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Hundeserie: Sie lebt mit sieben Hunden

Hundeserie

Sie lebt mit sieben Hunden

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    Doris Bobinger aus dem Wertinger Stadtteil Possenried lebt insgesamt mit sieben Hunden und drei Katzen zusammen – allesamt Mischlinge, die sie aus verschiedenen Ländern geholt hat, da sie dort niemand haben wollte. Ihr Leben ist zum größten Teil auf die Bedürfnisse der Tiere ausgerichtet.
    Doris Bobinger aus dem Wertinger Stadtteil Possenried lebt insgesamt mit sieben Hunden und drei Katzen zusammen – allesamt Mischlinge, die sie aus verschiedenen Ländern geholt hat, da sie dort niemand haben wollte. Ihr Leben ist zum größten Teil auf die Bedürfnisse der Tiere ausgerichtet.

    Der Hund ist der beste Freund des Menschen, sagt man. Kein Wunder, dass die Vierbeiner nach der Katze das beliebteste Haustier Deutschlands sind. Auch im Landkreis gibt es zahlreiche Hundefans. In unserer Serie beschäftigen wir uns mit allem, was Hund und Halter bewegt. Heute geht es um eine Frau, die Hunde aus dem Ausland bei sich aufnimmt.

    Die Antwort auf die Frage, welche Rolle die Hunde in ihrem Leben einnehmen, kommt bei Doris Bobinger fast augenblicklich. „Die Hunde sind mein Leben“, sagt die hochgewachsene, schlanke Frau aus Possenried. Im Urlaub war sie schon seit vielen Jahren nicht mehr, obwohl sie früher gerne am Gardasee war. Auch noch mit mehreren Hunden. Doch irgendwann waren es dann sechs große Mischlinge, mit denen sie zusammenlebte. Mit so vielen Tieren seien Reisen, ja schon längere Ausflüge unmöglich geworden.

    Am Abend vor dem Gespräch mit unserer Zeitung ist ein neues Tier in Bobingers Leben getreten: Donald heißt der Hund, der wie all ihre Hunde aus dem Ausland adoptiert wurde. Er kommt aus dem größten Tierheim der Welt, dem „Smeura“ nahe des rumänischen Bukarest. 5400 Hunde warten dort auf neue Besitzer. Donald ist schüchtern und sehr dick. Er muss sich erst einmal eingewöhnen und eine Diät machen, bevor er zu den anderen Hunden stoßen darf.

    Donald ist schüchtern und ziemlich dick

    Alle sieben Hunde in Bobingers tierischer Familie haben ihren eigenen Charakter und ihre eigene Lebensgeschichte. Deshalb sind die Hunde auch in zwei, inklusive Donald derzeit sogar in drei Gruppen separiert. Im hinteren Teil des Gartens dürfen zwei „Senioren“ ihren Lebensabend verbringen, während vier Hunde gemeinsam mit Bobinger und drei Katzen im Haus leben. In dieser Gruppe gibt der große, kräftige Jannis den Ton an – ihn hatte die Wertingerin einst desorientiert und ausgehungert auf einer griechischen Straße gefunden. Und schließlich eben Donald. Der ist schüchtern und ziemlich dick. Deshalb hat Bobinger ihn zuerst einmal von den anderen Hunden getrennt und will ihn in den kommenden Wochen abspecken lassen, damit er sich in die „Seniorengruppe“ integrieren kann.

    Doris Bobinger arbeitet als selbstständige Steuerberaterin von zu Hause aus. Anders könnte sie nicht so leben, wie sie es tut, sagt sie. Vier mal täglich muss sie mit den Hunden Gassi gehen. Doch vor allem will sie präsent sein, den Tieren Ruhe und Sicherheit vermitteln.

    Bobinger engagiert sich schon lange für den Tierschutz. Früher lebte sie in Buttenwiesen und nahm Katzen bei sich zu Hause auf, zeitweise lebten 15 bei ihr. Als sich ihr Fokus auf Hunde verlagerte, kaufte sie das gut 8000 Quadratmeter große Grundstück in Nachbarschaft des Possenrieder Gnadenhofs, um den Tieren eine schöne Umgebung für ihren Lebensabend bieten zu können. Meist sind es ältere Straßenhunde, die sie zu sich holt. „Straßenhunde sind erfahren, kennen sich im Verkehr aus, sind oft souveräner als andere Hunde“, sagt Bobinger. Keineswegs sind sie ihrer Erfahrung nach aggressiv. Höchstens ein bisschen aufdringlicher, wenn sie um Nahrung betteln.

