Unscheinbar steht ein kleines Waldstück am Rand der Straße zwischen Oberbechingen und Wittislingen. Den vorbeifahrenden Autofahrern ist wahrscheinlich nicht bewusst, was es mit diesem Gebiet, das von Feldern umschlossen wird, auf sich hat. Hier befindet sich eine keltische Viereckschanze. Vergangenen Sonntag informiert Georg Wörishofer im Rahmen der 750-Jahr-Feier Bachhagels bei einer Wanderung über diese und weitere Besonderheiten Oberbechingens.
„Ich bin überwältigt von dem Interesse“, meint Bürgermeisterin Ingrid Krämmel bei der Begrüßung der etwa 140 Interessierten. Die Wanderung beginnt an der Kirche St. Michael in Oberbechingen, die zu einem späteren Zeitpunkt noch Thema eines historischen Ortsrundgangs sein wird. Aus dem Ort hinaus führt der Weg zuerst an einigen Maschinenhallen vorbei, die aufgrund der Technisierung und neuer Geräte nötig wurden.
Sechs Feldkreuze stehen auf Oberbechinger Flur, darunter überdurchschnittlich viele private
Weiter geht es zuerst an der Lourde-Grotte vorbei zu einem Feldkreuz an der ehemaligen Wittislinger Straße. Insgesamt stehen auf der Oberbechinger Gemarkung sechs Feldkreuze, davon sind drei privat. Das seien aufgrund der recht kleinen Fläche überdurchschnittlich viele, meint Wörishofer. „Nach dem Ersten Weltkrieg kam der Heimatgedanke stark auf“, sagt er zu den gemeindlichen Kreuzen, die zwischen 1923 und 1927 entstanden. Außerdem sollten sie Unheil wie Hagel oder Schädlinge abhalten, wie die Inschrift zeigt. Bei der Jesusabbildung handele es sich um einen Viernageltypus, erkennbar an der Zahl der Nägel.
Der inzwischen zurückgebauten Wittislinger Straße folgend, führt die Wanderung an verschiedenen Nutzbäumen entlang. „Früher konnten sie eingesteigert werden“, erzählt Wörishofer. Auch heute noch könne man sich beim Obst- und Gartenbauverein Oberbechingen melden und für geringes Entgelt einen Baum abernten, erklärt Otmar Penkert, Vorsitzender des Vereins.
Von "Buschel" und Motte
Letzte Station vor dem „Buschel“ ist ein privates Feldkreuz, das 1903 aufgestellt wurde. Auf die Basis und den Sockel folgt hier ebenfalls eine Inschrift sowie die Initialien J.H. und A.H. „Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war es typisch, dass nur die Initialen der Stifter angegeben werden“, sagt Wörishofer. Nun geht es die Anhöhe hinauf zum Höhepunkt der Veranstaltung. Etwa um 150 bis 100 vor Christus entstand in der „Buschel“ eine keltische Viereckschanze, die heute unter Denkmalschutz steht. Im Landkreis gebe es noch fünf weitere, unter anderem in Unterbechingen und Haunsheim. „Das deutet auf eine starke keltische Besiedlung hin“, meint der Historiker. Im Mittelalter dann wird auf einer Motte, einem Erdhügel, ein Wohnturm für die Herren von Oberbechingen erbaut. Daher komme auch die umgangssprachliche Bezeichnung „Buschel“. Dabei handelt es sich um eine Verschleifung des Wortes „Burgstall“, das eine Stelle bezeichnet, an der eine Burg stand. Auch die Sage, es existiere ein Gang zwischen dem Buschel und dem Oberbechinger Schloss, sei dadurch entstanden. Tatsächlich sei der Gang bildlich für eine Beziehung zwischen beiden Orten gemeint. Urtümlich wurde die Schanze für ein römisches Gebiet gehalten worden. Erst Paul Zenetti kam 1938 zur Erkenntnis, dass die Schanze bereits vorher entstanden sei. Ob der Ort ehemals ein Gutshof war oder kultischen Zwecken diente, könne nicht gesagt werden. „Dafür waren die Ausgrabungen leider zu kleinräumig.“ Da es sich um einen Privatbesitz handele, sei auch nicht mit weiteren Grabungen zu rechnen.
Der Blick geht weit hinaus auf das Dattenhauser Ried
Von der Nordseite aus bietet die Anhöhe einen weiten Blick auf das Dattenhauser Ried, das heute ein Naturschutzgebiet ist. Früher gehörte es der Herrschaft Hageln, bevor es über einige Umwege an Bauern zur landwirtschaftlichen Nutzung verkauft wurde. In neuerer Zeit erfolgte eine Wiedervernässung, die auch Anlass für einen baldigen Besuch des bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber ist. Zudem werde im September eine Feldkapelle am Radweg eingeweiht.
Dann geht es zurück Richtung Oberbechingen. Dort ist die Lourde-Grotte letzte Station. In den 1880ern und 1890ern seien einige dieser Grotten entstanden. Wann die hiesige Grotte, die in Privatbesitz ist, gebaut wurde, sei leider nicht feststellbar. Gerade in den Marienmonaten Mai und Oktober handele es sich um einen beliebten Sekundarwallfahrtsort. „Leider wird die Grotte oft Opfer von Vandalismus“, bedauern Wörishofer und Krämmel.
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