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Höchstädt: Stadt Höchstädt hält an eigenem Trinkwasser fest

Höchstädt

Stadt Höchstädt hält an eigenem Trinkwasser fest

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    Strömungen, Gemarkungen, Brunnen, Wasserschutzgebiet: Bei der Sitzung am Montag stellte ein Experte die mögliche neue Brunnenstandorte sowie eine Verlegung des bestehenden Wasserschutzgebietes in Höchstädt vor. Die rote, dicke Linie zeigt den Verlauf des möglichen neuen Wasserschutzgebietes.
    Strömungen, Gemarkungen, Brunnen, Wasserschutzgebiet: Bei der Sitzung am Montag stellte ein Experte die mögliche neue Brunnenstandorte sowie eine Verlegung des bestehenden Wasserschutzgebietes in Höchstädt vor. Die rote, dicke Linie zeigt den Verlauf des möglichen neuen Wasserschutzgebietes.

    Geschäftsstellenleiter Achim Oelkuch muss sogar mit der Glocke bimmeln, dass Ruhe einkehrt und die Sitzung pünktlich starten kann. Und die hat es am Montagabend in Höchstädt in sich. Kein Wunder, dass der Sitzungssaal proppevoll ist. Stehen doch auf der öffentlichen Tagesordnung zwei Themen, die für Stadt und Bürger wegweisend sind: die künftige Trinkwasserversorgung und das Projekt Zukunft der SSV. Zwei unterschiedliche Themen, die eines gemein haben. Sie sind extrem emotional behaftet, was in der Sitzung am Montag schnell klar wird – bei den Zuhörern und den Räten.

    Komplexer Sachverhalt

    Bürgermeister Gerrit Maneth startet mit einem Rückblick und verweist auf „den doch komplexen Sachverhalt“. Es geht um Höchstädts Trinkwasserversorgung. In einer Kampfabstimmung, begleitet von Demonstrationen und Polizeischutz im Sitzungssaal, hat der Stadtrat im Januar mit 12:9 beschlossen, dass Höchstädt und Sonderheim künftig von der Bayerischen Rieswasserversorgung mit Trinkwasser beliefert werden sollen. „Die Entscheidung war natürlich auch davon geprägt, dass wir damit die Weichen für eine weitere Planung der B16 stellen“, so Maneth und weiter: „Immer mit dem Ziel, dass die Umfahrung im Norden zeitnah und rechtssicher realisiert werden kann.“ Daran, so der Rathauschef am Montag, habe sich nichts geändert. Dennoch gibt es neue Ergebnisse, die den Beschluss von vor neun Monaten komplett überholen und laut Maneth „die optimale Lösung“ hervorgebracht haben. Der Grund: Es liegt nun ein hydrogeologisches Gutachten vor, das sowohl die Beschaffenheit des Bodens und die aktuellen Grundwasser-Strömungsverhältnisse im bestehenden Wasserschutzgebiet darstellt. Und das, was der Experte Bernd Hanauer vorstellt, „hat uns doch sehr überrascht“, sagt Bürgermeister Maneth.

    Denn es ist möglich, dass Höchstädt seine eigene Trinkwasserversorgung und sein Wasserschutzgebiet beibehalten kann. Das hat mehrere Gründe, wie der Hydrologe auf detaillierten Modellierungsplänen, Schemata und Zahlenbeispielen bei der Sitzung darstellt. Der Wichtigste: „Sie haben sehr gutes und mächtiges Trinkwasser“, so Hanauer. Trotzdem, das betont der Experte mehrfach bei der Sitzung, gibt es auch andere Fakten, die nicht zu leugnen seien: die zwei bestehenden Brunnen müssen saniert werden; das Wasserschutzgebiet muss in jedem Fall angepasst werden; die Wasserentnahmerechte laufen nächstes Jahr aus; die B16 wird momentan durch das Wasserschutzgebiet geplant; Bürgermeister Maneth ergänzt, dass der Auftrag für den Experten nicht die Berücksichtigung der Umfahrung beinhaltete, „sondern wir haben ihn dafür gezahlt, dass er prüft, wie es um die Trinkwasserversorgung steht“. Dennoch: Das „klare und eindeutige Ergebnis“, so formuliert es der Hydrologe, beeinflusse auch die weitere B16-Planung.

