Jeden Abend Pizza. 30 Tage lang. Kein Problem für Long Vo Thanh aus Höchstädt. Im Landkreis gibt es schließlich genug Auswahl. Zwar gehört Pizza zu seinen absoluten Lieblingsgerichten, doch den Speiseplan hat er nicht nur zum Spaß aufgestellt. Mit einer besonderen Aktion möchte der 22-Jährige die Gastronomen im Lockdown unterstützen. Dazu hat er sogar eine eigene Show mit dem Namen „Nationale Pizza Bewertung“ ins Leben gerufen. In Videos, die er anschließend auf seinem Instagramkanal „longweltreisevlogs“ postet, bewertet er die Pizzen, die er in den verschiedenen Restaurants im Landkreis testet.
Die Idee kopiert Long Vo Thanh von einem Amerikaner
Die Idee, sagt er, habe er sich von einem Amerikaner abgeschaut. Das Ziel: Möglichst viele Menschen sollen seine Beiträge sehen und vielleicht selbst beim jeweiligen Gastronom vor Ort bestellen. Um eine noch größere Zielgruppe zu erreichen, lädt Vo Thanh immer wieder auch Gäste in seine Show ein. „Ich habe schon mit der Fahrschule Meyer, dem Dillinger Filmcenter und dem Schulleiter des Johann-Michael-Sailer-Gymnasiums zusammengearbeitet“, sagt er.
Nicht nur die Gastronomie leide unter der Corona-Pandemie, betont er. Er wolle in seinen Videos deshalb den Alltag anderer Branchen darstellen und zeigen, wie sich die Beschränkungen dort auswirken. Dabei würde sogar er selbst immer wieder Neues erfahren. Beispielsweise habe er nicht gewusst, dass das Filmcenter in Dillingen bereits seit 1938 im Familienbesitz ist. Auch wie der Unterricht in der Fahrschule oder an der Schule unter Hygienebedingungen ablaufen könne, findet er spannend. Seine Gäste lässt er deshalb im Gespräch von ihren Erfahrungen berichten.
Mit seinen Videos will er die Gastronomen unterstützen
Bis zu 900 Aufrufe erhalten seine Videos. „Die Zuschauer kommen aus dem Landkreis, aber auch aus Augsburg“, erklärt er begeistert. Das Fazit, das ihn erreicht, fällt durchweg positiv aus. Oft erhalte er ein Bild von einer Pizza, gemeinsam mit der Frage, ob er erkenne, wo diese herkomme. „In der ein oder anderen Nachricht machen mir die Leute aber auch Vorwürfe, dass sie seit drei Tagen Pizza essen“, sagt er und lacht. Deshalb, so die Hoffnung, gebe seine Aktion den Anstoß, die Gastronomen im Landkreis zu unterstützen.
Pizza isst Vo Thanh für sein Leben gerne. Alleine in 32 verschiedenen Ländern hat der Höchstädter sein Lieblingsgericht bereits verspeist. Am Besten, daran erinnert er sich gut, hat es ihm in Melbourne in Australien geschmeckt. Die Pizza dort hat er aber dennoch nur mit der Note 1,4 bewertet. Schließlich müsse noch Spielraum nach oben sein. „Die beste Pizza im New-York-Style soll es im amerikanischen New Heaven geben“, sagt er. Die wolle er unbedingt einmal essen.
Für seinen Test im Landkreis bestellt sich der 22-Jährige aber ausschließlich eine Margherita. Knuspriger Boden mit Tomatensoße und Käse. „Das ist die Basis aller Pizzen“, erklärt er. Außerdem ließen sich so die Gerichte besser miteinander vergleichen. Beim Testen vergibt der Höchstädter ganz klassisch Schulnoten von eins bis sechs. „Dabei geht es mir nur um den Geschmack“, ergänzt er. Zubereitung, Dauer und Service fließen nicht in die Bewertung ein, da er die Pizza immer gleich persönlich abholt.
Was sich der 22-Jährige für die Gastronomen im Landkreis wünscht
Außerdem wüssten die Restaurants in den meisten Fällen bei seiner Bestellung nicht, dass es sich bei ihm um einen Kunden mit geheimer Mission handele. „Ich möchte meinen Besuch auch nicht ankündigen, ansonsten würden sie sich vielleicht besonders viel Mühe geben“, vermutet er. Außerdem: Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. In seinen Videos nehme er darauf Rücksicht und beschreibe ganz genau, warum sein Fazit für ihn persönlich so ausfalle: „Ich mag es knusprig und nicht zu salzig.“
Inzwischen hat der Höchstädter alle Pizzerien im Landkreis Dillingen getestet. Eine kurze Verzögerung hatte es bei seinem Test allerdings gegeben. Aus technischen Gründen, wie Vo Thanh erklärt. „Ich habe meine Weisheitszähne herausbekommen, deshalb musste ich Pause machen.“ Jetzt wo er mit seinem Pizza-Experiment fertig ist, schwebt ihm bereits eine neue Idee im Kopf herum. Ob er bald die Dönerbuden im Landkreis testet oder vielleicht typisch deutsche Gerichte genauer unter die Lupe nimmt, weiß der 22-Jährige noch nicht.
Dass möglicherweise nicht alle Gastronomien im Landkreis den erneuten Lockdown überstehen, stimmt ihn nach wie vor traurig. „Ich möchte mir nicht vorstellen, dass das Restaurant von nebenan zumachen muss, weil es nicht mehr finanzierbar ist“, sagt er. Da er selbst rund drei Jahre lang immer wieder einmal einen Nebenjob in der Branche hatte, hat er Verständnis für die ungewisse Situation, in der sich viele Wirte befinden. Aus diesem Grund betont er, sei es nun an der Gemeinschaft, eine Pleitewelle zu verhindern. „Nur wenn wir jetzt die Gastronomen zusammen unterstützen, können wir Schlimmeres vermeiden“, ergänzt er.
Auf Instagram kann man sich unter „longweltreisevlogs“ alle Videos von Long Vo Thanh anschauen. Hier geht es zu seinem Facebook-Kanal www.facebook.com/longdachinogge
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