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Interview: Zeit für Familie und Blasorchester

Interview

Zeit für Familie und Blasorchester

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    18 Jahre lang war Roland Grandel (Freie Wähler) Bürgermeister in Bächingen. Jetzt hat sich der Rathauschef aus seinem Amt verabschiedet.
    18 Jahre lang war Roland Grandel (Freie Wähler) Bürgermeister in Bächingen. Jetzt hat sich der Rathauschef aus seinem Amt verabschiedet. Foto: Karl Aumiller (Archiv)

    Fällt der Abschied leicht oder schwer?

    Roland Grandel: Jede Medaille hat zwei Seiten. Und so sind auch hier die Gefühle sicherlich zwiespältig. In Prediger 3,1 heißt es: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ Nach insgesamt 42 Jahren aktiver Gemeindepolitik (24 Jahre Gemeinderatsmitglied, davon 18 Jahre 2. Bürgermeister und anschließend 18 Jahre 1. Bürgermeister) habe ich es für richtig gehalten, vom „Amt“ Abschied zunehmen. Ich war gerne Bürgermeister meiner Heimatgemeinde. Beim Rückblick auf das zusammen mit dem Gemeinderat in den vergangenen 18 Jahren Erreichte fällt der Abschied leicht, wenngleich ich mich an die Umstellung sicherlich noch gewöhnen muss.

    Ist da noch etwas, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

    Grandel: In Anbetracht der gegenwärtigen „Corona-Krise“ wünsche ich mir, dass keiner unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger gesundheitlichen Schaden erleidet und dass möglichst bald wieder „Normalität“ in unser Leben Einzug hält. Dass Kindergarten und Schule möglichst bald wieder zu einem regulären Betrieb zurückfinden, dass möglichst keiner unserer Mitbürger seinen Arbeitsplatz verliert und dass die zu erwartenden negativen wirtschaftlichen Folgen für jeden Einzelnen und unsere Gemeinde tragbar bleiben. Kommunalpolitisch wünsche ich mir, dass die in den vergangenen Jahren praktizierte sachorientierte und harmonische Zusammenarbeit im Gemeinderat zum Wohle unserer Gemeinde fortgeführt wird. Ich wünsche, dass sich die Bürgerinnen und Bürger für ihre Gemeinde engagieren und dass Bächingen weiter eine lebendige Gemeinde mit einem regen Vereinsleben und einer der Gemeindegröße entsprechenden guten Infrastruktur bleibt.

    Wie fällt Ihre Bilanz aus?

    Grandel: In den vergangenen 18 Jahren wurde viel für die Gemeinde erreicht. Insoweit ist die Bilanz positiv. Allerdings hat die Familie hierfür einen sehr hohen Preis bezahlen müssen. Im Hauptberuf voll gefordert und zusätzlich Bürgermeister – da blieb leider nur wenig Zeit für Familie. Hier hoffe ich, dass ich einiges gut machen kann.

    Gerade die vergangenen Wochen waren aufgrund von Covid-19 besonders. Wie haben Sie die Zeit erlebt?

    Grandel: Die Schließung von Kindergarten und Kinderkrippe sowie der Grundschule, die Absage von zahlreichen Versammlungen und geplanten Festen und keine öffentlichen Gottesdienste waren für uns alle bis „vor Corona“ nicht vorstellbar. Das gesamte Vereinsleben kam zum Erliegen. Abstand halten! Persönliche Gratulation mit Handschlag bei Geburtstagen und Ehejubiläen nicht mehr möglich. Es hat sich viel verändert. Danken möchte ich allen Mitarbeitern unserer Gemeinde, die – jeder an seinem Platz – notwendige Maßnahmen mittragen und teilweise auch finanzielle Einbußen erleiden. Die Einschränkungen bei den Sprechstunden im Rathaus und die Verlegung der Gemeinderatssitzungen in die Gemeindehalle sind im Vergleich hierzu doch eher unbedeutend.

    Aber es gab auch andere heftige Phasen, Stichwort Flüchtlingskrise, Deponie, Zwischenlager.

    Grandel: Die Flüchtlingskrise haben wir in Bächingen mit Hilfe des Einsatzes zahlreicher ehrenamtlicher Helfer und auch der evangelischen Kirchengemeinde aus meiner Sicht dankenswerter Weise „glimpflich“ überstanden. Die Rekultivierung der ehemaligen Erdaushubdeponie konnte nach einer langen Zeit von Planung und Verhandlungen zum Glück mit einem relativ geringen Kostenaufwand erfolgreich abgeschlossen werden. Beim Zwischenlager Gundremmingen ist meines Erachtens nach wie vor höchste Aufmerksamkeit geboten. Leider ist bundesweit noch kein atomares Endlager gefunden. Also bleibt zu befürchten, dass die Frist für den Betrieb des Zwischenlagers verlängert wird. Nach Beendigung des aktiven Reaktorbetriebs darf das Zwischenlager nicht in Vergessenheit geraten. Es darf kein „Endlager“ werden. Die Politik ist hier mehr als gefordert.

