Mal sind die Wartezimmer voller, mal nicht. Dennoch sind alle von frühmorgens bis spät abends unter Druck. Das hat nichts mit der Organisation einer Praxis zu tun, oder wie lange sich der Arzt oder die Ärztin für ihre Patienten Zeit nimmt. Nein, das hat damit zu tun, dass es viel zu wenige Hausärzte und Hausärztinnen im Landkreis Dillingen gibt.
Die Praxisteams versuchen, allen gerecht zu werden
Und die, die praktizieren, versuchen, den Patientinnen und Patienten gerecht zu werden. Wollen möglichst vielen helfen. Arbeiten zum Teil über ihre Altersgrenze hinaus – weil sie wissen, dass es keine Nachfolgerin und keinen Nachfolger gibt. An vorderster Front aber stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen, die versuchen, Termine zu koordinieren, Patientinnen und Patienten zu beruhigen und teils auch selbst zu behandeln und sich am Telefon mitunter einiges gefallen lassen müssen.
Die Corona-Pandemie hat das Problem verschärft
Die Corona-Pandemie hat auch dieses Problem noch verschärft. Wer jetzt einen Auffrischungstermin braucht, ruft, so scheint es, als allererstes seinen Hausarzt an – oder beschwert sich woanders. Parallel dazu brauchen andere dringend ein Rezept oder haben Schmerzen und wollen darüber mit ihrem Hausarzt sprechen, den sie schon ihr ganzes Leben lang kennen.
Andere müssen aus gesundheitlichen Gründen regelmäßig dorthin – und kommen plötzlich telefonisch nicht mehr durch. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis haben die Situation längst erkannt. Ihre Resolution hat einen kleinen Erfolg erzielt. Doch der wird nicht so schnell wirken. Auch hat die AKADemie des Dillinger Krankenhauses für die Gewinnung und Ansiedlung neuer Hausärztinnen und Hausärzte schon für den ein oder anderen Nachwuchs gesorgt. Es sind bloß noch nicht genug Ärzte.
Wer schimpft, trifft die Falschen
Die aktuelle Situation fordert viele. Den medizinischen Bereich besonders. Daran sollten wir denken, wenn wir in einer Warteschleife hängen, weil wir einen Arzttermin ausmachen möchten. Wenn wir in der Schlange vor einer Praxis oder im vollen Wartezimmer sitzen. Wer dann dort seine Wut auslässt, sollte wissen: Es trifft immer die Falschen.