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Kreis Dillingen: Gab es Missstände in der Lauinger Elisabethenstiftung?

Kreis Dillingen

Gab es Missstände in der Lauinger Elisabethenstiftung?

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    Fast zwei Jahrzehnte hat Helmuth Zengerle die Elisabethenstiftung in Lauingen geleitet, Ende 2015 trat der heute 67-Jährige in den Ruhestand.
    Fast zwei Jahrzehnte hat Helmuth Zengerle die Elisabethenstiftung in Lauingen geleitet, Ende 2015 trat der heute 67-Jährige in den Ruhestand. Foto: Berthold Veh

    Seit Ende 2015 ist Helmuth Zengerle im Ruhestand. Fast 20 Jahre lang hat der CSU-Politiker die Elisabethenstiftung in Lauingen geleitet. Jörg Fröhlich ist seit Beginn des Jahres 2016 neuer Geschäftsführer des Psychiatrie- und Pflegezentrums, das etwa 350 Menschen betreut.

    Nach dem Wechsel an der Führungsspitze sollen einige Unregelmäßigkeiten ans Tageslicht gekommen sein, die den Verwaltungsrat der Stiftung, dem Landrat Leo Schrell als Vorsitzender angehört, entsetzt haben sollen. So soll der frühere Stiftungsdirektor Zengerle der Einrichtung für psychisch kranke sowie körperlich und geistig behinderte Menschen nach mehreren gesicherten Informationen unserer Redaktion zunächst einen großen finanziellen Schaden zugefügt haben. Die Rede ist von mehr als 100.000 Euro, die der frühere Bezirksrat, wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war, inzwischen an die Stiftung zurückbezahlt hat.

    Zengerle leitete die Elisabethenstiftung von 1996 bis 2015

    Die Elisabethenstiftung

    Die Geschichte der Elisabethenstiftung begann 1883, als Benefiziat Kasimir Stammel anregte, im Lauinger Schloss eine Kreisanstalt für kranke Frauen einzurichten. Am 16. März 1892 wurde schließlich die „Anstalt für weibliche Unheilbare“ eröffnet. Anfangs kümmerten sich vier Elisabethinerinnen um die Bewohnerinnen. Die letzte Schwester beendete ihren Dienst am 1. Juli 2008. Alle Schwestern sind damit ins Mutterhaus Sankt Elisabeth nach Neuburg an der Donau zurückgekehrt.

    Unter den Nazis erlebte die Stiftung eine dunkle Zeit. Es wurden 167 Menschen mit Behinderung, die in Lauingen eine Heimat gefunden hatten, in Gaskammern ermordet.

    Die Elisabethenstiftung ist heute ein modernes Psychiatrie- und Pflegezentrum. Mit etwa 280 Mitarbeitern ist diese öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts der zweitgrößte Arbeitgeber Lauingens. Insgesamt werden 350 Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Albertus-Magnus-Stadt betreut. 270 Patienten sind dabei stationär untergebracht, 80 werden ambulant in Wohnungen betreut.

    Geschäftsführer der Elisabethenstiftung ist Jörg Fröhlich. Er hat am 1. Januar 2016 seinen Vorgänger Helmuth Zengerle abgelöst, der 1996 Direktor der Einrichtung geworden war.

    Die Geschäfte kontrolliert der Verwaltungsrat der Elisabethenstiftung. Ihm gehören kraft Amtes als Vorsitzender Landrat Leo Schrell, der Lauinger Bürgermeister Wolfgang Schenk, der Lauinger Stadtpfarrer Raffaele De Blasi und die Hausärztin Dr. Jutta Mühlbach an. (bv)

    Zengerle ist Dritter Bürgermeister von Lauingen und CSU-Ortsvorsitzender. 30 Jahre lang gehörte er dem Dillinger Kreistag an. Die Elisabethenstiftung hat der 67-Jährige vom Sommer des Jahres 1996 bis Ende 2015 geleitet. Der frühere, 2004 verstorbene Landrat und Verwaltungsratsvorsitzende Anton Dietrich (CSU) hatte den damaligen Berufsschullehrer Zengerle zum Direktor der Elisabethenstiftung gemacht. In der Folge hatte es bei einigen Lauinger Lesern anfangs Zweifel gegeben, ob ein Berufsschullehrer für die Leitung eines Psychiatriezentrums qualifiziert sei.

    Direktor Zengerle erweiterte die Elisabethenstiftung indes kontinuierlich. Er integrierte das ehemalige Lauinger Krankenhaus, das geschlossen wurde, und kaufte Häuser in der Albertus-Magnus-Stadt, unter anderem, um dort ambulant betreutes Wohnen anzubieten.

    Zengerle soll seine Mutter zu verbilligten Konditionen untergebracht haben

    Nach seinem Ausscheiden sollen im vergangenen Jahr einige zweifelhafte Praktiken ans Licht gekommen sein. So soll Helmuth Zengerle, wie unserer Redaktion bekannt wurde, unter anderem seine Mutter zwei Jahre lang in der Pflegeeinrichtung zu verbilligten Konditionen untergebracht haben.

    Außerdem soll der ehemalige Direktor selbst eine monatliche Leistungszulage in Höhe von 500 Euro netto ohne vertragliche Grundlage erhalten haben. Zengerle hingegen habe auf Landrat Leo Schrell verwiesen, dass dieser ihm im Sommer 2012 die Zulage bewilligt habe.

    Nach Informationen unserer Redaktion bestreitet Schrell aber, eine solche Anordnung getroffen zu haben. Der Verwaltungsratsvorsitzende selbst wollte sich gegenüber unserer Redaktion nicht äußern.

    Zudem soll es eine zweite Zulage, ebenfalls in Höhe von monatlich 500 Euro netto, gegeben haben. Zengerle soll einen Beschluss des Verwaltungsrates handschriftlich ergänzt haben, während einer Baumaßnahme zwischen 2003 und 2005 diese Zulage zu bekommen. Das Geld soll aber nicht nur während der Bauarbeiten, sondern bis zu Zengerles Ausscheiden Ende 2015 weitergeflossen sein.

    Um einen langwierigen öffentlichen Prozess, der der Elisabethenstiftung schaden könnte, zu vermeiden, hat der Verwaltungsrat nach Informationen unserer Redaktion einer außergerichtlichen Einigung zugestimmt. Zengerle habe alles, worauf juristisch ein Anspruch bestanden habe, zurückbezahlt, heißt es aus dem Umfeld des Gremiums.

    "Ich weiß nicht, wer solche Dinge in die Welt setzt"

    Helmuth Zengerle hielt sich auf Anfrage unserer Redaktion bedeckt. „Ich weiß nicht, wer solche Dinge in die Welt setzt“, sagte der Dritte Bürgermeister. Er sei bereits seit eineinviertel Jahren nicht mehr Direktor der Elisabethenstiftung, im Übrigen handle es sich um rein innerbetriebliche Vorgänge, ließ der einstige Bezirksrat wissen und drohte unserer Redaktion im Falle einer Berichterstattung juristische Schritte an.

    Der neue Geschäftsführer Jörg Fröhlich hüllt sich über die Vorwürfe gegen Helmuth Zengerle ebenfalls in Schweigen. „Ich kann über Dinge, die vor dem 31. Dezember 2015 passiert sind, keinerlei Auskunft geben“, teilte Fröhlich mit. Zumindest Zahlen zur Stiftung nannte der Geschäftsführer. Mit 280 Mitarbeitern sei die Elisabethenstiftung der zweitgrößte Arbeitgeber Lauingens.

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