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Höchstädt: Höchstädt trauert um Josef Weiß

Höchstädt

Höchstädt trauert um Josef Weiß

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    Höchstädt trauert um Josef Weiß. Der Höchstädter Bauingenieur ist am 29. Januar gestorben. Das Bild entstand 2018 an seinem 80. Geburtstag.
    Höchstädt trauert um Josef Weiß. Der Höchstädter Bauingenieur ist am 29. Januar gestorben. Das Bild entstand 2018 an seinem 80. Geburtstag. Foto: Horst von Weitershausen

    Das Projekt Zukunft, die bunten Faschingswagen, Krippenfiguren für den Weihnachtsmarkt, Wiederaufbau des Geigerturms oder Bau der evangelischen Kirche. Die Liste ist noch länger. Der Höchstädter Bauingenieur Josef Weiß hat sich in seiner Heimatstadt über Jahrzehnte ehrenamtlich engagiert und eingesetzt. Er prägte die Stadt. Im Alter von 80 Jahren ist Josef Weiß am 29. Januar gestorben. Die Stadt trauert um diesen besonderen Mitbürger, dessen Herz vor allem für die Vereine schlug. Ob Sportverein, Faschingsverein oder Gesangverein: Josef Weiß hat nie Nein gesagt, er hat sich mit Herzblut eingebracht – und das nicht nur in seiner Funktion als Bauingenieur.

    Josef Weiß: Meisterstück ist die Nachbildung des Schlosses

    Bernhard Veh, Vorsitzender der Schlossfinken erzählt, dass Weiß nicht nur Gründungsmitglied bei den Schlofis war, sondern auch jahrelang der Hofmarschall. Veh erinnert sich gerne an die Erzählungen, wie die ganze Halle gelacht hat, als Josef Weiß eines Abends in der Faschingszeit als „Schönheitskönigin“ auf die Bühne ging. „Das war seine Paraderolle. Josef Weiß war bekannt für seine Kostümierungen“, so Veh. Und für seine Kreativität. All die wunderschönen und besonderen Wagen, die die Schlossfinken auf den Umzügen Jahr für Jahr präsentieren, stammen aus seiner Hand. Sein Meisterstück ist bis heute die Nachbildung des Schlosses. Der Faschingswagen ist weit über den Landkreis hinaus bekannt. Und: Weiß war maßgeblich am Bau des Vereinsheims beteiligt.

    In den vergangenen Jahren war aber eine andere Baustelle sein zweites Zuhause. Das Projekt Zukunft des Sportvereins hat Weiß entscheidend angeschoben und bis zuletzt an der Umsetzung mitgearbeitet. Die SSV ernannte ihn deshalb beim Ehrenamtsabend auch zum Ehrenmitglied. Vorsitzender Jakob Kehrle sagt über Weiß: „Ohne unseren Josef würde hier draußen nicht das stehen, was wir alle zusammen in den vergangenen zehn Jahren geschaffen haben. Es ist traurig, dass er diesen Abend nicht mehr miterleben durfte, an dem er für seine Verdienste geehrt wird.“

    Laut Kehrle war Josef Weiß vor dem offiziellen Baubeginn schon das Zünglein an der Waage. Er habe die zündende Idee für das Sportkonzept, alle Sportarten unter ein Haus zu bringen, gehabt. Den zweiten Bauabschnitt verbrachte der gelernte Bauingenieur komplett ehrenamtlich auf der Baustelle. Auch die Bogenschießhalle des Schützenvereins geht auf ihn zurück. Und die Liste ist noch länger.

    Auch die evangelische Kirchengemeinde trauert

    So trauert auch die evangelische Kirchengemeinde um den Höchstädter. Weiß war es, der sich unter anderem vehement für einen Neubau der Anna-Kirche einsetzte und schlussendlich auch durchsetzte. Pfarrer Wolfram Schrimpf und Vertrauensmann Günter Ballis danken dem Verstorbenen von Herzen für sein Geleistetes. Josef Weiß habe man es zu verdanken, dass seit Mai 1986 in der Anna-Kirche Gottesdienst gefeiert werden kann. Er überzeugte den Oberkirchenrat der Landeskirche in München davon, dass die Kirchengemeinde auch ohne das geforderte Startkapital von 400000 D-Mark durch Eigenleistungen das Drittel der Gesamtkosten von 1,2 Millionen D-Mark aufbringen könne. Der Oberkirchenrat gab seine Zusage nur unter der Voraussetzung, dass Josef Weiß die Bauleitung, die Organisation der Baustelle und die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften verantwortlich übernehmen würde. Pfarrer Schrimpf: „Die Verleihung des Ehrenkreuzes posthum ist ein äußeres Zeichen der Anerkennung. Was für Generationen bleibt, steht in der Lindenallee: die Anna-Kirche mit dem Gemeindezentrum.“

    Anton Kapfer und Erwin Rieder vom Gesangverein ist es auch ein wichtiges Anliegen, das Wirken von Josef Weiß nach seinem Tod zu würdigen. Der Bauingenieur war immerhin von 1970 bis 1994 Erster Vorsitzender und Gründungsvorsitzender der Chorgemeinschaft Höchstädt-Binswangen 1976. An zwei historischen Großereignissen hat er tatkräftig mitgeholfen: der 900-Jahrfeier der Stadt Höchstädt 1981 und der 800-Jahrfeier der Gemeinde Binswangen 1982. Zudem war Weiß Initiator und Organisator zahlreicher Vereins-Weinfeste. Der leidenschaftliche Sänger ging seinem Hobby auch noch im Kirchenchor, in der Männerschola und dem Männerensemble nach – immer als Bass-Sänger.

    "Beispielhaftes" Engagement für das Gemeinwesen

    Für seine vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten für seine Heimatstadt wurde er von der Stadt Höchstädt mit dem Bürgerbrief (2004) sowie vom bayerischen Ministerpräsidenten mit dem Ehrenzeichen geehrt. Höchstädts Bürgermeister Gerrit Maneth sagt, dass Weiß „herausragend“ gewirkt habe und sein Engagement für das Gemeinwesen „beispielhaft“ sei. Beim Ehrenamtsabend beim Sportverein sagte Maneth auch, dass Josef Weiß mit seiner hilfsbereiten Art seine Spuren hinterlassen habe. Maneth endete mit einem Zitat von Bertolt Brecht: „Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“

    Josef Weiß wurde im engsten Familienkreis bestattet. In einem Requiem in der Stadtpfarrkirche nahm Höchstädt am vergangenen Freitag von ihm Abschied. Er hinterlässt seine Ehefrau, zwei Töchter, Enkel und Urenkel. (mit pm)

    Hier lesen Sie unseren damaligen Bericht vom 80. Geburtstag von Josef Weiß.

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