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Interview: Tim Wiese: „Das ist Kreisliga, da geht es auf die Knochen!“

Interview

Tim Wiese: „Das ist Kreisliga, da geht es auf die Knochen!“

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    An seinem Arbeitsplatz: Tim Wiese (Mitte) beim Training mit SSV-Torwartcoach Christian Gold (rechts) und Keeper Marco Manzano (links).
    An seinem Arbeitsplatz: Tim Wiese (Mitte) beim Training mit SSV-Torwartcoach Christian Gold (rechts) und Keeper Marco Manzano (links). Foto: Karl Aumiller

    35 Jahre alt, 193 Zentimeter groß, 120 durchtrainierte Kilo Kampfgewicht, 195 Bundesliga-Spiele für den SV Werder Bremen, sechs für Deutschland – das sind die harten Fakten zu Tim Wiese. Vor seinem Fußball-Comeback mit der SSV Dillingen besuchte der Ex-Nationaltorhüter unsere Redaktion zu einem Gespräch.

    Herr Wiese, Sie leben mit Frau und Tochter in Bremen. Schauen Sie noch regelmäßig bei Spielen des SV Werder vorbei?

    Wiese: Eher seltener, zuletzt gegen Bayern München. Da wurde 1:2 verloren. Es sind ja auch nicht mehr viele Leute bei Werder, die ich noch kenne.

    Für Ihr Punktspiel-Comeback in der Kreisliga Nord haben wir extra für Sie gutes Wetter bei Petrus bestellt. Wie sind Ihre Eindrücke von der Mannschaft, Ihren SSV-Teamkollegen? Von der Stadt Dillingen?

    Wiese: Es klappt hier super. Kompliment an meinen Freund und Vorsitzenden Christoph Nowak, der das organisiert. Alles ist sehr professionell aufgezogen. Die Jungs sind alle o.k., heute war ja das zweite gemeinsame Training. Und die Stadt Dillingen habe ich mir auch nicht so groß vorgestellt.

    Sie wissen, dass Sie schon vor dem Anpfiff am heutigen Samstag um 17.30 Uhr im Donaustadion für einen neuen Rekord sorgen?

    Wiese: Nein, warum?

    So viele Zuschauer waren wohl noch nie bei einem Kreisliga-Punktspiel! Sind Sie fit für Ihr Comeback im Fußball-Tor?

    Wiese: Ich brauche mich nicht extra fit machen, ich habe nichts verlernt. Das ist wie Radfahren, das verlernt man auch nicht. Wir haben zusammen mit SSV-Torwarttrainer Christian Gold trainiert, der macht das sehr gut. Und die Platzverhältnisse sind auch in Ordnung.

    Was erwarten Sie von Ihren 90 Comeback-Minuten am Samstag?

    Wiese: Gut spielen, gewinnen, Spaß an der Sache haben. Meine Einstellung ist: Das Spiel nicht auf die leichte Schippe nehmen, sondern hochkonzentriert angehen. Es sind ja ein paar mehr Zuschauer und TV-Teams da als sonst. Ich will die Jungs fighten sehen und nicht verlieren – sonst stehen ich und Christoph Nowak als Deppen da.

    Sie haben ja schon gesagt, dass der Einsatz im Dillinger Trikot ein einmaliges Event ist. Bleiben Sie dem Fußball und Sport in Zukunft weiterhin auf die eine oder andere Art verbunden?

    Wiese: Ja, einmalig und ein Freundschaftsdienst für Christoph. Ansonsten habe ich viele Projekte, etwa die „World of Wiese“ im Duisburger Industriepark. Da werden alle Skills für die verschiedensten Sportarten in einem Parcours angeboten. Für Jedermann die „Spielwiese“, aber auch für die Härtesten.

    Nachträglich Glückwunsch übrigens zum Titelgewinn bei der ProSieben-Promi-Dart-Weltmeisterschaft! Sie haben offensichtlich nicht nur Gefühl im Fangarm, sondern auch im Wurfarm …

    Wiese: Für Dart habe ich viel trainiert. Wenn ich was ins Auge fasse, mache ich das zu 1000 Prozent, egal was.

    So viele Jahre Profisport: Was sagt der Körper dazu. Zwackt es ab und zu schon irgendwo?

    Wiese: Alle o.k., nur kleine Wehwehchen.

    Dart, Wrestling, Fußball: Ihre Aktivitäten sind bunt gestreut. Arbeiten Sie an einer Marke „Tim Wiese“?

    Wiese: Die Marke gibt es schon immer und ewig. Jeder hat eine Meinung zu mir in Deutschland, egal ob positiv oder negativ. Da steht es, glaube ich, 50 zu 50. Aber egal, wie auch immer, ich liebe alle.

    Ihr Einstand als Wrestler „The Machine“ war ja schon ein großes Medienspektakel. Das scheint jetzt nochmals getoppt zu werden: Erstaunt Sie der Wiese-Hype im Umfeld des Fußball-Comebacks nicht selbst etwas?

    Wiese: Na ja, egal, was ich mache, es ist immer ein Hype. Warum das so ist? Keine Ahnung.

    Ihr schönster Moment als Fußball-Profi?

    Wiese: Da gab es einige, die vielen Jahre Champions League zum Beispiel. Oder die Finals in Europa und beim DFB. Es war eine schöne Zeit, und mit Werder Bremen hatte ich eine Topmannschaft.

    Bei der WM 2010 waren Sie für das Spiel um Platz drei gegen Uruguay eingeplant – dann aber verletzt? Immer noch traurig, dass es damals nichts mit einem Einsatz wurde?

    Wiese: Ich war nicht verletzt, sondern hatte keinen Bock mehr. Platz drei oder vier bei der WM juckt doch keinen.

    Nach Ihrer Bremer Zeit hatten Sie die Wahl: Hoffenheim oder Real Madrid? Es wurde Hoffenheim …

    Wiese: Das war der größte Fehler meines Lebens. Ich hätte nicht gedacht, dass Mourinho die Ikone Casillas aus dem Tor nimmt und einen anderen Keeper spielen lässt. Nach einem Jahr waren Mourinho und der Torwart weg. Bei Hoffenheim bekam ich einen super Vertrag, es folgten aber vier Trainerwechsel in einer Saison und drei Manager. Und dann war ich der Schuldige. Heute bin ich aber nicht mehr böse deswegen.

    Was fällt Ihnen zum Stichwort „Hamburger SV“ ein?

    Wiese: Ich hatte nie etwas gegen den HSV. Ich war nur für meinen Verein, da gebe ich alles. Und ein bisschen Entertainment und ein paar Sprüche gehören halt auch dazu.

    Das „Vorspiel“ am Samstag steigt in der Allianz-Arena zwischen dem FC Bayern und FC Augsburg, das „Hauptspiel“ SSV Dillingen gegen Haunsheim dann um 17.30 Uhr im Donaustadion: Ihre Ergebnis-Tipps?

    Wiese: Bayern München wird klar gewinnen, auch ohne Neuer. Da könnte selbst Christoph Nowak im Tor stehen. Dann wünsche ich mir einen Sieg gegen Haunsheim, viele Zuschauer. Ich werde Ball und Spieler mitnehmen, keine Rücksicht. Das ist Kreisliga, da geht es auf die Knochen!

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