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Kreis Dillingen: Haus explodiert nach Gasaustritt: Fataler Fehler führte zum Unglück

Kreis Dillingen

Haus explodiert nach Gasaustritt: Fataler Fehler führte zum Unglück

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    In Gundelfingen ist ein Haus explodiert, da die Bewohner laut Polizei eine Gasleitung beschädigt hatten. Eine Frau starb unter den Trümmern.
    In Gundelfingen ist ein Haus explodiert, da die Bewohner laut Polizei eine Gasleitung beschädigt hatten. Eine Frau starb unter den Trümmern. Foto: Stefan Puchner (dpa)

    Um 3.30 Uhr war es bittere Gewissheit: Die Frau, die nach der Explosion des ehemaligen Bierstübles am Dienstagabend in Echenbrunn vermisst wurde, ist tot. Sie wurde nach stundenlanger Suche von den Einsatzkräften am frühen Mittwochmorgen unter den Trümmern gefunden und geborgen. Ob es sich tatsächlich um die 43-jährige Hausbesitzerin handelt, wollte die Polizei am Mittwoch nicht bestätigen, sondern erst eine Obduktion abwarten. Der Augsburger Polizeisprecher Siegfried Hartmann sagte aber auf Anfrage: „Es gibt keine vernünftigen Zweifel, dass sie es nicht ist.“

    Ihr 57-jähriger Ehemann konnte, wie berichtet, aus dem brennenden Haus gerettet werden. Er wurde mit schwersten Brandverletzungen mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik nach München geflogen. Weil er nicht vernehmbar ist, konnte die Polizei bisher auch nicht herausfinden, was der Auslöser für die Explosion war. Dafür ist aber die Ursache geklärt.

    Vor Ort führten am Mittwoch Beamte der Kriminalpolizei Dillingen in Zusammenarbeit mit dem Gasbetreiber und dem Landeskriminalamt den ganzen Tag Ermittlungen durch. Am frühen Nachmittag wurden sie fündig. Leiter Peter Timko sagte: „Es wurde ein Metallstab in den Boden gerammt und dabei wurde genau die Leitung getroffen. Dadurch konnte Erdgas austreten. Schon das Betätigen eines Lichtschalters hätte ausgereicht, um eine Explosion zu verursachen.“

    Damit, so Timko weiter, habe sich auch nicht die erste Theorie, die dass viele Gasflaschen im Haus waren, als nachweisbar herausgestellt. Das Leck wurde gefunden, nachdem mithilfe eines Baggers die Leitungen aufgebohrt wurden. Alexander-Florian Bürkle von EnBW ODR erklärte, dass vermutlich ein Elektriker einen sogenannten Erdspieß in den Boden gerammt und versehentlich das Rohr erwischt hat. Der Verursacher müsse aber erst ermittelt werden. Der Hausanschluss sei zwar inaktiv, aber Druck sei immer in den Leitungen. Durch die Beschädigung konnte Gas austreten, ein kleiner Funke habe ausgereicht, dass es zur Explosion gekommen sei. Damit sei aber auch klar, dass keine anderen Häuser in Gefahr seien. Trotzdem hat

    Nachbarn in Echenbrunn unter Schock

    Auch das Ehepaar Grau hatte am Mittwoch noch kein Gas zu Verfügung. Die Heizungen waren kalt. Das Paar wohnt zwei Häuser von der ehemaligen Gaststätte entfernt. Die 62-jährige Johanna

    Grau hat die Explosion direkt miterlebt, hat den unbeschreiblich lauten Knall gehört und gesehen, wie die Hausmauern in alle Richtungen umgekippt sind. „So was habe ich noch nicht gesehen, das kann man sich nicht vorstellen.“ Ihr Mann Norbert (67) habe sofort die Polizei alarmiert. Er war es auch, der mitgeholfen hat, den 57-jährigen Hausbesitzer aus dem brennenden Haus zu retten. „Wir haben gesehen, dass er im ersten Stock stand.

    Ein Nachbar hat dann eine Leiter geholt und ihn runtergeholt. Wir haben ihn dann zu uns in den Hof gesetzt und versucht, ihn zu beruhigen, bis der Notarzt kommt“, schilderte Grau die Situation. Es sei ganz schlimm gewesen, der Mann sei sehr schwer verletzt und völlig unter Schock gewesen. „Diese Bilder wünscht man keinem“, so Johanna Grau weiter. Ihr Haus war von der gewaltigen Detonation nicht betroffen. „Wir hatten Glück. Wir alle. Stellen Sie sich vor, da fährt jemand mit dem Fahrrad vorbei und Kinder laufen dort. Unvorstellbar.“

    "Solche Trümmer habe ich auch noch nicht gesehen"

    Auch für Michael Hirsch, Kommandant der Gundelfinger Feuerwehr und Einsatzleiter am Dienstagabend, wird dies ein unvergesslicher Einsatz bleiben – im negativen Sinne. „Wir haben noch nie einen Brand mit Todesfall erlebt. Solche Trümmer habe ich auch noch nicht gesehen“, so Hirsch. Um kurz nach sechs Uhr am Mittwochmorgen war er nach über zwölf Stunden Einsatz zu Hause. Zuerst musste das heftige Feuer unter Kontrolle gebracht und der Unglücksort abgesichert werden. Dann wurde fieberhaft nach der vermissten Frau gesucht – unter erschwerten Bedingungen. „Wir wollten schon abbrechen, aber dann haben wir sie noch gefunden. Es war für alle eine bedrückende Situation“, sagte Hirsch. Der Einsatzleiter lobte vor allem den reibungslosen Ablauf und die Zusammenarbeit mit allen Einsatzkräften vor Ort. „Das hat super geklappt, die Unterstützung war großartig.“ Über hundert Retter waren stundenlang vor Ort.

    Nach aktuellem Ermittlungsstand lässt sich die Gesamtschadenssumme noch nicht beziffern, aber die Polizei geht von einem sechsstelligen Betrag aus. Die Schäden der vier Nachbarhäuser belaufen sich auf circa 10.000 Euro. Sicher sei – nach den vorläufigen Ergebnissen –, dass es wohl ein tragisches Unglück war.

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