Die zwei Buben und das Mädchen sitzen in der Sonne. Sie lachen, ratschen und essen belegte Brote. Ihre Füße legen sie auf die Rucksäcke vor ihnen. Sie haben gerade Mittagspause. In wenigen Minuten geht der Nachmittagsunterricht weiter, wie die drei erzählen. Eine ganz normale Schulalltagssituation. Oder? Fast. Denn nicht nur, dass die Freunde mit Abstand nebeneinander auf dem Boden sitzen. Sehr viel mehr andere Schüler sind auch nicht zu sehen. Coronabedingt, versteht sich. Aber an der Grund- und Mittelschule in Höchstädt herrscht dennoch Hochbetrieb – das ist nicht zu übersehen und phasenweise nicht zu überhören.
Schüler, Lehrer und Handwerker
Denn seit Monaten wird in der Einrichtung gewerkelt, gehämmert, geklebt, gebohrt, gespachtelt… Statt der 540 Schüler gehen tagtäglich vor allem Handwerker ein und aus. Die Generalsanierung ist seit Sommer vergangenen Jahres in vollem Gange und, so bestätigten es auch Stadtbaumeister Thomas Wanner und Bürgermeister Gerrit Maneth, aktuell sowohl im Zeit- als auch im Kostenrahmen. „Wir sind sehr, sehr zufrieden, wie es bisher gelaufen ist, und dementsprechend optimistisch, dass es so weitergeht“, sagt Wanner, und Maneth ergänzt: „Für so ein gigantisches Projekt ist es wirklich erstaunlich, wie gut es läuft.“ Das bestätigt zudem Schulleiter Helmut Herreiner, der jeden Tag auf der Schulbaustelle ist – auch in der Homeschooling-Zeit. Natürlich, so sagt er, gab es sicherlich Tage, an denen es laut gewesen sei, „aber auch meine Verwaltung und ich sind überrascht, wie gut die Arbeiten vor Ort bislang über die Bühne gehen“.
Und das ist bei dieser Maßnahme während des laufenden Betriebs durchaus eine Herausforderung. Das lassen allein die nackten Zahlen vermuten: Die Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt, der offiziell im Juni 2020 gestartet ist, belaufen sich auf rund 14 Millionen Euro brutto. Die Arbeiten werden in zehn Unterbauabschnitte eingeteilt, 35 Gewerke haben bisher mit einem Auftragsvolumen von mehr als zehn Millionen Euro zu Buche geschlagen.
Aber: Mehr als zwölf Millionen Euro der Maßnahmen in diesem Bauabschnitt sind zuwendungsfähig. Aktuell werden gerade die Fachräume wie Physik, Chemie oder Handwerken fertiggestellt – inklusive Dach, Fassade, modernster Technik. Zudem, so erklärt es Thomas Wanner, wird demnächst ein Aufzug installiert, eine Rampe für den Zugang zum Keller wird noch gemacht. Rund um Ostern sollten viele Räume bezugsfähig sein, „aber ein richtiger Umzug mit den Klassenzimmern erfolgt frühestens im Herbst“, so Stadtbaumeister Wanner. Bis dahin müssen Schüler, Lehrer und Verwaltung weiter flexibel sein und immer wieder von Raum zu Raum oder Geschoss zu Geschoss wandern – bis irgendwann alles fertig ist. „Das sind wir schon gewohnt“, sagt Rektor Herreiner lachend. Eine Art Reise nach Jerusalem mit dem Ziel, nach Fertigstellung der Generalsanierung in einer hochmodernen, lichtdurchfluteten und mit aktuellster Technik ausgestatteten Schule zu unterrichten.
Ein Neubau im Altbau
Ein Herzstück der Maßnahme, so Wanner weiter, wird die neue Aula: „Das wird künftig alles ganz anders aussehen. Heller, mit natürlichen Materialien wie Holz und viel freundlicher“, sagt er. Alles soll aufgelockerter werden und wirken. Ein großer Vorteil, dass im Bestand umgebaut werde, sei vor allem, dass die großen Räume erhalten bleiben können. So könnten mehr Freiräume und Möglichkeiten für andere Nutzungen entstehen, deshalb sei für Wanner die Entscheidung für eine Sanierung statt eines Neubaus die richtige gewesen. „Eigentlich machen wir gerade einen Neubau im Altbau. Die graue Substanz, so nenne ich das Gebäude, ist dafür super geeignet“, erklärt der Höchstädter Stadtbaumeister.
Davon können sich jede Woche auch die Beteiligten beim stattfindenden Jour fixe überzeugen. „Und es tut sich wirklich jede Woche etwas“, sagt Bürgermeister Maneth, der hinzufügt, dass bei der Maßnahme auch die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen. Angefangen von Holzfenstern, Lüftungsanlagen bis hin zu Dachbegrünung mit Bienen und Parkplätzen für Elektroautos. Eine mögliche Solarnutzung werde derzeit ebenfalls geprüft. Der zweite Bauabschnitt, der noch in diesem Jahr fertig werden soll, umfasst die Sanierung des Speisesaals und der Pausenhalle. Immerhin, so Helmut Herreiner, hat er aktuell rund 90 „Essenskinder“, wie er sie nennt, an seiner Schule. Sprich: Buben und Mädchen, die Mittagessen brauchen. Wie die drei Schulfreunde, die an diesem Tag draußen sitzen. Bald können sie in der neuen Mensa lachen und ratschen. Und bis dahin hoffentlich auch ohne Abstand.
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