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Hund, Katze und Co.: So gefährlich sind Giftköder für unsere Tiere.

Landkreis Dillingen

Gefährliche Giftköder: Sind sie im Landkreis Dillingen ein Problem?

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    Interpretationsspielraum: Auch Rasse und Wesen eines Hundes können die Art und Weise, wie er sein Rute bewegt, beeinflussen.
    Interpretationsspielraum: Auch Rasse und Wesen eines Hundes können die Art und Weise, wie er sein Rute bewegt, beeinflussen. Foto: Benjamin Nolte/dpa-tmn

    Akuter Durchfall, heftiges Erbrechen und plötzliche Zitteranfälle. Das alles können Symptome für eine Vergiftung sein. Und dann heißt es für Tierhalter: schnellstmöglich Hilfe aufsuchen. Denn, so erklärt es der Höchstädter Tierarzt Dr. Cosmin Filipoi: „Manchmal kann es auch schnell vorbei sein.“

    Wie etwa in einem Fall, den die Polizei Dillingen im Herbst öffentlich machte. Eine zweieinhalb Jahre alte Hündin einer Frau aus Buttenwiesen ist an inneren Blutungen in einer Tierklinik gestorben – wahrscheinlich hat die Hündin einen mit Rattengift versetzten Köder beim Spazierengehen aufgenommen, hieß es damals. Tierarzt Filipoi weiß aus seiner Erfahrung, dass speziell Rattengift sehr schnell sehr schlimme gesundheitliche Folgen für das Tier haben kann. „Die Frage ist immer: Wo blutet der Hund? Es kann im Darm bluten oder auch in einem Bereich des Gehirns“, sagt der Experte.

    Verdächtige Wurststücke werden gefunden

    Zwar gibt es laut Katharina von Rönn, Polizeihauptmeisterin in Dillingen, im Landkreis kein generelles Problem mit ausgelegten Giftködern, aber dennoch würden vereinzelt Vorfälle immer wieder gemeldet werden. Stand August gab es heuer bislang vier Meldungen von Bürgern. „In den meisten Fällen ist von diesem Verdacht ausgegangen worden, nachdem entweder Hunde einen vermeintlichen Tierköder aufgenommen hatten oder verdächtige Wurststücke gefunden wurden, die als Tierköder eingestuft wurden“, erklärt von Rönn.

    Das bestätigt auch der Höchstädter Tierarzt. Er sagt, dass viele Besitzer vorsorglich bei typischen Vergiftungssymptomen mit ihren Vierbeinern in seine Praxis kommen. Oftmals stecke eine andere Erkrankung dahinter. Aber, das ist Filipoi ganz wichtig: „Spätestens wenn neurologische Auffälligkeiten wie etwa epileptische Anfälle hinzukommen, dann ist es kritisch.“

    Rattengift, Pflanzenschutzmittel oder Ibuprofen

    Und dann kann ein Giftköder tödlich sein. Rattengift, Pflanzenschutzmittel oder aber falsche Medikamente oder nicht geeignetes Futter können gesundheitliche Probleme verursachen. So warnt der Doktor beispielsweise davor, dass Human-Medikamente an die Tiere verabreicht werden. Schmerzmittel wie Ibuprofen können für die Schnüffler gefährlich sein. Deshalb sei es umso wichtiger, dass die Tiere lernen, dass sie nicht alles, was sie finden, fressen dürfen.

    Dem kann Monika Bojasch nur zustimmen, mehr noch: „Ein Hund muss lernen, dass alles, was auf dem Boden liegt, dem Menschen gehört. Er darf es nicht selbstständig aufnehmen.“ Sie ist die Vorsitzende des Hundesportvereins „Fun Agility Team“ und Inhaberin der Hundeschule „Fit & Fun“ in Zöschingen. In der Junghundeausbildung ist dieses Thema bei ihr ein fester Bestandteil. Auch, weil Fälle mit ausgelegten Giftködern immer wieder vorkommen. Aber wie lernt mein Liebling, dass er nicht alles fressen darf? Bojasch geht so vor: „Wir legen Futter auf den Boden und treten mit dem Fuß darauf.

