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Höchstädt: Höchstädt: Was Jugendarbeit wert ist

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Höchstädt: Was Jugendarbeit wert ist

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    Der Jugendtreff „Treff 58“ hat seit 2013 seine Heimat in der Dillinger Straße. Die offene Kinder- und Jugendarbeit richtet sich dort an Höchstädter Jugendliche. Zweimal in der Woche hat der Treff auf und seit sechs Jahren gibt es eine feste Stadtjugendpflegerin.
    Der Jugendtreff „Treff 58“ hat seit 2013 seine Heimat in der Dillinger Straße. Die offene Kinder- und Jugendarbeit richtet sich dort an Höchstädter Jugendliche. Zweimal in der Woche hat der Treff auf und seit sechs Jahren gibt es eine feste Stadtjugendpflegerin. Foto: Matthias Grätsch

    Bunte Kettchen, kreative Stofftaschen oder selbst gebastelte Spardosen. Der Höchstädter Maimarkt hatte in diesem Jahr nicht nur ein neues Konzept, sondern auch neue Fieranten. Einen Stand hatte dabei der „Treff 58“, der Jugendtreff, der in der Dillinger Straße seine Heimat hat. Wochenlang haben die jungen Leute gemeinsam mit dem zuständigen Team der SoViKo GmbH alles vorbereitet und dann am Muttertag fleißig ihre Handarbeit verkauft, mit den Besuchern Tischkicker am Marktplatz gespielt und über die offene Kinder- und Jugendarbeit informiert. Ein voller Erfolg, wie Bürgermeister Gerrit Maneth bei der Sitzung am Montag betont. „Es war eine tolle Aktion und schön, dass der Jugendtreff dabei war. Dort wird sehr wertvolle Arbeit geleistet“, sagt er. Nur wenige Stunden vor der Sitzung war Maneth mit SoViKo-Geschäftsführer Matthias Grätsch und Höchstädts Stadtjugendpflegerin Réka Kovács auf dem SSV-Gelände – neue Räumlichkeiten anschauen. Maneth: „Wir haben uns mal einen ersten Eindruck verschafft. Mehr nicht.“

    Der Standort sei nicht optimal

    Denn, so schildert es Grätsch bei seinem Bericht über die Arbeit der vergangenen 16 Monate im Jugendtreff, der jetzige Standort sei nicht optimal. „Wir sind außerhalb der Stadt, sogar außerhalb des Ortsschildes. Das ist kein gutes Signal“, sagt Grätsch. Trotzdem, das betont er bei der Sitzung, wolle man keine „Blindaktion“ machen. Deshalb habe man sich die Räume beim Sportverein angeschaut, jetzt gelte es abzuwägen. „Es gibt überall Vor- und Nachteile. Wir wollen aber nichts machen, ohne auf die Bedürfnisse unserer Jugendlichen einzugehen. Den perfekten Standort gibt es wohl nie“, sagt Grätsch.

    Der Vorschlag, dass der „Treff 58“ zur SSV umziehen könnte, habe der Sportverein selbst gemacht, wie Vorsitzender und Stadtrat Jakob Kehrle am Montag sagt – nicht ganz ohne Hintergedanke. Kehrle: „Das könnte ja ein Pluspunkt für die Fertigstellung des Projekt Zukunft sein.“ Er wolle aber noch eine andere Betrachtungsweise ins Spiel bringen, wie er sagt. „Wer sind denn die Jugendlichen, die bei euch sind? Sind 70 viel oder weniger? Ich möchte nur anmerken, dass der Sportverein rund 500 Jugendliche betreut. Es geht ja auch um die Verteilung der Gelder. Sie wissen schon, was ich meine“, sagt Kehrle zu Grätsch. Und der kennt die Anspielungen. „Darüber haben wir schon vor zwölf Jahren miteinander gesprochen. Es ist wichtig, dass die Stadt ein breites Angebot für seine Jugendlichen hat. Wir sind keine Konkurrenz zur Verbandsarbeit in Vereinen. Wir erreichen die jungen Leuten, die nicht in Vereinen sind. Manche werden doppelt erreicht“, sagt Grätsch. In den vergangenen Monaten haben laut seines Berichts insgesamt rund 120 Jugendliche das Angebot im Jugendtreff wahrgenommen. Davon sind circa 70 Mädchen und Buben mindestens einmal in der Woche vor Ort. An Spitzentagen sind bis zu 35 da, manchmal aber auch nur eine handvoll. Dann werde aufsuchende Arbeit im öffentlichen Raum – Bolzplatz oder Skaterplatz – aufgesucht. Der „Treff 58“ hat seit sechs Jahren immer am Montag und Freitag jeweils von 15 bis 20 Uhr geöffnet. Seit 2013 gibt es eine feste Stadtjugendpflegerin. „Das ist eine richtig gute Gruppe da draußen“, sagt Grätsch.

