Die aufgemalten Streifen auf der Römerstraße in Holzheim sind gerade erst getrocknet, da werden sie schon wieder angezweifelt. Knapp acht Monate wurde die Staatsstraße mitsamt beidseitigen Fahrradstreifen und einer Querungshilfe auf Höhe des Edeka-Marktes und der Apotheke ausgebaut. Die Gemeinde Holzheim und das Bauamt Krumbach sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Doch diese Meinung teilt nicht jeder.
Ein Holzheimer Rentner hat stundenlang die besagte Stelle beobachtet. „Die Radfahrer trauen sich gar nicht auf dem Streifen zu fahren“, kritisiert er. Die Autofahrer seien ebenfalls von der verschmälerten Fahrspur aufgrund der Fußgängerquerung überrumpelt und würden häufig auf dem abgetrennten Radweg fahren. Er hält den Schutzstreifen für Radfahrer deshalb für mangelhaft. „Warum gibt es kein Warnschild oder eine Tempo-30-Zone in diesem Bereich?“, fragt sich der besorgte Rentner.
Die Fahrbahn sei großzügig bemessen
Andreas Reiser vom zuständigen Bauamt Krumbach hat die Straßensanierung von Anfang an begleitet. Mit einer Breite von 1,25 Meter seien die Fahrbahnen auf beiden Seiten der Ortsdurchfahrt noch im Rahmen der Richtlinien. Die Regelbreite solcher Schutzstreifen betrage jedoch 1,5 Meter, so der Fachmann. Die Fahrbahn zwischen der Querungshilfe und dem Bordstein sei 3,5 Meter breit. „Das ist besonders großzügig bemessen, damit die Winterräumfahrzeuge durchpassen“, so der Mitarbeiter des Bauamtes, der somit kein Problem sieht.
Reiser weist in diesem Zusammenhang auf den Unterschied zwischen einem Radweg und einem Radfahrschutzstreifen hin. Wenn sich ein Fahrradfahrer auf dem Streifen befindet, dürfen Autos diesen nicht befahren. „Wenn der Schutzstreifen frei ist, darf er dementsprechend von Autofahrern befahren werden.“ Auf dem Schutzstreifen dürfe man außerdem nur in Fahrtrichtung fahren. Wenn sich zwei Radfahrer treffen, könne es somit tatsächlich eng werden. Dafür sei der Streifen aber auch nicht gedacht.
Eine geschlossene Ortslage sieht nach Straßenverkehrsordnung eine Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde vor – „außer bei besonderen Gefahrenstellen“, erklärt Reiser. Damit ist für ihn auch die Frage nach einer Tempo-30-Zone aus dem Spiel. Auch bei Querungen sind laut Reiser Warnschilder nicht üblich. „Querungshilfen leben davon, dass eine Kommunikation zwischen Fußgängern und Autofahrern stattfindet.“ Allgemein mache das Bauamt Krumbach durchweg positive Erfahrungen mit den farblich abgesetzten Streifen.
Ein abgetrennter Radweg sei nicht möglich gewesen
Eine 30er-Zone auf der Römerstraße ist auch für Holzheims Bürgermeister Simon Peter kein Thema – die Straße sei gerade und gut einsehbar. Ihn hätten bereits einige Bürger gefragt, wieso man sich nicht für eine andere Lösung entschieden habe. Ein Radweg, der durch einen Bordstein von den Autos getrennt ist, sei jedoch planerisch und finanziell nicht möglich gewesen, so der Rathauschef. Die Straße ist dafür schlichtweg zu schmal. „Ich selbst bin auch schon auf dem Radweg gefahren und habe mich wohl gefühlt“, sagt Peter, der jedoch verstehe, wenn manche sich erst an den Schutzstreifen gewöhnen müssen.
Apropos Warnschilder: Im Gemeinderat Holzheim wurde ebenso über die Ortsdurchfahrten gesprochen. Mit dem Fahrradweg hat das konkret jedoch nichts zu tun. „Wir haben über die Anschaffung von Geschwindigkeitsanzeigen diskutiert“, erklärt Bürgermeister Simon Peter. Zehn digitale Anzeigen sollen in den Ortsteilen – Eppisburg, Altenbaindt, Weisingen, Holzheim, Ellerbach und Fultenbach – aufgestellt werden. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Autofahrer dann langsamer fahren – auch ohne Strafe.“ Die Gemeinde holt sich nun Angebote ein.
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