Die Sorgen der Anwohner in Wertingen waren und sind nachvollziehbar. In Sachen Verkehrsbelastung war nicht klar, was der Bau für Auswirkungen haben würde. Und über Geschmack lässt sich nicht streiten – wen die vorgelegten Entwürfe von Ulrich Reitenberger abgeschreckt haben, der hatte einen Grund, sich gegen das Vorhaben auszusprechen.
Allerdings sendet der Entscheid ein deutliches Signal aus, welches für die Zukunft der Zusamstadt nichts Gutes bedeuten dürfte. Die Höhe des Turms war keinesfalls festgelegt, es gab noch nicht einmal eine Bauvoranfrage, geschweige denn einen ausgearbeiteten Antrag. Die Wertinger entschieden hier nicht über fertige Pläne.
Sie entschieden über die Idee eines Investors – eines jungen, einheimischen Investors – und schmetterten diese ab. Allen voran tat sich die CSU in der Kritik hervor. Nicht das erste Mal in der jüngeren Vergangenheit. Schon beim Kindergarten an der Thürheimer Straße versuchten deren Stadträte, das Projekt zu verhindern und brachten offen den Missmut der Nachbarn vor – bekanntermaßen erfolglos. Besser lief es da für sie in Sachen Windkraftanlagen. Die vorerst letzte Möglichkeit, solche auf Wertinger Flur zu errichten, wurde 2019 zunichte gemacht. Auch damals übten die Konservativen den Schulterschluss mit einer Dagegen-Bürgerinitiative. Allerdings stimmten auch die meisten Freien Wähler für das Aus der Windkraft, deren Potenziale ebenfalls einheimische Unternehmer interessiert hatte.
Für die Belange gut situierter Besitzer von Wohneigentum, die in ihrer Nachbarschaft nichts haben wollen, was der Allgemeinheit mehr hilft als ihren direkten Privatinteressen, gibt es in Wertingen eine sehr starke Lobby. Mit diesem Ruf könnte es für die Zusamstadt in Zukunft schwer werden, innovative Investoren anzulocken.
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