Auf kleine Baumstämme klettern, mit Absicht in dicke Regenpfützen hüpfen, Spielzeug aus Ästen und Steinen bauen, bei Regen und Sonne im Freien toben, Obst sammeln und ein Hochbeet anlegen. Und einmal in der Woche seltene Tierchen im Biotop beobachten. So, wie Höchstädts Bürgermeister Gerrit Maneth, BRK-Kreisgeschäftsführer Stephan Härpfer und Dillingens Kindergartenleiter Ralf Semet am Montag bei der Stadtratssitzung den Naturkindergarten beschreiben, so gefällt er allen im Gremium. Günter Ballis (FDP) kommentiert es schlicht so: „Da möchte man glatt noch mal Kind sein.“ Auch Jan Waschke (SPD) findet das Konzept, das für das kommende Kindergartenjahr in Höchstädt geplant ist, toll, und: „Das wird definitiv eine Bereicherung für unsere Stadt.“
Kindergarten soll keine Konkurrenz sein
Das ist auch Bürgermeister Maneth wichtig, er ergänzt: „Der Naturkindergarten ist sicher nicht das Nonplusultra. Unsere bestehenden Kindergarten sind alle top. Aber wir müssen neue Plätze schaffen und können eine weitere Alternative anbieten, die keine Konkurrenz, sondern eine Entlastung darstellt.“
Wie berichtet, hat eine Bedarfsplanung der Stadtverwaltung im vergangenen Jahr ergeben, dass dringend 20 Kindergartenplätze mehr in der Donaustadt gebraucht werden. Der Stadtrat hat schnell beschlossen, dass er einen Naturkindergarten verfolgen wolle – mit 19:0 wurde im Herbst dafür abgestimmt. Mittlerweile steht auch der Standort fest: Die kleinen Buben und Mädchen dürfen ab kommenden September im Kreis- und Obstlehrgarten in Höchstädt toben. Zwischen Bäumen und Beeren, Hochbeeten und Gebüschen soll der neue Naturkindergarten der Stadt entstehen. Und seit Montagabend ist auch die Trägerschaft geklärt: Das Bayerische Rote Kreuz, Kreisverband Dillingen, ist der Träger. Das beschließt der Stadtrat einstimmig.
Nicht für jedes Kind ist ein Waldkindergarten das Richtige
Geschäftsführer Härpfer stellt das Konzept vor und zählt die Gründe für solch einen Kindergarten auf: Natur reize alle fünf Sinne, die Kinder haben ihren Freiraum, sie sammeln Eindrücke an der frischen Luft, sie erleben die vier Jahreszeiten hautnah mit, sie bauen ihr eigenes Spielzeug… Die Pro-Argumente sind noch vielseitiger. Aber, das ist Waldkindergarten-Leiter Semet, wichtig: „Nicht für jedes Kind ist das der richtige Kindergarten. Das muss man von Fall zu Fall unterscheiden.“ Er leitet seit rund vier Jahren die Einrichtung in Dillingen und schildert dem Höchstädter Stadtrat seine Erfahrungen. Da gebe es auch mal Zecken- und Schnackenstiche. Und bei Regen werde man nass und die Matschhosen heißen nicht umsonst so. „Aber Kinder empfinden vieles anders als wir. Sie würden auch Schnee im Juli toll finden“, sagt Semet.
Er und Härpfer betonen, dass auch die Zusammenarbeit mit den bestehenden Einrichtungen wichtig sei und andere Kooperationen – etwa mit Schulen, Betrieben oder Verbänden – verfolgt werde. Aktuell ist für Höchstädt eine Höchstzahl von 20 Kindern geplant. Einschreiben, so Maneth, kann man sich wie bei allen anderen Einrichtungen gemeinsam am 27. März im Pfarrheim. „Wir geben uns bis zur Vollauslastung zwei Jahre, ich gehe aber davon aus, dass wir diese Zeit nicht brauchen“, betont BRK-Chef Härpfer. Eine Mindestanmeldung brauche es aus seiner Erfahrung nicht.
Am 11. März 2020 ist eine Infoveranstaltung
In den nächsten Wochen, so der Höchstädter Rathauschef, muss nun Personal gefunden und die kleinen, notwendigen Umbaumaßnahmen im Kreisobstlehrgarten gemacht werden. „Aber das hält sich wirklich im Rahmen“, so Maneth. Starten soll der Naturkindergarten im September mit täglichen Öffnungszeiten von 7.30 bis 14 Uhr. Die Preise sind identisch mit denen der städtischen Kindergarten – unabhängig von der Trägerschaft. Am 11. März findet von 15 bis 17 Uhr eine Infoveranstaltung für interessierte Eltern im Kreisobstlehrgarten statt.
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