Eigentlich hätte am 4. Juni im Höchstädter Schloss eine Ausstellung mit Werken von J. Paul Menz eröffnet werden sollen. Eigentlich. Sie ist pandemiebedingt abgesagt. Aus der Höchstädter Verwaltung habe er die Andeutung bekommen, dass man die Bilderschau um ein Jahr verschieben könne. „Wer weiß, ob ich da noch lebe“, so der 83-Jährige selbstironisch.
Grau und düster empfindet er diese Zeit
Im grauen Pandemie-Winter 2020/21 hatte sich der Lauinger Maler in seinem Atelier-Konkon eingesponnen. Als grau und düster empfindet er diese Zeiten und diese Empfindungen flossen auch in die neuen Arbeiten. Grau, Schwarz und farbreduziert sind daher viele der neuen Werke. Die „Zeichen der Zeit“ will er mit seinen Arbeiten widerspiegeln. Anklagen gegen die Umweltzerstörung gehören ebenso dazu wie Anspielungen auf die Ikonographie der Querdenker-Bewegung, wie etwa die Alu-Kugeln.
Viele Lichtblicke gemalt
Seinen „Rückzug aus der Farbigkeit“ erklärt Menz mit Verweis auf Expressionismus und Suprematismus. Schwarz sei auch eine Farbe, man müsse dies nur erkennen. Menz wäre aber nicht Menz, wenn der Arbeitswütige in den vergangenen Monaten nicht auch bunte Lichtblicke wie farbkräftige Linolschnitte geschaffen hätte. Als er im vergangenen Jahr sein Gingko-Werk vollendete (wir berichteten), hatte er dazu Goethes Gingko-Gedicht parat. Dies inspirierte ihn, einige neue Werke mit Kurzgedichten, japanischen Haiku ähnlich, zu ergänzen. Die meisten suchte er aus der Literatur, einige „malte“ er auch selbst. Zu dem Werk mit der Alu-Kugel dichtete er:
„Die Verschwörung
sitzt im Schilf – weich gedämpft vertrocknet Hirn
im Angesicht des Unheils,
das am Himmel hängt.“
Menz weiß, dass gerade die Kunstschaffenden sehr wohl in dieses Angesicht des Unheils blicken. Denn besonders Künstler, auch die im Landkreis, kämpfen gegen einen zähen Pandemie-Schleim, der sie wie in einen Kokon eingesponnen hat und kaum Luft zum Leben gibt. Gegen diese Lähmung wehrt sich Jerome Rodney mit spontanem Realismus in knalligen Farben. Der gebürtige Ulmer, mit Wurzeln in Deutschland und Trinidad und Tobago, hat in der Lauinger Zenetti-Passage Unterschlupf für einige seiner Werke gefunden.
Acryl und Acryllacke
Aus einem eher tristen und grauen Ambiente knallen dem zufälligen Passanten dort saftige, kräftige Farben entgegen. Der 38-Jährige arbeitet mit Acryl, Acryllacken, Farbpigmente, gar Übermalungen der Günzburger Zeitung. Gelb dominiert und die Karibik scheint nicht weit. Mit einer Bananen-Serie persifliert „demal“ wie sich der Künstler nennt, Ikonen der Pop-Art, von Warhol bis Rauschenberg. Auch „demals“ Bananen kann man kaufen, zwar teurer als beim Discounter, aber preiswerter als die Originale der amerikanischen Pop-Art Meister. Ein bunter Lichtblick in düsteren Zeiten.
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