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Höchstädt: Warum sind die Gewölberippen der Höchstädter Kirche locker?

Höchstädt

Warum sind die Gewölberippen der Höchstädter Kirche locker?

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    So schaut es unter dem Gewölbe der Höchstädter Stadtpfarrkirche aus. Holzstreben auf dem Gerüst sichern die lockeren Gewölberippen.
    So schaut es unter dem Gewölbe der Höchstädter Stadtpfarrkirche aus. Holzstreben auf dem Gerüst sichern die lockeren Gewölberippen. Foto: Berthold Veh

    Mit einem Fernglas steigt Werner Hambach auf den Treppen des Gerüsts in der Höchstädter Stadtpfarrkirche Stufe um Stufe nach oben. Unter dem Gewölbe, in etwa 18 Metern Höhe, scheint sich der Wertinger richtig wohlzufühlen. Der Steinmetzmeister aus der Zusamstadt hat dort eine Aufgabe, die ihn geradezu elektrisiert.

    Hambach, der auch Sachverständiger für Naturstein ist, sucht dort in schwindelerregender Höhe nach der Ursache, warum sich die Gewölberippen der Stadtpfarrkirche gelockert haben. Im November hatte deshalb Pfarrer Daniel Ertl das Gotteshaus vorübergehend schließen lassen. Der Seelsorger und die Fachleute konnten nicht ausschließen, dass Teile dieser Gewölberippen nach unten stürzen. Seit sieben Wochen nun geht der Steinmetz nun dem Mangel auf den Grund. „Langweilig wird es mir nicht, das ist eine spannende Arbeit wie bei der Kripo“, versichert Hambach.

    So eine Aufgabe ist selbst für Hambach neu

    Bis ins Jubiläumsjahr 2023 ist in der Höchstädter Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt einiges zu tun. Auch der heilige Petrus am Hochaltar ist im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ziemlich rußig geworden.
    Bis ins Jubiläumsjahr 2023 ist in der Höchstädter Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt einiges zu tun. Auch der heilige Petrus am Hochaltar ist im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ziemlich rußig geworden. Foto: Berthold Veh

    Der Wertinger hat die mächtige Höchstädter Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt inzwischen ins Herz geschlossen. Er war bei bedeutenden Sanierungen dabei, etwa 15 Jahre lang im Höchstädter Schloss oder in der Obermedlinger Klosterkirche. Solch eine Aufgabe wie in der spätgotischen Kirche in Höchstädt habe er aber noch nicht lösen müssen. In Gotteshäusern hatte Hambach meist Böden erneuert oder Bildstöcke und Epitaphe (Grabdenkmäler an Kirchenwänden) restauriert. Jetzt gehe es aber darum, in einem Gutachten das Vorgehen für die Sicherung der Gewölberippen festzulegen. Und da musste sich der Sachverständige erst einmal selbst in alte Handwerkstechniken einarbeiten. Mit einem alten Buch „Die Konstruktion in Stein“ ist der 63-Jährige deshalb in der Stadtpfarrkirche zugange.

    „Das ist eine Konstruktion, die grundsätzlich bedenklich ist.“

    Die Gewölberippen seien nicht aus Naturstein, sondern aus Formziegeln. Sie sind freitragend, der letzte verbaute Stein sorge für die Stabilisierung. Hambach sagt: „Das ist eine Konstruktion, die grundsätzlich bedenklich ist.“ Der Steinmetzmeister hat festgestellt, dass bereits zwei Mal versucht wurde, die lockeren Gewölberippen zu stabilisieren. „Ich bin jetzt der Dritte, der einen Weg sucht, die Rippen zu sichern.“ Hambach weiß inzwischen, dass seine Vorgänger bei ihren Versuchen einen Fehler gemacht haben, weil sie die Rippen mit Mörtel am Gewölbe befestigen wollten. Aber die Bewegungen des gesamten Gewölbes hätten wieder dafür gesorgt, dass einzelne Ziegelrippen locker wurden. Der Steinmetzmeister zeigt auf die Risse im Gewölbe, die sich durch das ganze Kirchenschiff ziehen. Dass sich das Gewölbe bewegt hat, das könne an der Konstruktion liegen. Aber auch an den Fundamenten, die sich beispielsweise wegen eines geänderten Grundwasserspiegels gesetzt haben könnten.

    Der Sachverständige hat eine Idee

    Die Sicherung der Gewölberippen sei nicht einfach, sagt Hambach. In einer Kirche im Augsburger Raum sei dies misslungen. Der Naturstein-Sachverständige hat aber eine Idee. Die Rippen müssten auf jeden Fall unabhängig vom Gewölbe durch Gewebedraht, der wiederum wie ein Puffer wirke, gesichert werden. Und es müsse eine passive Absturzsicherung eingebaut werden, die nur aktiv werde, wenn tatsächlich Brocken hinunterfallen würden. Oberstes Gebot sei es, die Sicherheit für die Gottesdienstbesucher zu gewährleisten. In Kürze will der 63-Jährige sein Gutachten bei dem zuständigen Architekten Georg Hienle (Welden) abgeben.

    Steinmetzmeister und Naturstein-Sachverständiger Werner Hambach erstellt ein Gutachten für die Sanierung der Gewölberippen. Bei der Ermittlung der Ursachen brauche es nahezu kriminalistisches Gespür.
    Steinmetzmeister und Naturstein-Sachverständiger Werner Hambach erstellt ein Gutachten für die Sanierung der Gewölberippen. Bei der Ermittlung der Ursachen brauche es nahezu kriminalistisches Gespür. Foto: Berthold Veh

    Die Befestigung der Gewölberippen ist aber nur ein Teil der Gesamtsanierung der Höchstädter Stadtpfarrkirche, deren Bau Mitte des 15. Jahrhunderts begonnen und die im Jahr 1523 eingeweiht wurde. Wenn sich in vier Jahren dieses Jubiläum zum 500. Mal jährt, soll das Gotteshaus in neuem Glanz erstrahlen. Sanierungen gab es zuletzt 1957 und 1904. Es sei dieses Mal einiges zu tun, sagt Stadtpfarrer Daniel Ertl. Architekt Hienle habe ihn auf „eine Summe von drei Millionen Euro eingestimmt“. Der mächtige Dachstuhl muss repariert werden. Und da entstehe die Frage, ob das riesige Kirchendach neu mit Biberschwanzziegeln eingedeckt wird. Im Inneren seien die verstaubten Altäre zu reinigen und in Teilen auszubessern. Die Raumschale müsse geweißelt werden. „Und wenn wir schon dabei sind, werden wir die Stadtpfarrkirche auch außen runterweißeln“, kündigt Ertl an. Angesichts der anderen gewaltigen Aufgaben sei dies dann „nicht mehr der große Luxus“.

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