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Höchstädt: So wird im Tierheim in Höchstädt gearbeitet

Höchstädt

So wird im Tierheim in Höchstädt gearbeitet

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    Seit rund einem Jahr ist Sabine Ehnle die Tierheimleiterin in Höchstädt. Auf ihrem Arm hält sie Joy – eine von derzeit mehr als 50 Katzen, die in der Landkreis-Einrichtung untergebracht sind. Damit ist das Tierheim an seine Kapazitätsgrenze gestoßen.
    Seit rund einem Jahr ist Sabine Ehnle die Tierheimleiterin in Höchstädt. Auf ihrem Arm hält sie Joy – eine von derzeit mehr als 50 Katzen, die in der Landkreis-Einrichtung untergebracht sind. Damit ist das Tierheim an seine Kapazitätsgrenze gestoßen. Foto: Simone Bronnhuber

    Sabine Ehnle erzählt die Geschichte und stoppt plötzlich. Tränen kullern ihr über die Wange. Sie vermisst ihren Walker. Vor vier Jahren ist der Hund plötzlich gestorben. Er hatte einen unheilbaren Lebertumor, wie sich herausgestellt hatte. Und das eine Woche bevor Walker endlich ein Zuhause gefunden hatte. Denn der Collie-Mix war ein Tierheimhund – und für Sabine Ehnle ein ganz besonderer Freund. „Ich war jeden Tag im Tierheim und habe nach ihm geschaut“, erzählt sie. Denn Walker, so hat ihn Ehnle getauft, war ein Streuner – oder wie der englische Name verrät: ein Spazierer. Ohne Herrchen.

    Wie Sabine Ehnle zum Tierheim kam

    Ehnle schildert: „Monatelang ist er zwischen Ziertheim und Bachhagel allein unterwegs gewesen. Ich habe ihn dann angefüttert.“ Irgendwann konnte er gefangen und ins Tierheim nach Höchstädt gebracht werden. Seither ist ihm die 49-Jährige nicht von der Seite gewichen, bis er gestorben ist. „Und so bin ich auch am Tierheim hängen geblieben“, erzählt sie und lächelt. (Lesen Sie auch: Höchstädter Tierheim: Was Mitarbeiter leisten, beeindruckt)

    Seit fünf Jahren ist Sabine Ehnle dort angestellt, vor rund einem Jahr hat sie die Leitung in der landkreisweiten Einrichtung übernommen. Denn Tiere wie Walker sind für die Ziertheimerin keine Fälle, sondern Schicksale, die an ihr nicht spurlos vorbeigehen. „Diesen Job kann man nur machen, wenn man ihn aus Leib und Seele macht. Es gibt keinen Feierabend und die Arbeit nimmt man immer mit nach Hause“, erzählt sie. Emotional sowieso und das ein oder andere Flaschentierbaby hat auch nur dank Ehnles Rund-um-Betreuung in den eigenen vier Wänden überlebt. „Das machen auch meine Kollegen, nicht nur ich. Aber das sehen viele einfach nicht. Es gibt zwar Öffnungszeiten im Tierheim, aber damit ist die Arbeit längst nicht getan“, sagt sie.

    Auch deshalb feiert das Team rund um Ehnle jedes Jahr ein Sommerfest. Auch heuer – und dieses Mal ist es noch ein wenig wichtiger. Das Höchstädter Tierheim feiert 40. Bestehen. Das Jubiläumsfest findet am Sonntag statt. „Wir wünschen uns, dass viele Besucher kommen und so unser Tierheim wieder bewusst in den Mittelpunkt rückt. Diese Aufmerksamkeit braucht es dringend“, sagt Ehnle. Denn es sind Grenzen erreicht, wie sie weiter schildert. Die Gebäude sind teils älter als 40 Jahre, hier und dort läuft Wasser rein, es knattert und wackelt an manchen Stellen. „Das Tierheim ist alt und die Gebäude teils marode. Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir uns irgendwann einen Neubau wünschen – für unsere Schützlinge.“

    Mehr als 50 Katzen leben im Tierheim Höchstädt

    Und davon gibt es aktuell mehr als genügend im Tierheim. Vor allem Katzen – und auch hier, so die 49-Jährige, sei das Tierheim definitiv an seiner Kapazitätsgrenze angekommen. „Das Katzenhaus ist voll bis unters Dach“, sagt sie. Notfälle, heißt schwer verletzte Tiere, würden immer angenommen werden. Aber mit mehr als 50 Katzen sei eine artgerechte Haltung eine echte Herausforderung – dabei stehe die beim ganzen Team immer im Mittelpunkt. Deshalb sei Sabine Ehnle sehr dankbar, wenn Menschen, die Tiere auffinden, sie so lange bei sich in Obhut nehmen, bis im Tierheim ein Platz frei ist. „Das hilft uns sehr und das wissen wir auch sehr zu schätzen“, betont sie. (Lesen Sie auch: Damit alle Tiere ein liebevolles Zuhause finden)

    Deshalb sind auch ehrenamtliche Helfer, Paten, Pflegestellen und Gassigeher wichtige Stützen im Tierheim. Denn die aktuell fünf Angestellten – davon ist nur eine Person in Vollzeit angestellt – machen laut der Leiterin eh schon alle mehr, als sie müssten. „Ich sage immer: Es ist nicht mit ein bisschen Tätscheln getan. Aber das meinen viele“, sagt Ehnle. Jeden Tag müssen die Tiere gebürstet und nach Krankheiten untersucht werden. Sie werden beobachtet, wie sie sich verhalten. Alle Schützlinge müssen gefüttert, ihre Käfige gesäubert werden. Der Kot wird kontrolliert, nach Verletzungen geschaut und Fahrten zum Tierart unternommen. Dabei, so Ehnle weiter, müsse immer strengstens auf die Hygiene geachtet und jeden Tag alles schriftlich dokumentiert werden. „Und dann haben wir noch keine Notfälle oder Ähnliches miteingerechnet. Wir sind über Handy 24 Stunden erreichbar. Wir könnten zehn Leute mehr sein und uns wäre immer noch nicht langweilig“, sagt sie und ergänzt: „Die Zeit, die uns fehlt, fehlt den Tieren.“

    Silvester wird bei den Tieren in Höchstädt gefeiert

    Dabei bräuchten einige Bewohner des Tierheims eigentlich sehr viel Aufmerksamkeit und Beschäftigungstherapie. „Wir versuchen alles, was möglich ist – und das mit vollem Herzblut“, sagt die Chefin. Deshalb feiert die Ziertheimerin schon seit Jahren Silvester längst nicht mehr zuhause mit der Familie. Allein oder mit einer Kollegin verbringt sie den Jahreswechsel im Tierheim. Damit sie im Notfall, wenn die Katzen oder Hunde wegen der Knallerei erschrecken, gleich vor Ort ist. „Zuhause hätte ich keine Ruhe. Das gehört für uns einfach zur Arbeit im Tierheim dazu.“ (Lesen Sie auch: Vom Höchstädter Tierheim in die Welt hinaus)

    40 Jahre Tierheim Das Fest findet am Sonntag, 15. September, ab 12 Uhr auf dem Hof in der Wertinger Straße 28c in Höchstädt statt. Die Rollihunde von Amals Welt sind da, eine Tombola und viele Überraschungen warten. Um 16 Uhr gibt es eine Tiersegnung. Wichtig: An diesem Tag kann nicht Gassi gegangen werden.

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