Die große Überschrift lautet: Mehr Lebensqualität für Höchstädt. Das soll nicht nur ein Motto bleiben, sondern ein festes Ziel sein. Eines, das eng mit der Entlastung der Innenstadt verbunden ist. Ein Dauerthema in der kleinen Donaustadt – seit Jahrzehnten. Die B16-Diskussionen sind weit über den Landkreis Dillingen hinaus bekannt. Auch wenn nach wie vor die Umfahrung im Norden im Bundesverkehrswegeplan 2030 vorgesehen ist, so ist die Realisierung dieses Straßenbaus noch längst nicht in greifbarer Nähe.
Denn bevor die Planung wieder aktiv vorangetrieben werden kann, muss der Stadtrat das Thema Wasser über die Bühne bringen, sprich: Wo kommt der neue Brunnen hin? Wo verläuft das künftige Wasserschutzgebiet? Wie kann dann die Trasse aussehen? Alle diese Fragen, so sagt es Bürgermeister Gerrit Maneth am Montag in der Ratssitzung, sollen heuer geklärt werden. Mehr noch: „Ich habe die schriftliche Zusage, dass das Staatliche Bauamt Krumbach sofort die Nord-Planung fortsetzt, wenn wir das Thema Wasser geklärt haben.“ Und bis dahin?
Jede Menge Zuhörer, darunter auch bekannte Gesichter
Rund 40 Bürgerinnen und Bürger sind am Montag in der Nordschwabenhalle. Unter ihnen ehemalige Stadträte, Gewerbetreibende, Anlieger der Bundesstraße sowie Grünbeck-Geschäftsführer Günter Stoll und der Landtagsabgeordnete Georg Winter. Per Livestream ist Roswitha Schömig vom Staatlichen Bauamt zugeschaltet. Sie alle verfolgen eine dreistündige Power-Sitzung, die es in sich hat. Vor allem: Die Entscheidungen, die das Gremium trifft, werden die Stadt verändern – optisch auf jeden Fall. Vor allem aber: „Wir haben jetzt die Chance, dass wir zeitnah eine Verkehrsentlastung bekommen und so die Zeit bis zur B16 überbrücken können. Gleichzeitig können wir alle Verkehrsachsen stärken“, erläutert Maneth.
Denn das wird am Montag erstmals öffentlich bekannt: Bund, Staat und vor allem MdL Georg Winter haben im vergangenen Dreivierteljahr ein Verkehrspaket für die Stadt Höchstädt geschnürt. Ein Gesamtkonzept, das der Stadtrat nur im Gesamten bekommt, auch wenn über die einzelnen Maßnahmen abgestimmt und durchaus kontrovers diskutiert wird. Denn im Raum steht vor allem die Befürchtung, dass mit diesen Maßnahmen, die die Innenstadt vor allem schnellstmöglich vom Schwerlastverkehr befreien soll, eine Umfahrung im Norden nicht mehr gebraucht wird. Wörter wie „Bahntrasse light“ oder „Ersatz-B16“ fallen.
Jakob Kehrle hat Befürchtungen
Und Stadtrat Jakob Kehrle (FW) macht aus seinen Befürchtungen kein Geheimnis. Mehrfach ergreift er das Wort und betont: „Ich trage generell alles mit, was einer schnellen Entlastung dient. Aber ich habe Angst, dass wir jetzt eine optimale Entlastung bauen und wir eine Nord-Trasse nicht mehr brauchen. Das darf einfach nicht passieren.“ Vor allem die Planungen entlang der Bahn und im Osten der Stadt bereiten ihm Bauchweh.
Um was geht es eigentlich? 2017 wurden Verkehrsprognosen für 2030 erstellt – einmal ohne Veränderungen, einmal mit Nordumfahrung. Das Ergebnis: Der Verkehr nimmt generell zu. Zwar, so erläutert es Maneth, sei mit einer Umgehung die Verkehrsbelastung in der Innenstadt weniger, aber im Schnitt 9000 Fahrzeuge täglich werden vor dem Rathaus immer noch prognostiziert. Und das sei immer noch zu viel.
Deshalb habe man, vor allem dank Georg Winter, zusätzliche Maßnahmen – unabhängig von den Nord-Planungen – ausgearbeitet. Die Lösung: Die regionale Verkehrsachse, die Staatsstraße, stärken. Alle Maßnahmen sollen als Zusatz zur Umfahrung dienen und laut Maneth „die Notwendigkeit der B16 im Norden unterstreichen“.Der Höchstädter Stadtrat hat sich mehrheitlich für alle einzelnen Bausteine des Konzeptes entschieden, wenn auch nicht immer einstimmig.
