Laut Beschluss der Bayerischen Staatsregierung sollte ab Mittwoch für alle 10. und 11. Klassen sowie für die 12. Klassen, sofern dies keine Abschlussklassen sind, Distanzunterricht stattfinden. Das wurde am Sonntag bekannt. Lauingens Schulleiter Gottfried Göppel erkundigte sich daraufhin direkt dort, wie es für die Abschlussklassen weitergeht. Doch eine Antwort hatte er bis Montagabend noch nicht.
Schon länger werden Schüler zwei Wochen vor ihrer Abschlussprüfung zu Hause unterrichtet, damit sie auf jeden Fall dann in der Schule ihre Prüfung machen können. Auch nach den Weihnachtsferien stehen Prüfungen an – doch was sieht die Staatsregierung dafür vor?
Schüler aus vier Bundesländern fahren nach Lauingen
Dienstag am frühen Nachmittag war dann klar: Alle Schüler bleiben daheim. In Lauingen betraf das Berufsschüler, die Berufsfachschule, das Berufsvorbereitungsjahr und die Technikerklassen. „Das war wirklich eine Last-Minute-Entscheidung“, sagt Göppel. Seine Schüler kommen aus vier verschiedenen Bundesländern; manche haben einen drei oder fünf Stunden langen Anfahrtsweg zur Schule. Sie konnte man gerade noch rechtzeitig informieren. Der Distanzunterricht läuft nun über Online-Portale wie Mebis und MS Teams. Jeder Schüler hat einen eigenen Zugang.
Göppel erklärt, dass auch im Distanzunterricht „Berufsschulpflicht“ besteht, das heißt, der Unterricht entsprechend dem Stundenplan in den dafür vorgesehenen Blockzeiten stattfinden wird. Die Regelung gelte zunächst bis zum Ende der Weihnachtsferien.
In Lauingen war eine Klasse in Quarantäne
Manch Schüler war am Montag schon gar nicht mehr zum Unterricht nach Höchstädt angereist. „Für zwei Tage aus Aschaffenburg, ich kann das schon verstehen“, sagt Schulleiter Gerhard Weiß. Und jetzt ist die Schule zu. Viele hatten sich am Montag erkundigt, wie es überhaupt weitergeht, doch da fehlten die Details noch. „Etwas weitsichtiger hätte man das schon ankündigen können“, bemängelte der Höchstädter Schulleiter. Von rund 1200 Schülern werden dort etwa 800 jeweils in Blöcken unterrichtet. Diese treffe der Ausfall jetzt besonders. Zumal das Höchstädter Hygiene-Konzept bislang gut funktioniert hätte, sagt Weiß. „Wir haben Schüler aus ganz Bayern, manche kommen aus Hotspot-Regionen. Dennoch waren zuletzt nur eine Klasse und vier Lehrer in Quarantäne“.
Immerhin, ein Thema ist mit dem Distanzunterricht in Höchstädt vom Tisch: Wie berichtet, hatten sich auf dem Schulgelände immer wieder Gruppen verbotenerweise getroffen. Vor vier Wochen eskalierte so eine illegale Party, da kam es noch zu einer Prügelei. Weiß verurteilt die Gewalt, sagt aber auch: „Derzeit durften sie ja nichts, das Bistro war zu, wir konnten keine Kino- oder andere Veranstaltungen anbieten, und ins Fitnessstudio durften sie auch nur allein oder mit dem Zimmergenossen. Schüler in diesem Alter wollen raus, wollen etwas erleben.“
Nach den Partys waren die permanente Maskenpflicht und das Alkoholverbot in Höchstädt auf das Schulgelände ausgeweitet worden. Derzeit würden bereits Ideen gesammelt, wie man die jungen Leute nach dem Lockdown in der unterrichtsfreien Zeit noch besser beschäftigen kann.
Was jetzt in Lauingen und Höchstädt noch zu tun ist
Für die beiden Schulleiter ist die Arbeit mit der Schließung am Mittwoch nicht vorbei: In Lauingen wurde ein Leitfaden für möglichst hochwertigen Distanzunterricht für Lehrer erstellt und die Information für die Betriebe auf der Homepage aktualisiert. In Höchstädt stehen erste Personal- und Investitionsentscheidungen an. Außerdem werden Online-Konferenzen und digitale Fragestunden für die Schüler angeboten. Das Unterrichtsmaterial wurde ihnen zudem ausgedruckt mitgegeben. 30 Laptops vom Landkreis Dillingen wurden an Schüler verteilt, die bislang technisch nicht so gut ausgestattet waren.
In Lauingen und Höchstädt stehen noch Winterprüfungen an
Wie es nach den Weihnachtsferien weitergeht, das wissen beide Schulleiter noch immer nicht. Ihnen ist der Kontakt zu den Schülern, aber auch zu den Betrieben sehr wichtig. Und die Prüfungstermine sollen eingehalten werden können. Nächste Woche findet die theoretische Metallbau-Prüfung statt, eine Veranstaltung der HWK. Göppel will das unter Hygiene-Gesichtspunkten in seiner Schule ermöglichen. So will es auch sein Kollege Weiß in Höchstädt halten, wenn am 28. Januar 40 Schüler ihre Abschlussprüfung beim Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten machen. „Wir sind dann nur der Ort, nicht der Veranstalter. Es ist schade, dass wir sie bis dahin nicht bei uns unterrichten können.“
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