    Erst wenn der Hund Kontakt mit dem Menschen aufgenommen hat, bekommt er ein Leckerli – aber aus der Hand und nicht das vom Boden.“ Schritt für Schritt werde das Training gesteigert. So lange, bis der Hund problemlos am Futter auf dem Boden vorbeiläuft. Alle Übungen sollten laut der Expertin auch immer wieder an anderen Orten trainiert werden. Ihr ist auch wichtig, dass die Besitzer ihre Tiere nicht wegstupsen, wenn sie vom Boden etwas aufnehmen wollen. Das sei das falsche Signal. „Wir wollen ja nicht, dass er wegläuft, sondern im besten Fall sitzen bleibt und mit uns Kontakt aufnimmt“, erklärt Monika Bojasch. Das gelte auch für das Stück Fleisch, das „versehentlich“ vom Küchentisch falle. „Wir können Futter vom Boden aufheben und auch füttern – aber nicht direkt, sondern später. Damit der Hund nichts in Verbindung bringt“, sagt Bojasch.

    Hund darf kein Futter vom Boden fressen

    Frühestens in einem Alter von vier Monaten solle mit dem Training begonnen werden, rät sie weiter. Generell könne man aber Hunden in jedem Alter etwas beibringen, sie würden nie auslernen. „Und das ist vor allem beim Spaziergehen sehr wichtig“, so Bojasch. Überlebenswichtig – falls Giftköder ausgelegt worden sind. Zwar heißt es bei der Polizei Dillingen, dass es im Landkreis kein generelles Problem damit gebe.

    Aber es werde ernst damit umgegangen: „Bei Meldungen von Giftködern wird stets versucht, den Giftköder sicherzustellen, um diesen forensisch untersuchen zu lassen. Manche Tierärzte oder Tierkliniken führen etwaige Proben bereits selbstständig durch und übermitteln das Ergebnis dann an die Polizei oder teilen dies dem Tierbesitzer mit“, führt es Polizeihauptmeisterin Katharina von Rönn aus.

    Diese Ergebnisse sind enorm wichtig, da das Ausbringen solcher Köder „grundsätzlich besonderen Vorschriften“ unterliege. Es dürften nur zugelassene Giftköder verwendet werden. Die Ausgabe ist laut Umweltbundesamt nur an Fachleute und geschulte Verwender erlaubt. Bestimmte Giftköder könnten von Verbrauchern freiverkäuflich erworben und beispielsweise in Innenräumen oder unmittelbar um ein Gebäude herum verwendet werden, so die Polizeisprecherin.

    Von Geldstrafe bis Gefängnisstrafe

    Deshalb sei das bloße Auslegen von Giftködern nicht strafbewehrt. „Sollte allerdings ein Tier einen unsachgemäß ausgelegten Köder fressen und daran erkranken oder verenden, stellt dies einen Verstoß nach dem Tierschutzgesetz und Sachbeschädigung dar. Die Strafbemessung geht von Geldstrafen bis hin zu möglichen Gefängnisstrafen“, sagt von Rönn.

    Dies gelte auf privatem Grundstück als auch auf öffentlichen Wegen oder Anlagen. Es ist vor allem dann ein Verstoß, wenn das Auslegen von Ködern bewusst dazu verwendet werde, dass Tiere wie Katzen oder Hunde sie aufnehmen sollen. Dann ist es ein Fall für die Polizei. „Giftköder müssen unzugänglich ausgelegt werden – also entweder in einer Köderstation oder einem geschützten Bereich wie Kabelschacht oder Rohrleitungen“, sagt sie.

    Neben gesundheitlichen Folgen für Tiere entstehen oft hohe Behandlungskosten. Solange kein Verursacher für die Vergiftung gefunden werden könne, bleibe der Besitzer darauf sitzen. Es müsse ermittelt werden, wo das Tier den Giftköder gefressen habe – was oft sehr schwierig nachzuvollziehen sei.

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