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Kommentar: Eine Idee aus Dillingen macht bayernweit Furore

Kommentar

Eine Idee aus Dillingen macht bayernweit Furore

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    Die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen haben im Jahr 2017 fast vier Millionen Euro Minus gemacht.
    Die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen haben im Jahr 2017 fast vier Millionen Euro Minus gemacht. Foto: Jakob Stadler (Symbol)

    Vielleicht fühlt es sich im Auge eines Tornados genau so an wie im Wartezimmer: Als Patient kann man überhaupt nichts tun, bis man drankommt. Um einen herum geht die Post ab. Während der Arzt oder die Ärztin dauernd von einem Behandlungszimmer ins andere wechselt, klingelt ununterbrochen das Telefon, kommen laufend Patienten. Die weiteren Mitarbeiter der Praxis haben ebenfalls gut zu tun.

    Der durchschnittliche Kassenarzt arbeitet 52,5 Stunden pro Woche

    Es ist dieses Szenario, das junge Mediziner vor dem Hausarztberuf abgeschreckt hat. Einzelkämpfer ohne feste Arbeitszeiten, wer will das schon sein? 52,5 Stunden arbeitet der durchschnittliche Kassenarzt pro Woche. Wenn dann noch eine neue Datenschutzverordnung kommt, sieht eine kleine Praxis kaum Land. Für solch eine Praxis findet man auch keinen Nachfolger. Im Kreis Dillingen geht man diese Probleme erfolgreich an.

    Dank dem Konzept von Chefärztin Dr. Ulrike Bechtel vom Dillinger Kreiskrankenhaus und der Zusammenarbeit mit der TU München und den niedergelassenen Ärzten im Landkreis kommen junge Leute auf die Idee, Hausarzt auf dem Land zu werden – und das inzwischen seit Jahren. Es ist DAS Konzept gegen den Hausärztemangel. Dr. Kurt Michl, Allgemeinmediziner aus Buttenwiesen, hat schon recht, wenn er sagt: „Die AKADemie ist Gold wert.“ Das wird jetzt vom bayerischen Gesundheitsministerium belohnt. Für die nächsten vier Jahre ist die Finanzierung gesichert.

    Wir brauchen insgesamt mehr Ärzte

    Hoffentlich muss irgendwann nicht um das Geld für die Stipendien der Studenten gebangt werden, weil es einfach fließt. Hoffentlich machen sich die drei Krankenhäuser, die nun an die Münchner Universität angeschlossen sind, nicht gegenseitig Konkurrenz. Und hoffentlich gibt es bald mehr Studienplätze für junge Menschen, die Ärzte werden wollen. Denn wir brauchen viel, viel mehr: Laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) gibt es im östlichen Landkreis Dillingen (Stand August 2018) 35 Ärzte, zehn davon sind älter als 60 Jahre. Der Versorgungsgrad liegt demnach bei 95,3 Prozent. In der Großen Kreisstadt sollen es laut KV allein 16 Ärzte sein. Es sind aber nur neun. Im westlichen Landkreis, von Lauingen bis Syrgenstein, soll der Versorgungsgrad sogar bei 114,7 Prozent liegen. Von den 26 Ärzten sind laut der Statistik zwölf über 60. Und auch in vielen Krankenhäusern werden Ärzte gesucht.

    Es müsste sich viel mehr ändern

    Da muss die Politik vieles ändern: Mehr Studienplätze, keine Zugangsbeschränkung („Numerus clausus“) mehr, eine andere Kostenstruktur an den Krankenhäusern (ist ein künstliches Knie mehr wert als ein neugeborenes Kind?) – und mehr Unterstützung für Hausärzte. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass wieder so eine geniale Idee aus Dillingen ihren Weg über München nach ganz Bayern findet.

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