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Krimi: Wie realistisch ist der Münchner Tatort?

Krimi

Wie realistisch ist der Münchner Tatort?

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    Dillingens Polizeichef Johannes Prommer und der Chef der Kriminalpolizei im Landkreis, Peter Timko, haben sich den Münchner Tatort vorab angesehen.
    Dillingens Polizeichef Johannes Prommer und der Chef der Kriminalpolizei im Landkreis, Peter Timko, haben sich den Münchner Tatort vorab angesehen. Foto: Jakob Stadler

    Am Sonntag zeigt das Erste den Tatort zum Dienstjubiläum des Münchner Ermittlerduos Batic und Leitmayr. Zwei Experten aus dem Landkreis haben den Film bereits gesehen. Johannes Prommer, Leiter der Polizeiinspektion in Dillingen, und Peter Timko, Chef der Kriminalpolizei im Landkreis, sollten einschätzen, wie nah an der Realität „Mia san jetz da wo’s weh tut“ ist.

    Timko fasst zusammen: „Das war jetzt nicht so ein Tatort wie mit Til Schweiger, wo sie gleich mit Kanonen schießen, sondern durchaus realistisch.“ „Ein bisschen viele Leichen“, fügt Prommer hinzu. „Aber es ist gut dargestellt. Das ist etwas, das kann ich mir anschauen.“ Ein paar Ungenauigkeiten sind den beiden dennoch aufgefallen.

    25 Jahre arbeiten die Tatort-Kommissare Batic und Leitmayr alias Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl bereits zusammen. Das Duo aus dem Landkreis, das sich ihren 72. Fall mit kritischem Expertenblick angesehen hat, ist schon deutlich länger als 25 Jahre dabei. Prommer und Timko sind bald seit 40 Jahren im Dienst, Sie wissen, wie Polizeiarbeit wirklich funktioniert.

    Inhaltlich geht es im Tatort um den Mord an einer rumänischen Prostituierten. Der Fall scheint bereits abgeschlossen, das Gericht verurteilt den geständigen Cousin des Opfers. Doch Batic glaubt, dass etwas nicht stimmt. Daher nehmen die Polizisten den Fall wieder auf.

    Das könne nicht genau so passieren, erklärt Timko: „Wenn das Verfahren durch ein Urteil abgeschlossen ist, dass die Polizei dann einfach wieder anfängt zu ermitteln, das ist nicht so einfach.“ Alleine, dass ein Polizist das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmen könnte, reiche nicht für weitere Ermittlungen aus. Prommer sagt: „Für ein Gefühl gibt es keine Genehmigung.“

    Doch am Ende des Filmes zeigen sich die beiden grundsätzlich zufrieden mit der Darstellung ihrer Berufsgruppe. Timko gibt anerkennend zu: „Das, was die gemacht haben, war gut. Und wenn man die ganzen Genehmigungen gehabt hat, dann ist das schon sehr realistisch.“

    Sowohl Prommer als auch Timko sehen sich den Tatort eher selten an. Timko sei kein Fan der Krimis, die „Anspruch auf Realität haben“. Prommer und er könnten sich eher auf ein Duo wie Hubert und Staller einigen, da bei der Serie Heiter bis tödlich nicht die Abbildung ihrer täglichen Arbeit, sondern der Humor im Vordergrund stehe.

    Trotzdem, der Münchner Tatort besteht vor den hohen Ansprüchen der Experten. „Da kann man sich bei fast jeder Szene vorstellen, dass es so passieren kann“, sagt Prommer. An einigen Stellen hätten es die Macher des Films aber dennoch nicht so genau genommen. Als Assistent Kalli Hammermann den Kommissaren detailliert erklärt, mit wem eine vermisste Frau telefoniert hatte, wirft Timko ein: „Dafür bräuchten wir die Vorratsdatenspeicherung. Die wir nicht haben.“ Und auch in einer Szene, in der Batic und Leitmayr eine Übergabe observieren, kritisiert der Kripo-Chef: „Dass das zwei alleine machen, das geht nicht. Das ist unprofessionell.“

    Und ein grundlegendes Problem sehen die beiden auch noch an der Handlung: Sie spielt gerade einmal fünf Monate nach dem Mord. In dieser Zeit wurde der Fall bereits einmal abgeschlossen und ein Mann verurteilt. Unrealistisch, so das Urteil der Experten. „Man hat im Film wahrscheinlich nur fünf Monate verstreichen lassen, weil sich dann doch der eine oder andere noch an etwas erinnert“, vermutet Timko, „Wenn man realistisch ist, sind das ein oder eineinhalb Jahre bis zur Gerichtsverhandlung. Da ist die Erinnerung natürlich schon ein bisschen mehr verblasst.“

    Der Wirklichkeit entspreche aber die Darstellung, wie die Polizisten ihr Dienstjubiläum feiern. Nämlich fast gar nicht. Zu später Stunde stehen Batic und Leitmayr mit ihren Assistenten in der Dienststelle, fast alle anderen sind bereits nach Hause gegangen. Ein Kollege bringt ihnen Espresso in Pappbechern, damit stoßen sie auf ihr Jubiläum an. Dann geht die Arbeit weiter.

    Genau so könnte es ablaufen, sagt Prommer: „Das Dienstjubiläum findet auf der Wache eigentlich überhaupt nicht statt.“ Timko fügt hinzu: „Es gibt eine Urkunde und gut ist’s.“

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