    Welche Aufgaben geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg?

    Grandel: Ich denke, mein Nachfolger Siegmund Meck kennt die anstehenden Aufgaben selbst. Kein Geheimnis ist, dass nach der vom Planer in der letzten Bürgerversammlung vorgestellten Entwurfsplanung für die Umgestaltung des Friedhofs und die Ermöglichung neuer Bestattungsformen nun konkrete Beschlüsse des Gemeinderats anstehen. Auch die begonnene Umstellung/Modernisierung der Straßenbeleuchtung und die Weiterführung des innerörtlichen Breitbandausbaus (Glasfaser) sind Maßnahmen, die es aktuell weiterzuführen gilt.

    Thema B492 – ist hier ein Ende in Sicht?

    Grandel: Dieses Straßen-Thema begleitet mich seit Beginn meiner Amtszeit vor 18 Jahren. Da mit dem Bau des Lückenschlusses zwischen Sontheim an der Brenz und Hermaringen ja zwischenzeitlich begonnen wurde, können wir davon ausgehen, dass nun tatsächlich ein Ende in Sicht ist.

    Welches Bauvorhaben bleibt Ihnen besonders in Erinnerung? Es gab ja einige.

    Grandel: Ein einziges Vorhaben herauszupicken würde der Vielzahl von durchgeführten Maßnahmen nicht gerecht. Alle aufzuzählen, hätte in Ihrem Bericht keinen Platz. Besondere Bedeutung für die Gemeinde hatten aber schon die Generalsanierung der Gemeindehalle, der Neubau der Kinderkrippe und die Sanierung des Grundschulgebäudes mit Neubau eines Nebengebäudes sowie im Umfeld hierzu die Neuanlage von Schulhof und Schulgarten und der Ausbau des Schulwegs. Besonders hervorheben möchte ich auch die Erschließung des Wohngebiets „Seelachfeld“ in mehreren Bauabschnitten mit dem erforderlichen Grunderwerb und die Ansiedlung von Gewerbebetrieben im Gewerbegebiet. Auch die Verwirklichung des Radwegs entlang der Brenz von Bächingen nach Gundelfingen und der begonnene Glasfaserausbau waren zukunftsweisende Maßnahmen. Von vielen kleineren und unspektakulären Maßnahmen möchte ich noch die Anschaffung neuer witterungsbeständiger Maibaumschilder nennen, die Sie an unserem „Naturmaibaum“ beim Rathaus bewundern können.

    Auch Sie persönlich sind in den vergangenen 18 Jahren angegriffen worden. Wie geht man mit so etwas um? Haben Sie da Tipps für Kollegen?

    Grandel: Keine Tipps, nur den Wunsch, dass sie so etwas niemals erleben müssen. Die böswillige anonyme Denunzierung bei Presse, Rundfunk und Regierung von Schwaben sowie namentliche Anzeige bei der Staatsanwaltschaft mit Ermittlungen der Kriminalpolizei im privaten Bereich (deren Umfang ich erst nach Einstellung des Verfahrens erfahren durfte) haben schon Spuren in der Familie und bei mir hinterlassen.

    Und wo werden Sie künftig Ihren Lebensmittelpunkt haben – in Bächingen oder in Haunsheim?

    Grandel: In Anbetracht Ihrer vorherigen Frage möchte ich hierzu nun keine Antwort geben. Übrigens hat sich die Frage des Lebensmittelpunktes bei Bürgermeistern durch eine Gesetzesänderung ja schon seit einiger Zeit erledigt.

    Sie sind begeisterter Musiker. Wollen Sie sich jetzt für dieses Hobby oder ein anderes mehr Zeit nehmen?

    Grandel: Sobald es die Corona-Einschränkungen zulassen, möchte ich mit dem Blasorchester des Musikvereins Eintracht Bächingen den Probenbetrieb wieder aufnehmen und zusammen mit allen Musikerinnen und Musikern hoffentlich bald wieder erfolgreiche Auftritte erleben. Ansonsten vorerst keine Pläne.

    Die Fragen stellte Cordula Homann.

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