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Höchstädt: Die Besten – mit Abstand: Endlich wieder Livemusik auf Schloss Höchstädt

Höchstädt

Die Besten – mit Abstand: Endlich wieder Livemusik auf Schloss Höchstädt

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    Alexander Maria Möck an der Violine und Barbara Bartmann am Flügel präsentierten im Rittersaal von Schloss Höchstädt eine feine Auswahl musikalischer Meisterwerke, unter anderem von Ludwig van Beethoven, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr eigentlich groß gefeiert werden sollte.
    Alexander Maria Möck an der Violine und Barbara Bartmann am Flügel präsentierten im Rittersaal von Schloss Höchstädt eine feine Auswahl musikalischer Meisterwerke, unter anderem von Ludwig van Beethoven, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr eigentlich groß gefeiert werden sollte. Foto: Silvia Schmid

    „Es schwinden jedes Kummers Falten, so lang des Liedes Zauber walten“, schrieb einst Friedrich Schiller. Ja, es war eine kummervolle Zeit für alle Musikliebhaber. Seit März durfte kein „Liedes Zauber“ vor Zuhörern durch die Konzertsäle walten. Keine Liederabende, keine Passionsaufführungen zu Ostern, keine Kammermusikdarbietungen, keine Orchesteraufführungen – nichts. Darf man hoffen, dass diese Zeiten des Darbens nun vorüber sind? Pianistin Barbara Bartmann und Violinist Alexander Maria Möck, zwei der stärksten und erfolgreichsten Musiker, die der Landkreis Dillingen je hervorgebracht hat, sind der Lichtblick am Ende des langen Corona-Tunnels. Sie haben die kulturelle Hungerphase beendet und mit einem grandiosen Kammerkonzert auf Schloss Höchstädt die neue Zeit eingeleitet.

    Barbara Bartmann und Alexander Maria Möck auf Schloss Höchstädt

    „Ab jetzt ist alles wieder anders“, versuchte Alexander Maria Möck aufzumuntern, nachdem er kurz die drastische Lage der frei schaffenden Musiker dargestellt hatte. Ist die Lage für die Künstler doch noch weitaus schlimmer als für die Zuhörer. Viele frei schaffende Musiker wissen nicht, wie sie über die Runden kommen, sollte die Pandemie das öffentliche und damit auch kulturelle Leben ein zweites Mal lahmlegen.

    Doch das Konzert von Barbara Bartmann und Alexander Maria Möck lässt hoffen. Sie haben gezeigt: Es ist möglich, wieder Konzerte zu veranstalten ohne dabei ein erhöhtes Risiko einzugehen, sich womöglich mit einer Krankheit zu infizieren. Musik lässt sich auch mit Abstand und mit Mund-Nasenschutz beim Betreten und Verlassen des Konzertsaales genießen. Ein vom Vater der Künstlerin ausgeklügelter Sitzplan für die Besucher bei stark limitiertem Ticket-Kontingent, Respekt und Rücksicht der Besucher, Verzicht auf eine Pause mit Getränkeverkauf und schließlich die Darbietung des Programms zweimal nacheinander, damit mehr Personen in den Genuss der Musik kommen können, waren der Preis für einen etwas anderen, aber wunderschönen Konzertabend.

    Ein gefälliges und besonderes Programm

    Unter dem Motto „Champions League“ hatten die beiden Künstler ein gefälliges, in der Kombination durchaus besonderes Programm zusammengestellt, das manchem Jubiläum dieses Jahres Rechnung trug. Wäre es nicht das Corona-Jahr geworden, so hätte man das Jahr 2020 nämlich vor allem als Beethoven-Jahr gefeiert.

    Vor 250 Jahren wurde der geniale Komponist geboren, der der Nachwelt so viele Schätze hinterlassen hat. Das Duo Bartmann/Möck entschied sich für seine beiden Romanzen in F-Dur (Opus 50) beziehungsweise – beim zweiten Konzert – in G-Dur (Opus 40). Die beiden Künstler trugen das Werk mit Anmut, Sicherheit und mit sichtbarer Lust am wiedererwachten Spiel vor, die nach kürzester Zeit jegliche Anspannung im Saal zu lösen vermochte.

    Nach einem kurzen Gruß- und Dankeswort von Barbara Bartmann ging es in ein ganz anderes Genre. Bewegend und berührend, standen drei Stücke aus der Musik zum Film Kinofilm „Schindlers Liste“ auf dem Programm. Die Künstler wollten damit an ein trauriges Jubiläum erinnern: die Befreiung der Gettos und Lager in Polen nach Kriegsende, das sich in diesem Jahr zum 75. Mal jährt. John Williams, zweifelsohne ein Champion im Bereich der Filmmusik, hat den Soundtrack komponiert und dafür viele Auszeichnungen – darunter der Oscar – erhalten. Höhepunkt hier das bekannte „Thema“: Alexander Maria Möcks Violinstimme erklang melancholisch-gefühlvoll ohne kitschig zu werden, und weckte im Kopf die Bilder der traurigen Historie.

    Viel Beifall und eine überraschende Zugabe

    Der dritte „Champion“ des Abends: Gabrile Fauré und seine Violinsonate Nr. 1 in A-Dur (op. 13) – die große Sonate der französischen Romantik aus dem Jahr 1875. Gabriel Faurét wurde vor 175 Jahren geboren, die Sonate ist bis heute sein meistgespieltes Werk. Barbara Bartmann brachte die emotionale Intensität dieses Stückes hervorragend zur Geltung und trug die Zuhörer mit der Klavierstimme durch das Stück. Das Zusammenspiel mit der Violine, unter anderem in der für Fauré typischen rhythmischen Versetzung, war so sauber wie harmonisch. Für die Zuhörer der reinste Genuss.

    Der Beifall der Konzertbesucher fiel entsprechend groß aus – und wurde mit einer ebenso überraschenden wie überzeugenden Zugabe belohnt: „Bordell 1900“ von Tango-Altmeister Astor Piazolla. Hinreißend leidenschaftlich und meisterhaft performed von Bartmann und Möck. Die beiden Künstler boten an diesem Abend definitiv das Beste seit Langem – mit Abstand.

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