des schlechten Wetters sei aber ein Pfingst-Urlaub in Deutschland nicht sehr gefragt, bereits gebuchter Urlaub in der Heimat werde storniert. Der Trend gehe gegenwärtig zu kurzfristigen Urlaubsbuchungen am Mittelmeer. Und für den Urlaub im Sommer, Herbst und Winter nutzen die Kunden bei ihren Buchungen die sogenannte Flex-Option. „Dies bedeutet, dass die Reisen kurzfristig storniert oder zeitliche Änderungen des gebuchten Urlaubs sowie kurzfristige Hinzubuchungen von Personen zur bereits festgelegten Urlauberanzahl vorgenommen werden können“, erläutert Schwarzer. (Was Italiener über Deutsche denken und umgekehrt - Mamma mia!)
Doch auch Auslandsreisen, die bereits im vergangenen Jahr oder Anfang 2021 gebucht wurden, werden zum Teil storniert.
Ein Wertinger freut sich riesig, dass das Geschäft wieder los geht
„Viele Menschen fühlen sich im Ausland noch nicht sicher, wollen sich nicht auf Corona testen lassen oder befürchten, dass sie bei der Rückkehr nach Deutschland in Quarantäne müssen, wenn sich die die Pandemiesituation im Urlaubsland kurzfristig verändert“, sagt die Dillinger Reisebüroleiterin. Für die persönliche Beratung ist ihr Geschäft nun wieder geöffnet.
Das ist auch Gerd Hackenbuchner von HG-Reisen in Wertingen wichtig. „Nach monatelanger verordneter Untätigkeit können wir jetzt endlich wieder für unsere Kunden aktiv werden.“ Der Wertinger kritisiert, wie die Regierung mit der Touristikbranche umgegangen sei. „Wir mussten als Erste zumachen und können nun als einer der letzten Dienstleister wieder öffnen.“
Über den Berg sei die Branche damit noch lange nicht, auch wenn die Nachfrage nach Reisen ins europäische Ausland sowie vereinzelt in die Karibik und nach Kreuzfahrten bei ihm schlagartig zugenommen habe. Hackenbuchner fragt sich beim Blick auf die Buchungszahlen, wann die Branche wieder schwarze Zahlen schreiben wird. „Die Großen der Zunft, wie Lufthansa, Tui und Co., werden mit Milliarden von Steuergeldern gestützt“, sagt der Wertinger Unternehmer. Die Touristik- und Reisebüros würden dagegen von der Bundesregierung mit Zahlungsbeträgen abgespeist, „die Hohn sprechen“.
Vom Landkreis Dillingen aus auf die Balearen
Die aktuelle Situation erlaube jetzt einen Blick durch ihre Wolken in das Blaue am Geschäftshimmel der Touristikbranche. Besonders die Nachfrage für Urlaubsbuchungen im Sommer, Herbst und Winter habe seit Anfang Mai schlagartig zugenommen, nachdem die Bundesregierung Reisewarnungen für einige europäische Länder aufgehoben hat und Urlauber bei der Rückkehr nicht mehr generell in Quarantäne müssten.
Für Pfingsten mit den Schulferien seien häufig kurzfristig Reisen an die erlaubten Mittelmeerstrände gebucht worden, obwohl auch dort pandemiebedingte Einschränkungen von den Urlaubern eingehalten werden müssten. „Feiern am Ballermann oder an anderen Stränden ist nicht“, sagt der Wertinger Reisemanager.
Auch heimatliche Ferienziele sind bei den Urlaubern aus dem Kreis Dillingen beliebt
Auch bei Lydia Scholz, Inhaberin von Activ-Reisen in Wertingen, geht der Trend bei Urlaubsreisen im Sommer und Herbst in Richtung Spanien, Griechenland und Italien. Die Türkei habe als Urlaubsland bei den Buchungen indes stark nachgelassen. Heimatliche Urlaubs- und Ferienziele erfreuten sich im Sommer und Herbst großer Beliebtheit.
Dabei spiele laut Scholz auch die Erinnerung an den Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 eine Rolle, als Menschen in Urlaubsländern festsaßen und erst von der Bundesregierung nach Hause geholt wurden. Die Wertinger Reisebüroinhaberin hofft, dass durch Impfungen die Pandemie mehr und mehr aus dem gesellschaftlichen Leben verdrängt wird.
Eine Lauinger Reiseberaterin ist optimistisch
Die Nachfrage nach Fernreisen sei noch sehr verhalten, berichtet Stefanie Schmaus von DER-Touristik in Lauingen. Eines hat die Mitarbeiterin ebenfalls festgestellt: „Die kurzfristigen Buchungen für Reiseziele am Mittelmeer für den Sommer und Herbst haben schlagartig zugenommen.“ Auch sie hat vermehrte Buchungen auf die Balearen und Kanaren über Pfingsten vorgenommen. Neben den Lockerungen auf den Inseln habe dies mit dem seit Wochen anhaltenden nasskalten Wetter bei uns zu tun. (Premium lockt die Wanderer in den Landkreis)
Ähnlich schätzt Reiseberaterin Martina Kurkowski aus Lauingen die Stimmung ein. „Die Reiselust der Deutschen kehrt zurück.“ Die sei an den Buchungen für den Sommer und Herbst festzumachen. „Gebucht werden dabei in der Regel Ziele ohne Reisewarnung“, erläutert Kurkowski.
Dennoch seien viele Urlaubswillige noch zurückhaltend und hofften ebenso wie die Reise- und Touristikbranche auf das Abflauen der Pandemie. Sie selbst ist optimistisch – schließlich gelten die Deutschen als Reiseweltmeister.
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