Höchstädt Gerrit Maneth will die Innenstadt beleben. Das hat der Höchstädter Bürgermeister im Wahlkampf angekündigt. Bei den Leerständen, sagte Markus Hilpert von der Uni Augsburg am Montag, hätte die Stadt auch ein handfestes Problem. „Es ist Zeit, das Thema anzugehen. Man muss sofort loslegen: Wie kriegen wir Leute rein?“, ergänzte Matthias Prüller, Prokurist der Imakomm-Akademie in der Sitzung des Stadtrates.
Zusammen mit Hilpert und seiner Kollegin Laura Dirks stellte er ein Gesamtkonzept für die Belebung der Innenstadt vor. Das Team hat dabei festgestellt: Weil die umliegenden Städte wie Dillingen oder Wertingen sehr stark sind, sei es schwierig, Menschen aus dem Umland nach Höchstädt zu ziehen. Aber bei den eigenen Bürgern und vor allem Touristen sei das Potenzial groß. „Haben Sie schon mal das Schloss Höchstädt gegoogelt?“, fragte Markus Hilpert in die Runde. Denn auf die Seite der Stadt gelange man so nicht. Viel zu versteckt sei das Schloss auf der neuen Homepage. Auch das Thema Einkaufsmöglichkeiten sollte im Internet aufgewertet werden – und der Christkindlesmarkt.
Mit Sitzmöglichkeiten würden Einkäufer freitags am Wochenmarkt länger verweilen, davon könnte auch der Einzelhandel profitieren. Warum nicht die Leerstände mit pfiffigen Werbungen am Fenster aufwerten? Veranstaltungen in diesen leeren Räumen könnten Besucher anlocken, die über Flyer über Fläche, Preise und Kontakt zum Eigentümer der Immobilie informiert werden sollten. Einzelhändler könnten in Schulungen, etwa bei der IHK, Impulse für das eigene Marketing bekommen.
Doch vor allem müsste ein Eventbeauftragter bei der Stadt angesiedelt sein, der Ansprechpartner für Stadt, Wirtschaft und Vereine ist, Themen bündelt, Schulungen organisiert und sich um die Vermarktung in den Medien kümmert. Prüller betonte, die Stadtverwaltung müsse das Wissen darüber haben, „nur dann haben Sie langfristig Erfolg“.
Auch wenn Höchstädt aus eigener Erfahrung wisse, wie schwer es ist, ein Stadtfest zu organisieren (dieses Jahr findet ein Street Food Fest statt), schlug Hilpert eine mögliche neue Veranstaltung vor: „Höchst(ädt)vital“. Der Superlativ im Namen sei marketingmäßig genial – „Schweinfurt würde darum was geben“. Mit den Themen Gesundheit, Fitness und Wellness wären alle Altersgruppen, die Vereine, die Natur abgedeckt und ein Sponsor, etwa eine Krankenkasse auch zu begeistern. „Das ist ein Riesenthema.“
Günter Ballis (SPD) dankte für die wertvollen Impulse. „Unsere Aufgabe ist es jetzt, sie zu nutzen.“ Er erinnerte unter anderem daran, wie viel Wert die Firmen in der Region auf ihr Erscheinungsbild legen. Das sollten Stadt und Bürger auch bei ihren Gebäuden. Jetzt seien Geld und Engagement gefordert. Auch Hans Mesch (Freie Wähler) meinte, „jetzt liegt’s an uns“ und Bürgermeister Maneth dankte für die konstruktiven, kreativen und nachhaltigen Ideen. Auch der Auwaldtrail war auf den Folien der Experten vorgekommen.
Einige Tagesordnungspunkte später war der geplante Premiumwanderweg auch in der Höchstädter Stadtratssitzung ein eigenes Thema. Wie berichtet, soll der Wanderweg in mehreren Etappen von Günzburg bis nach Schwenningen führen. Sieben von acht beteiligten Kommunen haben sich mit Donautal-aktiv auf einen Streckenverlauf geeignet. Steht der fest, muss der Weg hergerichtet, ausgeschildert und dann zertifiziert werden. Im Nachbarlandkreis Günzburg sind nur die Stadt Günzburg und Offingen betroffen, es ist das kleinere Stück des Trails. Vor zwei Jahren hat sich der Landkreis Günzburg entschlossen, 50000 Euro für die Umsetzung zu investieren. Bereits in diesem Frühjahr wollte Donautal-aktiv den Auftrag für die Beschilderung ausschreiben und die Wegweiser im Herbst aufstellen. Daraus wird in diesem Jahr aber nichts mehr, weil Höchstädt mit der Trasse bislang nicht einverstanden war. Denn die Wanderer hätten die Staatsstraße beim Tierheim überqueren müssen – was das Dillinger Landratsamt laut Lothar Kempfle (Donautal-aktiv) abgenickt hatte. Nun präsentierte Bürgermeister Maneth am Montagabend einen Kompromiss. Der Weg führt jetzt weitestgehend am Donau-Damm entlang zur Blindheimer Flur. Doch kurz davor tut sich ein neues Problem auf, in Form einer knapp ein Hektar großen Wiese der Sonderheimer Viehzuchtgenossenschaft. Maneth sagte, er hätte dessen Vorsitzenden gefragt. Doch das reicht wohl nicht: Pächter der Wiese ist Familie Jung aus Sonderheim, Annett Jung sitzt selbst für die Umlandfraktion im Stadtrat. „Wenn man bislang nicht mit uns geredet hat, muss man es eben jetzt tun“, forderte sie. Außerdem seien die Sonderheimer Jäger mit diesem Trassenverlauf auch nicht einverstanden. Sie hätten einem anderen zugestimmt. Ein Eck, das kurz vor dem ersten Weiher in den Wald führt, sollte nicht Teil des Auwaldtrails werden. Er teile sonst ein großes zusammenhängendes Jagdgebiet, abgesehen davon lebe dort der Rotmilan. Armin Hopfenzitz, Fraktion Umland, war mit dem Kompromiss auch nicht einverstanden: Er führe die Wanderer von der Stadt weg. Wolfgang Konle (SPD) erinnerte daran, dass auch im Kreistag schon leise Vorwürfe gegen Höchstädt laut wurden. „Nicht zu Unrecht“, meinte der Bürgermeister, beharrte aber darauf, abzustimmen – und danach noch mal mit den Jägern und dem Pächter zu reden. Gegen die fünf Stimmen von Annett Jung und der Umlandfraktion segnete der Stadtrat den Wegverlauf ab.
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