    Werden dort vor allem Problemjugendliche betreut?

    Davon sind am Montag die Räte überzeugt. Einzig Jakob Kehrle löst mit einem Wort eine Diskussion aus. Er will wissen, ob vor allem Problemjugendliche dort betreut werden. Bürgermeister Maneth wird deutlich: „Das Wort will ich nicht hören. Das sind ganz normale Kinder. Nicht jeder junge Mensch will Sport treiben.“ Jugendreferent Simon Schaller fügt hinzu: „Es ist ein offenes Haus. Wir haben so viele Meinungen im Stadtrat, aber keiner ist draußen.“ Er finde es fatal, wenn Kehrle von Problemjugendlichen rede. Zweiter Bürgermeister Stephan Karg sagt, dass es für die Stadt wichtig sei, ein vielfältiges Angebot für die jungen Leute aufzustellen. „So findet jeder etwas für sich – und das muss es uns auch finanziell wert sein. Jede andere Diskussion finde ich mühselig“, so Karg. Jakob Kehrle verteidigt sich und betont, dass er keine Meinung oder Unterstellung abgegeben habe. Er habe lediglich gefragt, welche Zielgruppe im „Treff 58“ zusammen kommt. „Für mich kam es nach dem Vortrag so rüber, als wären das Problemkinder. Ich habe es so empfunden“.

    Auch andere Jugendliche werden in der Sitzung Thema

    Bei der Sitzung am Montag sind noch andere Jugendliche ein Thema – Schüler des Sailer-Gymnasiums in Dillingen. Bürgermeister Maneth will mit ihnen, konkret mit dem P-Seminar, ein gemeinsames Projekt starten. Für den Herzogin-Anna-Rundwanderweg, der noch in diesem Jahr rund ums Schloss fertig werden soll, braucht es Info-Stelen. „Ich bin immer wieder überrascht, was in den P-Seminaren alles gemacht wird. Und deshalb dachte ich mir, es wäre doch toll, wenn junge Menschen sich Gedanken machen, wie die Stelen aussehen könnten. Mir würde das gefallen“, so Maneth. Die Idee gefällt auch dem Stadtrat. Im Frühjahr 2020 wollen die Sailer-Schüler ihre Ideen und Vorschläge für den Rundweg vorstellen. Das Höchstädter Gremium beschäftigt sich bei der Sitzung auch mit den Kleinsten der Stadt – und wirft dabei einen Entschluss, den der Hauptverwaltungs- und Grundstücksausschuss vor wenigen Wochen getroffen hat, über Bord.

    Wie berichtet, hat der Ausschuss beschlossen, dass es im kommenden Kindergartenjahr in der Adolph-Kolping-Kita keine Zusatzkraft für integrative Kinder mehr gibt. Aufgrund von Anmeldezahlen sei es nicht rentabel – Stand Mitte Mai. „Ich muss aber leider sagen, dass wir die Entscheidung auf Grundlage von veralteten Zahlen getroffen haben“, teilt Rathauschef Maneth mit. Mittlerweile sehe der Bedarf anders aus. Nach einigen Rechenbeispielen und großem Stunden-Wirrwarr ist sich der Stadtrat aber schnell einig: Es gibt ab September wieder eine Zusatzkraft für „I-Kinder“ – für rund 35 Stunden in der Woche für insgesamt 30000 Euro. Die Kosten übernimmt die Stadt.

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