Der Advent ist für viele Menschen die schönste Zeit des Jahres. Sich mit Freunden auf eine Tasse Punsch auf einem Weihnachtsmarkt treffen, mit der Omi gemeinsam leckere Plätzchen backen oder mit dem Partner Geschenke shoppen. 2020 ist aber alles anders. Aufgrund der Corona-Pandemie und dem aktuellen Lockdown können beliebte Traditionen und wichtige Feste so nicht stattfinden. Wir wollen mit unserer Serie „Mein Engel“ dennoch ein wenig Licht in diese triste und etwas andere Adventszeit bringen. Deshalb stellen wir jede Woche Menschen vor, die für andere Menschen Engel sind. Zum Start der Serie, pünktlich zum ersten Advent, haben wir gleich zwei Engel: Josef und Christine Happ aus Höchstädt.
Josef Happ bastelt gerne Fröbelsterne aus Papier
Der Höchstädter Josef Happ hat eine ruhige Hand für grazile Dinge. Und so hat er es sich zum Hobby gemacht, in seiner Freizeit kunsthandwerklichen Adventsschmuck aus Papier herzustellen. Bereits für „Sternstunden“, eine Hilfsorganisation des Bayerischen Rundfunks, hat er in den vergangenen Jahren einiges gefertigt, berichtet der Rentner stolz. Und so bringt er jedes Jahr bei seinen Bekannten selbst gemachten adventlichen Schmuck vorbei, mit der Bitte, Geld für ein gutes Werk zu spenden.
Auch Michaela Thomas, Vorsitzende des Historischen Vereins Höchstädt, bekam im vergangenen Advent einige seiner Fröbelsterne zu Gesicht. „Fröbelsterne nennt man dreidimensionale Sterne, die aus vier schmalen Papierstreifen gefertigt werden. Diese Sterne wurden nach Friedrich Fröbel benannt, dem Begründer der Kindergartenbewegung“, erklärt ihr Josef Happ. „Man denkt es gar nicht, aber ich sitze an so einem kleinen Stern bestimmt eine Stunde, bis er fertig ist.“ Und so kamen die beiden ins Gespräch, und eine Idee war geboren. „Da müssen wir was draus machen“, so Michaela Thomas. „Wie wäre es, wenn wir in Höchstädt eine Spendenaktion starten würden zugunsten der Restaurierung unserer Höchstädter Stadtpfarrkirche? Der Historische Verein ist unterstützend mit dabei“, sagt sie. Auch Stadtpfarrer Daniel Ertl und Kirchenpflegerin Hildegard Wanner waren von dieser Idee begeistert. Schon seit fast zwei Jahren kann die Höchstädter Stadtpfarrkirche nicht wie gewohnt genutzt werden, denn ein Gerüst schränkt die Kirchenbesucher ziemlich ein.
Stadtpfarrkirche: Es bleibt eine große finanzielle Belastung
Die Kirche muss dringend einer Sanierung unterzogen werden, was jedoch einen finanziellen und planerischen Kraftakt für alle Verantwortlichen darstellt“, so Wanner, die sich zusammen mit dem Höchstädter Stadtpfarrer unermüdlich für die Renovierung einsetzt. Stadtpfarrer Daniel Ertl ergänzt: „Im Februar 2020 hat der Stadtrat von Höchstädt für die Stadtpfarrkirche einen Zuschuss von zehn Prozent der Baukosten, maximal 400000 Euro beschlossen. Ein weiterer Meilenstein wurde Ende März 2020 erreicht, indem der Priorisierungsausschuss des Bistums grünes Licht für unser Bauvorhaben gegeben hat, sodass auch Kirchensteuermittel nun aus Augsburg nach Höchstädt fließen können. Und trotzdem bleibt für die Pfarrei eine große finanzielle Belastung übrig.“ Erfreulich sei aber die Einstufung der Höchstädter Stadtpfarrkirche als „national bedeutsam“, die im Frühjahr durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege erfolgte. Diese Einstufung zeige erneut, „was für einen Schatz wir mitten in unserer Stadt stehen haben“. Schon seit Anfang des Jahres laufen deshalb die Vorbereitungen für die Spendenaktion.
Es sind inzwischen zwölf Monate vergangen, in denen Josef Happ nicht untätig gewesen ist. Mit seiner Begeisterung hat er auch seine Schwester Christine angesteckt, die als Ordensfrau in Würzburg bei den Ritaschwestern lebt. Die Kongregation der Ritaschwestern ist eine Augustinische Gemeinschaft. Josef und Christine Happ arbeiteten ehrenamtlich und unentgeltlich in jeder freien Minute, um schließlich ihr Werk präsentieren zu können. Das Repertoire vergrößerte sich ständig, und dann war es in der vergangenen Woche endlich soweit und der Höchstädter Kunsthandwerker konnte die gesamten Exponate in Kisten verpacken und dem Historischen Verein übergeben: Fröbelsterne, Faltschnittsterne, kleine Papiertannenbäume als Tischdekoration, Tannenbäume und Engel zum Aufhängen an Zweigen, Teelichter mit kunstvollen Papierständern, bestickte Weihnachtskarten und vieles mehr. Alles war aus Papier gemacht worden. „Wir haben selbst die goldene Verpackung von Kaffeetüten gesammelt und in Streifen geschnitten, um diese dann mit für die Sterne zu verwenden“ so Josef Happ, der als religiöser Mensch stets auf seine Umwelt bedacht ist und auch im Alltag versucht, dies in kleinen Dingen umzusetzen.
Eigentlich, so der ursprüngliche Gedanke, hätte der Historische Verein die selbst gebastelten Werke unter anderem beim Weihnachtsmarkt verkaufen wollen. Aber der findet aufgrund der Corona-Pandemie auch in Höchstädt dieses Jahr nicht statt (wir berichteten).
Spendenaktion in Höchstädt: Wo es die Adventssterne gibt
Deshalb hat der Verein eine andere Idee: Er bietet nun in der Adventszeit jeden Sonntag nach dem Gottesdienst in der katholischen sowie in der evangelischen Kirche eine Spendenaktion an. Außerdem ist in der Höchstädter Stadtbücherei jeden Freitag im Advent ab 15 Uhr ein Spendentisch mit den gefertigten Werken aufgebaut. Die Spendengelder können hier kontaktlos in eine Spendenbox geworfen werden. Es ist auch jederzeit möglich, telefonisch oder per E-Mail beim Historischen Verein zu bestellen unter Telefon 09074/5262 oder per Mail: thomas.hoechstaedt@freenet.de. Um einen Überblick über das Angebot zu erhalten, sind die Exponate im Schaufenster des Vereinsheims in der Dillinger Straße 1, sowie auf der Homepage des Historischen Vereins zu sehen unter www.hvhdonau.de.
Michaela Thomas hofft, dass viele Bürgerinnen und Bürger diese Aktion durch großzügige Spenden unterstützen, damit es ein finanzieller Erfolg wird auf dem noch langen Weg zur Sanierung der Kirche. „Auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein wird, so können viele kleine Taten an vielen Orten doch dazu beitragen, dass das kunsthistorisch so wertvolle Bauwerk hoffentlich bis zum 500. Kirchenjubiläum im Jahr 2023 in neuem Glanz erstrahlen kann“, so Thomas. Und damit sind auch die Vorsitzende und ihre Vereinsmitglieder Menschen, die in dieser besondern Adventszeit Licht ins Dunkle bringen. Höchstädter Engel. (mit pm)
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