Die Planungen am Lückenschluss
Ein Lärmschutzwall soll bis zum Klosterbach errichtet werden. Die gesamte Staatsstraße soll einen lärmarmen Belag bekommen. Nach Umwidmung des Lückenschlusses zu einer Staatsstraße steht die Sicherheit des „Schipfel-Kreisverkehrs“ auf der Agenda der Stadt. Konkret: mehr Sicherheit schaffen. Aktuell ist nur ein Zebrastreifen angebracht, der laut Maneth nach Aussage von Experten schnellstmöglich weg soll. Einige Ideen sind aber technisch nicht möglich, deshalb entstand eine neue Variante: ein barrierefreier Geh- und Radweg, der am Moosweg beginnt, quer über Felder zum Lärmschutzwall, zur Staatsstraße und unter der Bahn zum Anschluss Bahnhof führt. Zusätzlich steht eine Querungshilfe an der Einmündung der Staatsstraße Richtung Deisenhofen zur Diskussion – in Form eines neuen Geh- und Radweges unterhalb der Brücken. Momentan, so Maneth, sei das eine Idee, konkrete Planungen des Radweges von der Ensbach-Siedlung in die Innenstadt starten erst. Der Stadtrat beschließt das.
Die Anton-Wagner-Straße wird ausgebaut
Dies ist das Herzstück des Pakets, der Ausbau soll bereits in eineinhalb Jahren fertiggestellt sein. Die Fakten: enge Absprache mit der Firma Grünbeck, die sich an den Kosten beteiligt und Grundstücke dafür opfert. Länge: 650 Meter bis Einmündung „An der Kohlplatte“, 740 Meter gesamter Ausbau inklusive Oberglauheimer Straße, 7,50 Meter breit, zwei Zufahrten mit Linksabbiegespur zu Grünbeck plus Geh- und Radweg entlang der Straße mit einer Breite von 2,50 Meter. Rund 300.000 Euro übernimmt die Stadt für den Radweg. Weil es eine Staatsstraße wird, spart sich die Stadt rund 4,4 Millionen Euro. Weitere Vorteile: Entlastung Lutzinger Straße, Franz-Xaver-Eggert-Straße und Donauwörther Straße sowie neuer Radweg. Dieses Projekt, so der Bürgermeister, sei aber „nur eine temporäre Lösung. Grünbeck macht nur mit unter der Bedingung, dass die B16 im Norden kommt“, betont Maneth mehrfach, und: „Ich bin weiter optimistisch, dass es so kommt.“
Es soll eine höhenfreie Bahnüberquerung geschaffen werden. Dazu wird ein Kreisverkehr geplant inklusive einer Unterführung mit Brücke. Die Stadt muss dafür einen flächengleichen Grundstücksaustausch mit dem Freistaat Bayern vollziehen.
Höchstädt bekommt einen Kamelbuckel im Osten
Zur Diskussion standen zwei Varianten, die den Bereich der östlichen Stadteinfahrt, von Donauwörth aus kommend, betreffen. Vorschlag eins: ein Kreisverkehr am Ortsausgang mit 4000 Quadratmeter Flächenverbrauch und circa drei Millionen Euro Staatskosten; Vorschlag zwei: ein sogenannter teilplangleicher Knotenpunkt, der vom Gremium als „Kamelbuckel“ betitelt wird. Die Fakten zum Buckel: 10.500 Quadratmeter Flächenverbrauch, fünf Millionen Euro Staatskosten.
Diese Entscheidung wird vom Stadtrat emotional diskutiert, am Ende entscheidet sich die Mehrheit für den gewöhnungsbedürftigen Kamelbuckel, sprich eine Anbindung im Osten in Form eines teilplangleichen Anschlusses der B16 an die Staatsstraße, die aber frühestens zeitgleich mit der Verlängerung der Anton-Wagner-Straße in Betrieb gehen soll. Auch Lärmschutzmaßnahmen bezüglich der Anwohner im Bereich der Sonderheimer Straße sollen berücksichtigt werden.
Wird der Lidl-Kreisl zurückgebaut?
Vier Gegenstimmen gibt es für folgenden Beschluss: Im Westen der Stadt soll der Lidl-Kreisel künftig abgebaut werden und ein höhenfreier B16-Anschluss an die Staatsstraße erfolgen – inklusive neuer Straßenführungen, neuer Einbiege- und Abbiegebeziehungen sowie neuer Zufahrten. Aber dieses Projekt, so der Wunsch des Stadtrats, soll erst dann realisiert werden, wenn nach Fertigstellung der Anton-Wagner-Straße und der Anschlussstelle im Osten deren Wirksamkeit messbar nachgewiesen werden könne. Neue Zählungen, neues Gutachten, dann – eventuell – neue West-Einfahrt in die Stadt. So der beschlossene Fahrplan.
Vorteile des Pakets laut Maneth: zeitnahe, zusätzliche Verkehrsentlastung, höhenfreie und sichere Verbindung für Fußgänger und Radler ins Zentrum, gute Anbindung von Gewerbe, Lärmschutzmaßnahmen bis zum Klosterbach.
Kosten: Da es um Staatsstraßen geht, kommen auf die Stadt keine Kosten zu. Einzig Geld für den Unterhalt und Flächen müssen zur Verfügung gestellt werden.
Zeitplan: Auf Nachfrage von Georg Winter soll die Anton-Wagner-Straße bei Grünbeck bis 2023 fertig sein, der Umbau im Osten bis 2024;
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