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Höchstädt: Hundeschule einmal anders

Höchstädt

Hundeschule einmal anders

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    Murphy ist im Schulalltag ein gern gesehener Begleiter. Der Hund besucht regelmäßig das Staatliche Berufsschulzentrum Höchstädt.
    Murphy ist im Schulalltag ein gern gesehener Begleiter. Der Hund besucht regelmäßig das Staatliche Berufsschulzentrum Höchstädt. Foto: Kerstin Wanitschek

    Der Hund ist der beste Freund des Menschen, sagt man. Kein Wunder, dass die Vierbeiner nach der Katze das beliebteste Haustier Deutschlands sind. Auch im Landkreis gibt es zahlreiche Hundefans. In unserer Serie beschäftigen wir uns mit allem, was Hund und Halter bewegt. Heute geht es um einen Hund in der Schule.

    Das Staatliche Berufsschulzentrum Höchstädt an der Donau ist auf den Hund gekommen. In der Rubrik „Capito“ hat der Schulhund Murphy bereits von seiner Arbeit erzählt. Frau Wanitschek, Murphys Besitzerin, berichtet über die Entstehung der Idee bis hin zur Umsetzung und den ersten Einsatz an ihrer Schule.

    „Die Idee kam mir bereits während meines Studiums in einem Praktikum“, berichtet sie. „Meine damalige Hündin begleitete mich auf einen geselligen Nachmittag in einem Behindertenwohnheim. Die Bewohnerin, zu der sich die Jack-Russel- Dame legte, war introvertiert und stets teilnahmslos bei Aktionen. Die Veränderung, die meine Hündin bei der Bewohnerin bewirkte, war faszinierend. Sie saß lachend in der Runde und das nur aufgrund der reinen Anwesenheit des Hundes.“ Somit war die Idee des Schulhundes geboren.

    „Als ich Murphy schließlich zu mir holte, habe ich das einfach mal probiert.“ Murphys Wesenszüge passen gut zu einem Schulhund: „Er ist sehr freundlich, zugänglich, liebt Menschen und Schmusen“, erzählt seine Besitzerin und betont: „Am wichtigsten war und ist mir aber, dass Murphy überhaupt Lust zum Schulhund hat, sonst wäre diese Idee nicht umgesetzt worden.“ Murphys Wohl stehe für sie an erster Stelle.

    Murphy hat seinen „Arbeitsplatz“ in der Berufsfachschule für Kinderpflege. Die Klassen werden gezielt ausgesucht, wobei auch Kriterien wie Phobien und Allergien eine Rolle spielen. Außerdem müssen alle mit der Anwesenheit des Hundes einverstanden sein.

    Damit die Gewöhnung für ihn von Anfang an ruhig und positiv verlaufen kann, sind die Beiden zu Beginn der Schulzeit nachmittags die leeren Gänge der Schule entlanggelaufen, damit Murphy sich bereits als Welpe an die Umgebung gewöhnen kann. Dann liegt er vormittags in Frauchens Büro, seinem geschützten Rückzugsraum - auch während des Unterrichts, um sich an die Geräuschkulisse zu gewöhnen. „Erst dann durfte er ein paar Minuten mit in die Klasse. Dabei war das Streicheln und Ansprechen anfänglich untersagt, um ihm die Chance zu geben, sich adäquat einzuleben.“ Zusätzlich gibt es für die Schüler klar formulierte Verhaltensregeln im Umgang mit Murphy, nicht nur klassenintern, sondern auch für nicht direkt betroffene Schüler der Schule.

    Um für den Vierbeiner ein freundliches Umfeld zu schaffen, liegt eine Decke unter dem Pult und eine Wasserschale steht bereit. „Dafür gibt es Schülerdienste. Sie wissen immer, wann Murphy dabei ist.“ Außerdem hängen sie ein Schild an die Tür, damit jeder über Murphys Anwesenheit Bescheid weiß. „Die klaren Aufgabenverteilungen und Verhaltensregeln fördern bei den Schülern gezielte Sozialkompetenzen, wie Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme.“

    Es gibt jedoch noch einige weitere positive Entwicklungen. Die Jugendlichen seien aufmerksamer, feinfühliger und leiser geworden. Auch bei der Parallelklasse sei das zu spüren gewesen: „Es wurde natürlich gefragt, warum Murphy nicht zu ihnen kommt. Daraufhin gab es eine Verhaltensbesprechung.“ Als der Schulhund dann doch ein paar Stunden zu ihnen darf, sei die Klasse wie ausgewechselt gewesen, erzählt Frau Wanitschek. Ein Schüler aus einer anderen Klasse habe dank Murphy seine Angst vor Hunden teilweise überwunden..

    Damit der Einsatz des Schulhundes gut verläuft, legt Frau Wanitschek für sich alleine, aber auch mit Murphy zusammen verschiedene Qualifikationen ab, wie z.B. den Bayerischen Hundeführerschein, den DOQ Test 2.0, die Ausbildung zur zertifizierten Schulhundeführerin, die Hundeschule und sogar Privatunterricht zur gezielten Gewöhnung an die Schule. „Im Herbst absolviere ich mit Murphy noch einen weiteren, mehrtägigen Praxiskurs für den Einsatz an der Schule bei Frau Dr. med. vet. Hildegard Jung, Tierärztin für Verhaltenstherapie.“

    Genau vor einem Jahr steht die Idee des Schulhundes an dem Staatlichen Berufsschulzentrum Höchstädt in den Startlöchern und alle Beteiligten sind gespannt darauf, wie es anlaufen und angenommen wird. Natürlich gibt es anfängliche Skepsis, ein Hund ist ein Lebewesen und man weiß nie, ob solch eine Idee umsetzbar ist. Aber mittlerweile ist Murphy ein alter Hase und kommt überall gut an und der Mut, Neues zu wagen, hat sich auf jeden Fall ausgezahlt und für die Schüler gelohnt.

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