    Reicht künftig ein Brunnen?

    Die bisherigen zwei Brunnen haben derzeit eine genehmigte Entnahmemenge von 330000 Kubikmeter pro Jahr. Künftig, so der Gutachter, könnte ein Brunnen an einem anderen Standort sogar 430000 Kubikmeter pro Jahr liefern. Dadurch könnte das jetzigen Wasserwerk an gleicher Stelle beibehalten werden. Der neue Brunnenstandort, so erklärt es Hanauer, biete sich noch weiter im Norden der Stadt an, mit zwei Pumpen könnte die erhöhte Wassermenge „ohne Probleme entnommen werden“. Weil eine Neubemessung des Wasserschutzgebietes sowohl beim Erhalt der Brunnen als auch bei einer Neubohrung erfolgen müsste, empfehle er die Verlegung. Das Wasserschutzgebiet würde sich dadurch zwar vergrößern und weiter in Richtung Mörslingen ziehen. „Aber trotzdem gibt es weniger Konkurrenzen“, sagt der Experte. Einerseits gebe es keine Berührungspunkte mit überbauten Flächen – auch nicht in Mörslingen. Andererseits könnte eine B16 im Norden gebaut werden, ohne dass die Straße durch ein Wasserschutzgebiet läuft. Gerrit Maneth fügt hinzu: „Was sehr positiv ist: Das neue Wasserschutzgebiet wäre größtenteils auch in der ausgewiesenen Vorrangfläche, die das Wasserwirtschaftsamt schon vor zehn Jahren festgelegt hat.“ Einzig die Landwirtschaft sei aufgrund der Vergrößerung des WSG um einige Hektar mehr betroffen. „Optimal ist dafür, dass wir – wenn wir es so entscheiden – parallel zum Neubau des neuen Brunnens, die alten Brunnen nutzen können“, so Maneth.

    Jederzeit Trinkwasser für die Bürger

    Damit stehe den Bürgern jederzeit Trinkwasser zur Verfügung, man müsste nicht einmal auf den Notverbund mit Rieswasser zurückgreifen – was Kosten spare. Trotzdem: Der Beschluss von Januar, zu Rieswasser zu wechseln, bleibe bestehen. So lange, bis das Gutachten bewiesen sei. Denn, so erklärt es Maneth, im ersten Schritt müssen die erforderlichen „Erkundungsmaßnahmen und die Aktualisierung des hydrogeologischen Gutachtens“ zur Realisierung eines neuen Brunnens nördlich der bestehenden Wassergewinnungsanlage in Auftrag gegeben werden. Verschiedene Bohrungen und Pumpversuche müssen durchgeführt werden, „weil das Gutachten von Annahmen ausgeht, wir brauchen aber fundierte Messungen“. Sind diese Arbeiten abgeschlossen – vermutlich im zweiten Quartal 2020 – müsse der Stadtrat final auf Grundlage der Ergebnisse entscheiden, ob dann tatsächlich der neue Brunnen gebaut werden solle. Die Kosten für diese Maßnahmen inklusive der Erstellung des Abschlussgutachtens belaufen sich auf 250000 Euro.

    Der Stadtrat beschließt diese Vorgehensweise mit 17:2 Stimmen. Die, dass eine langfristige Versorgung der Stadt Höchstädt sowie Sonderheims mit eigenem Trinkwasser beabsichtigt ist – mit möglicherweise einer enorm wichtigen Veränderung. „Wir sind natürlich mit dem Bauamt und dem Minister im Gespräch. Bis ein Wasserschutzgebiet neu festgesetzt ist, kann es vier Jahre dauern. Aber parallel kann man die Straße weiterplanen“, sagt der Bürgermeister auf Nachfrage. Aktuell wird die B16 WSG verfolgt. Künftig könnte die Umfahrung im Norden „am Rand des Wasserschutzgebietes verlaufen“.

    Wer stimmt dagegen?

    Stadtrat Wolfgang Konle fasst zusammen: „Eigenes Trinkwasser, Erhalt des Wasserschutzgebietes und keine Bebauung beeinträchtigt: Wer jetzt also für den Erhalt der alten Brunnen stimmt, stimmt gegen die B16 Nord – richtig?“

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