    Willy konnte selbstständig Türen aufmachen

    Als „Willy“ noch bei Bobinger lebte, war ihr Leben allerdings doch um einiges komplizierter. Willy war ein älterer Hund, der aus Spanien zu Bobinger gekommen war. Vier Jahre lebte er bei ihr auf dem Grundstück – vier Jahre, in denen sie ihr Leben fast komplett umstellen musste. Denn der offensichtlich traumatisierte Hund reagierte panisch auf eine Vielzahl von Geräuschen, angefangen vom Haarföhn über die Türklingel bis zum Staubsauger. „Ich musste meinen Tagesablauf komplett auf ihn ausrichten“, sagt Bobinger. Denn ein lautes Geräusch zum falschen Zeitpunkt, und Willy verschwand hinter dem Sessel. Da er selbstständig Türen aufmachen konnte, rannte er auch manchmal in den Garten – und die anderen Hunde hinterher. Schließlich starb Willy. Bobinger ist zwar traurig über den Verlust. „Ich habe dann aber im Nachhinein schon gemerkt, wie fordernd diese Zeit war“, sagt sie.

    Mit einem ausgeklügelten System an Zäunen verhindert Doris Bobinger, dass die unterschiedlichen Grüppchen von Hunden einander direkt begegnen.
    Mit einem ausgeklügelten System an Zäunen verhindert Doris Bobinger, dass die unterschiedlichen Grüppchen von Hunden einander direkt begegnen. Foto: Benjamin Reif

    Auch so schon ist ihr mit den Vierbeinern schon viel verwehrt, was andere als selbstverständlich ansehen. Wenn ihre Freundinnen Doris Bobinger heute zu einem Wellness-Tag einladen, sagt sie ab. „Das könnte ich überhaupt nicht mehr genießen. Ich würde nach drei Stunden schon auf glühenden Kohlen sitzen“ sagt Bobinger. Sie habe ja auch eine Verantwortung, zum Beispiel, dass die Tiere nicht das ganze Dorf mit lautem Bellen stören. Und einen „Hundesitter“ könne sie bei so vielen Tieren auch nicht mehr organisieren. „Da wäre jeder überfordert, der die Tiere nicht kennt.“

    Bobinger hat früher Tiere in Not vermittelt

    So genügsam und aufopfernd wie Bobinger dürften die wenigsten Hundehalter sein. Sie weiß das aus eigener Erfahrung: Früher vermittelte sie, in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter „Tierhilfe Hoffnung“, Hunde an andere Personen. Besichtigte für die Organisation die Wohnungen, redete mit den künftigen Hundehaltern, vergewisserte sich, dass diese keine falschen Vorstellungen hatten. Viele Hunde aus dem Ausland fanden durch sie eine Familie. Doch es kam auch zu unschönen Szenen für die Wertingerin. Zum Beispiel, als sie erlebte, wie eine Frau sich erst einen geretteten Hund anschaffte und sich einige Monate später doch entschied, „noch einmal Karriere zu machen“. Da war dann für den Hund kein Platz mehr. „Viele Leute machen sich zu wenige Gedanken, bevor sie sich einen Hund zulegen. Die haben keine Vorstellung, was das für das tägliche Leben bedeutet“, sagt Bobinger. Diese Geschichte nahm dann aber ein Happy End: Bobinger nahm den Hund wieder auf und konnte ihn schließlich an eine andere Familie vermitteln.

    Doris Bobinger hegt keinen Groll gegen Züchter – wenn jemand einen Rassehund wolle, anstatt einen der zahlreichen Hunde in den Tierheimen aufzunehmen, sei das völlig in Ordnung. Was sie dagegen nicht leiden kann, sind „Mischlingsvermehrer“ – Leute, die ihren Hund nicht kastrieren lassen und nicht darauf acht geben, dass er sich nicht mit anderen paart. Sie wirkt mit ihrem Leben im Reinen, obwohl ihr dafür von Freunden und Familie Unverständnis entgegen schlägt. „Ich will den Tieren ein schöneres Leben ermöglichen, so gut ich kann“, sagt Bobinger. Doch kenne sie sehr wohl ihre eigenen Grenzen. Auf keinen Fall wolle sie ein „Animal Hoarder“ werden, was sich auf deutsch ungefähr als „Tier-Messi“ übersetzen ließe. „Ich kenne meine eigenen Grenzen. Noch mehr Hunde kann ich nicht aufnehmen“, sagt sie.

    Im rahmen unserer Hundeserie erschienen bereits:

    Hundeschule einmal anders

    Diese Hindernisse muss man beim Hu ndekauf überwinden

    So ein Hundstag! Wie man seinen Hund vor Hitze schützt

    Syrgenstein: Eine Frau für alle Felle

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