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Höchstädt: Wie sollen Höchstädter Bauherren künftig heizen?

Höchstädt

Wie sollen Höchstädter Bauherren künftig heizen?

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    Auf dieser freien Wiese entsteht bald das neue Baugebiet Unterfeld zwischen Höchstädt und Deisenhofen. Und seit Montag ist auch klar, dass die Stadt dort das Heizsystem „Kalte Nahwärme“ den Bauherren anbieten will. Die Investitionen sollen auf den Grundstückspreis umgelegt werden.
    Auf dieser freien Wiese entsteht bald das neue Baugebiet Unterfeld zwischen Höchstädt und Deisenhofen. Und seit Montag ist auch klar, dass die Stadt dort das Heizsystem „Kalte Nahwärme“ den Bauherren anbieten will. Die Investitionen sollen auf den Grundstückspreis umgelegt werden. Foto: Berthold Veh

    Immer wieder schüttelt Wolfgang Konle vehement den Kopf. Immer wieder meldet er sich und versucht, seine Kollegen im Höchstädter Stadtrat zu überzeugen. Davon, dass das Heizsystem „Kalte Nahwärme“ für das neue Baugebiet Unterfeld nicht das richtige System ist. Der SPD-Rat wird am Montagabend deutlich: „Wir als Kommune sollten uns doch dafür einsetzen, dass unsere Bürger autark sein können. Das sind sie damit nicht, wir machen sie von uns abhängig. Und der Grundstückspreis ist auch viel zu hoch. Das können wir so nicht machen.“

    Gibt es Alternativen und Beweise?

    Außerdem hätten im Vorfeld der Sitzung wichtige Zahlen zu einer Entscheidungsfindung gefehlt. Konle fragt auch nach Alternativangeboten. Und er fordert Beweise. „Ist dieses Heizsystem wirklich besser? Kann die LEW das beweisen? Ich glaube nicht“, sagt er. Immer und immer wieder. Er habe sich informiert und ein Referenzprojekt aufgetan, das weniger als die Hälfte für den Bürger kosten würde und viel effizienter sei. „Dieses LEW-Angebot ist viel zu teuer und völlig übertrieben. Das brauchen die Bürger alles nicht. So machen wir das Baugebiet schlicht unattraktiv“, sagt Konle.

    Um was geht es? Die Lechwerke (LEW) haben im Auftrag der Stadt eine Machbarkeitsstudie zur Wärmeversorgung durchgeführt. Die Ergebnisse wurden laut Bürgermeister Gerrit Maneth im Bauausschuss und einer öffentlichen Veranstaltung gezeigt. Circa Zehn bis 15 interessierte Bürger seien bei der Präsentation vor Ort gewesen. „Wir sind der Meinung, dass wir als Kommune eine gewisse Mitverantwortung für den Klimaschutz haben. Kalte Nahwärme ist ein Zukunftsthema, dem wir uns nicht verschließen wollen“, so der Höchstädter Rathauschef. Das Ziel, so erklärt es auch Stadtbaumeister Thomas Wanner, sei Dekarbonisierung. Sprich: CO2-Emission senken. Außerdem beinhalte das Klimaschutzprogramm 2030 unter anderem das Einbauverbot für Ölheizungen. Ein weiterer Grund, um sich nach Alternativen – rechtzeitig – umzuschauen, so Wanner weiter.

    Rund 48 Familienhäuser können gebaut werden

    Er erklärt dem Gremium die verschiedenen Varianten, die die Lechwerker erarbeitet haben. Grundlage der Studie war ein errechneter Wärmebedarf von circa 700000 Kilowattstunden im Jahr. Die Grundstücksgröße des neuen Baugebietes beträgt 31500 Quadratmeter, circa 48 Einfamilienwohnhäuser können gebaut werden, die reine Wohnfläche beträgt insgesamt 7200 Quadratmeter. Wärmequellen, laut LEW-Studie, sind Erdwärmesonden, horizontale Kollektoren sowie die Nutzung des Grundwassers. Berücksichtigt wurden auch dezentrale Einzelanlagen. Thomas Wanner zählt auch die Vorteile einer kalten Nahwärme auf: Vorhandene Umweltwärme könne genutzt werden, die Betriebskosten seien gering, es werde kein Kamin, Heizraum oder Ähnliches gebraucht und der notwendige Einsatz von Wärmepumpen werde staatlich gefördert. „Aber die kalte Nahwärme wirtschaftlich darzustellen, das geht nicht. So ehrlich muss ich auch sein. Alle anderen Systeme sind billiger. Dafür braucht man definitiv einen ökologischen Gedanken“, so Wanner. Und der kostet.

    Würde die Kommune für das Baugebiet Unterfeld diese Wärmeversorgung wählen, so stehen aktuell von der LEW rund 476000 Euro netto Gesamtkosten im Raum. Die könnten in mehreren Bauabschnitten aufgeteilt werden. Die Kosten betreffen auch den Bürger. Wanner: „Es gibt von den Lechwerken vier Varianten. Entweder die Investitionen auf den Grundstückspreis umlegen oder mit unterschiedlichem Baukostenzuschuss abrechnen.“ Konkret sei demnach ein Grundstückspreis zwischen 15 und 17 Euro pro Quadratmeter errechnet worden, die Zuschüsse belaufen sich entweder auf 2000 Euro, 4000 Euro oder 8000 Euro. Die Diskussionsrunde im Höchstädter Stadtrat ist damit eröffnet.

    Allen voran Wolfgang Konle argumentiert dagegen. „Ihr seid nicht auf dem aktuellen Stand der Technik. Man braucht das alles nicht mehr. Jeder Bürger kann viel billiger, autark und effizienter heizen. Alles andere ist eine Bevormundung“, betont er immer wieder. 15 Euro oder mehr für den Quadratmeter zu verlangen, sei für ihn ein Unding, das könne die Stadt nicht machen. Man müsse heutzutage nicht mehr bohren und brauche kein Leitungsnetz mehr. „Außerdem ist es ungerecht: Die Bauherren, die nicht die kalte Nahwärme wollen, zahlen trotzdem. Wir schreiben damit den Bürgern doch was vor“, so Konle weiter. Bürgermeister Maneth sagt dazu: „Wenn wir die Menschen zu regenerativen Energien bewegen wollen, dann bleibt uns nur das Umlegen auf den Quadratmeterpreis.“ Zudem gehe die Tendenz eindeutig in Richtung Wärmepumpen. Maneth sagt aber auch, dass nach einer anderen Lösung gesucht werde, wenn die Mehrheit des Stadtrates sich gegen dieses Konzept entscheide. „Wir wollten eine Machbarkeitsstudie von den Lechwerken. Die haben wir nun. Jetzt können wir entscheiden, was wir wollen.“

    Das sagt Bürgermeister Gerrit Maneth

    Aber was genau, da sind sich die Räte in Höchstädt am Montag nicht einig. Vor- und Nachteile werden hin- und her diskutiert. Ludwig Kraus (CSU) sagt beispielsweise: „Man kriegt nichts umsonst. Egal, welches System. Das muss uns auch klar sein. Ich gehe den Schritt mit der kalten Nahwärme mit, aber die Welt werden wir damit auch nicht retten.“ Dritter Bürgermeister Hans Mesch (FW) betont, dass die Kommune entscheiden kann, wie viel Kosten auf den Quadratmeterpreis umgelegt werden. „Wir müssen uns die Frage stellen, was uns diese regenerative Energie als Kommune wert ist“, sagt er. Er sei überzeugt, dass sich die kalte Nahwärme für alle Seiten rentiere. „Man muss so etwas bis zum Schluss weiterdenken und optional näher betrachten“, so Mesch.

    Auch Umlandssprecher Johann Jall hat sich das System genau angeschaut. Er hat deshalb eine ganz andere Meinung: „So energiefreundlich wie es dargestellt ist, ist es auch nicht.“ Außerdem glaubt Jall, dass die Grundwasserentnahme zu einer Absenkung führen werde und ob die Rückführung mit dem erwärmten Wasser so ökologisch sei, bezweifelt er auch. „Das hat sicher irgendeinen Einfluss.“ Stadtbaumeister Wanner sagt, dass dieses System seit Jahrzehnten bewährt sei.

    So stimmt der Stadtrat Höchstädt ab

    Daraufhin meldet sich Reinhard Kunzmann von den Freien Wählern im Gremium. Er sagt: „Ich bin fast ein wenig schockiert. Wenn ich das richtig verstehe, dann muss sich jeder eine eigene Wärmepumpe kaufen. Die kostet auch Geld und muss auch gewartet werden. Dann kauft man doch lieber gleich eine Wärme-Luftpumpe und ist autark.“ Diese Meinung hat auch Wolfgang Konle. Er will, dass die Entscheidung verschoben wird. Wird sie aber nicht. Der Stadtrat ist sich mehrheitlich einig. Mit vier Gegenstimmen wird der kalten Nahwärme für das Baugebiet Unterfeld zugestimmt. Und die Mehrheit entscheidet auch, dass die Investitionen zu hundert Prozent auf den Quadratmeterpreis umgelegt werden – fünf Stadträte voten dagegen. „Das kann ich so nicht hinnehmen“, sagt Wolfgang Konle.

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